Lange Schatten

Heute ein Bleibe- statt Reisebericht, denn, auf einmal gibt es Stillstand und zwar mit viel Bewegung: ein Haus mit Garten und Hund sind uns für einige Zeit anvertraut.

Gerade noch frei wie ein Vogel. Immer unterwegs, wohin es uns gelüstet. Heute hier, morgen weiter. Jede Nacht in einem anderen Bett. Mal mit Frühstück, mal ohne! Lange Zugfahrten, lange Fußwege, Busfahrten durch fremde Städte, Motorradfahrten durch faszinierende Landschaften. Rasten und staunen, wann immer uns der Sinn danach steht. Neue Menschen kennenlernen. Fremde Fauna und Flora bewundern, Gerichte kosten, deren Zutaten völlig außerhalb unseres Erfahrungsschmatzes liegen. – und plötzlich: ein fester Wohnsitz und ein Hund. Wirklich krass, der Gegensatz dieser Lebensstile.

Morgens gegen halb sieben, liegt eine Hundeschnauze auf der Matratze, mehr darf nicht. Zwei reizende, braune Augen suchen den ersten Blickkontakt des Tages. Mit angestrengter Ignoranz gelingt es mir meist die Räkelphase im Bett bis kurz vor Sieben zu verlängern. Unter ungeduldigem Gestubse streife ich das Zeug vom Vortag über und schon schnuppern wir, mit zunehmender Lebensfreude, die frühe Morgenluft am See.

Nur kurz ist diese erste Begegnung mit der Außenwelt. Frühstück heißt das lockende Zauberwort. Erst für den Hund, dann für uns Menschen. Die von mir so sehr geschätzte, druckfrische Zeitung, mit der letzten Tasse Kaffe …, es bleibt der sehnsuchtsvolle Gedanke daran. Auch hier, in dörflicher Umgebung, zwanzig Kilometer von Chiang Mai entfernt, ist an eine aktuelle, englischsprachige* Zeitung zur rechten Zeit eben nur zu denken. Seit wir unterwegs sind, gibt es morgens entweder keine Zeitung in der Nähe zu kaufen und wenn, dann auf keinen Fall eine englischsprachige, und wenn, dann so gut wie nie vom selben Tag.

Aber kein Problem, ich sammle insgeheim all die Dinge, auf die ich mich freuen kann, wenn ich eines Tages wieder in Deutschland bin.

Nach dem Frühstück, wenn alle satt sind und verdauen, bleibt mir Zeit für den ersten (!) Blick in den Spiegel. Nie hätte ich bisher für möglich gehalten, dass es Tage geben wird, an denen ich mich der Außenwelt zeige, ohne zuvor nicht selbst, zumindest einen ersten, prüfenden Blick in den Spiegel geworfen zu haben. Von Wäsche, Pflege, Frisur und dem üblichen Kosmetikkrams einmal ganz abgesehen. Doch schon die letzten zwei Monate, unterwegs auf Sumatra und in Vietnam, zeigten mir, das dies durchaus möglich ist und zwar ganz ohne negative Folgen für das eigene und anscheinend auch für das Wohl der Anderen. Die ersten frühmorgendlichen Begegnungen jedenfalls fallen auch hier allesamt freundlich und entspannt aus.

Einigermaßen vorzeigbar, geht es nach dem Frühstück auf in die zweite Gassirunde. Schwerpunkte sind jetzt, das große Geschäft und kurze Sprintstrecken. Ich hätte nie geglaubt, dass es mich einmal mit Befriedigung erfüllen wird, wenn ein Hund einen ordentlichen Haufen zur rechten Zeit, am rechten Ort absetzt.

Ein angenehmer Begleiteffekt dieser Gassirunden, ich brauche für eine ausreichende körperliche Bewegung die Auseinandersetzung mit meinen inneren Schweinehund nicht mehr. Diese Rolle hat nun ein realer Hund übernommen, der meine Entscheidungsfreiheit einengt und somit alles sehr vereinfacht. Jeder Hundebesitzer wird über meine Ausführungen nur müde lächeln, für mich ist es eine späte und völlig neue Erfahrung. Mein Leben lang war ich umgeben von autonomen Samtpfoten und nun dies. Ein kräftiges, tapsiges Wesen in völliger Abhängigkeit und ich selbst, nie groß in Hierarchien denkend oder lebend, nun in eindeutiger Führungsrolle. Das will verarbeitet werden (in einem Blogartikel zum Beispiel);-)

Wo war ich? Der zweite Rundgang, richtig. Kommt es dabei zu keinen Stressbegegnungen, mit freilaufenden Rüden oder Fahrradfahrern mit Helm und Satteltaschen, habe ich eine herrliche Zeit. Ich kann meine ganze Aufmerksamkeit auf die wunderschöne Umgebung und ihre täglichen, kleinen Veränderungen lenken, dabei lasse ich alle aufkommenden Gedanken kritiklos mit laufen. Ich genieße das.

Diese Begegnungen mit anderen, freilaufenden Rüden, da müssen wir noch dran arbeiten, der Hund und ich. Freilaufende Hunde sind allgegenwärtig in Thailand, erst recht in dörflicher Gegend. Hunde an der Leine Gassi zu führen mutet hier in etwa so exotisch an, wie bei uns eine Bankangestellte im Baströckchen. Schon nach zwei Wochen heißt es: “Schau mal, da ist wieder die Farang**-Lady mit den drei Hunden!” -Drei? Ja, manchmal auch vier, es hat sich so eingebürgert, dass wir auf unseren Rundgängen von einem alten, struppigen, schwarzen Streuner, einer kleinen, alten Wuscheldame namens Keep Muu (heißt: knusprig, frittierte Schweinehaut) und manchmal einer jungen, bildhübschen Beagle-Hündin begleitet werden. Das muss ein lustiger Anblick sein, kein Wunder, dass uns die meisten Menschen lächelnd entgegenkommen.

Durchgeschwitzt und abgekämpft sind wir dann irgendwann wieder vor Ort. Für den Hund ist Dösen angesagt und zwar nach Thaiart: seitlich hingeklatscht, alle Viere von sich gestreckt. Wie oft habe ich hier solche Hunde schon auf Straßen und Wegen herumliegen sehen. Jedesmal geht mein Blick auf den Brustbereich, um zu sehen ob sie noch atmen.

Nun hab ich etwas Zeit für mich und meine Arbeit: Schreiben, Fotos sortieren und Kontaktpflege. Dies ist manchmal etwas beschwerlich wegen der ungeheuerlichen Hitze, die sich ab 10 Uhr schon breit macht und alles sediert. Gegen zwölf Uhr Hunger, trotz Hitze und Trägheit. Es geht zur Nudelsuppenfrau, nicht weit entfernt, natürlich***. Eine wundervoll brennend, scharfe Nudelsuppe. Für mich nur mit Gemüse und mit den breiten Reisnudeln, bitte: Kwaiteo senyai saipak. So hat es eine thailändische Bekannte, in Lautschrift, für mich aufgeschrieben. Danach ein eiskaltes Bier aus eisgekühlten Gläsern im Gartenpavillon, ein Eiswürfel für den Hund.

Es folgt ausgedehntes Nichtstun bei Mensch und Tier. Dösen bis mindestens drei, vier Uhr. Ungeheuerlich für meine deutsch tickende Uhr. Die ersten zwei Wochen haben wir versucht, dagegen anzugehen. Nun fügen wir uns und so ist es eindeutig besser. Inzwischen sind es locker 35 Grad im Schatten und nur im Schatten ist es überhaupt auszuhalten. Welch ein Unterschied zum Winter in Nordthailand, denn der verläuft in etwa so angenehm wie unser deutscher Sommer, nur mit Sonnengarantie.

Spätnachmittags kommt langsam wieder Bewegung ins Leben. Ich sitze auf der Terrasse unter einem großen Ventilator und schreibe, später schmieden wir Pläne für den Abend, allein, mit Nachbarn oder Freunden. Kaffee gurgelt geräuschvoll in die Kanne. Wir genießen kalte, gelbe, saftige, süße Mangos, Papayas, Ananas oder Wassermelone mit etwas Gebäck.

Ein ausgedehnter Spaziergang folgt, große und kleine Geschäfte, erneute Sprints und etwas Hundestress, eben das volle Gassi-Programm. Alles um den See herum scheint noch wie betäubt von der Hitze und kommt nur langsam in Fahrt. Die blühenden Frangipanibäume duften um die Wette. Ich schnuppere an den Blüten, der Hund am Stamm, ganz unten. Bougainvillia blüht in allen Farben, die Mangos hängen schon schwer, aber noch grün an den Bäumen. Schreiend plantschen Kinder im See herum. Sie haben jetzt große Ferien, von Mitte März bis Mitte Mai. Auf den Straßen kommt der moderate Verkehr langsam wieder ins rollen. Alle Farben strahlen so intensiv als hätte sie jemand mit bunten Textmarkern in die Landschaft gesetzt. Die großen Ameisen werfen lange Schatten im letzten Sonnenlicht. Wie kleine Ungeheuer huschen sie über das sandige Seeufer. Die Sonne hat nicht mehr viel Zeit, bevor sie sich um halb sieben, als große, orangene Scheibe hinter den Bergen nordwestlich von Chiang Mai verabschiedet.

*deutschsprachige Zeitungen sind, global unterwegs, eine Seltenheit und wenn, dann meistens alt und teuer. Kein Problem natürlich in den besten Hotels der Weltmetropolen.

**thailändischer Ausdruck für Ausländer mit weißer Hautfarbe

***ja, ja, die Thais und ihr Essen, siehe hierzu auch meinen Artikel “Thailand, Land des Essens”

zu Ostern: Th-EI-land

Auch dieses Jahr gibt es zu Ostern einen Eierartikel, was sonst? Das fällt mir nicht schwer, denn zur Zeit sind wir in einem richtigen Eierland, in Thailand! Ja, im Ernst, niemand würde zuerst an Eier denken, wenn es um thailändisches Essen geht, oder? Ich bis letztes Jahr auch nicht. Ich dachte da eher an Reis, Zitronengras und Chili, vielleicht noch an die Satespieße, aber nicht unbedingt an Eier. Dabei sind Eier hier überall gegenwärtig:
sie werden zwischendurch, hauptsächlich vom männlichen Geschlecht, roh ausgeschlürft; sie sind eine unverzichtbare Zutat für hiesige Gesundheits- und Kraftelexiere; werden ins morgendliche Reisporridge eingerührt; fast jedes Reisgericht ziert ein beidseitig gebackenes Ei; hartgekochte Eier werden frittiert und in Salate gemischt; in den Supermärkten, auf den Märkten und in den Straßenläden, überall sieht man stapelweise Eier-Lagen. Auch Wachtel- , Enten- und andere Vogeleier sind im Standardsortiment.
Und dann gibt es noch – die Eier in Rosa. Nicht in Massen, aber doch so häufig, dass man bald neugierig wird. Steckt eine bestimmte Hühnerrasse dahinter? Schließlich kennen wir bei uns die lindgrünen Eier von den Grünlegern. Gibt es also thailändische Rosaleger? Oder sind sie angemalt? Vielleicht ein geheimnisvoller Kult ums Ei, wie bei uns zu Ostern? Da hilft nur eins, kaufen, ausprobieren und Leute befragen.
Inzwischen bin ich soweit im Bilde, dass ich Euch einige Infos geben kann. Vorweg, nein, ich habe sie so direkt nicht gegessen. Wie heißt es so schön? Das Auge isst mit? Mein Auge wollte nicht mitessen. Auf dem Foto kann man es sehen, das Eiweiß ist dunkelbraun und gallertartig, das Gelbchen schwarzgrün und es umweht sie ein Hauch von Schwefelduft. Wohl eher eine Festspeise zu Helloween oder dem Hexensabbat als zu Ostern. Man darf sich da von der schönen rosa Coloration nicht verleiten lassen. Diese Eier sind tatsächlich so eingefärbt und zwar nur, damit sie nicht mit den normalen Eier vertauscht werden. Na, die Überraschung am Frühstückstisch möchte ich mal jemanden bereiten. 😉
Nun zu den Fakten. Diese Eier werden auch tausendjährige oder hundertjährige Eier genannt, ebenso Pferdepisseeier oder Ledereier. Die Namen sind allesamt recht passend. Nein, in Pferdeurin werden sie nicht eingelegt, nur der Geruch erinnert ein wenig an Ammoniak. Lederartig ist die Konsistenz und eingelegt werden die Eier, statt mehrerer Dekaden, immerhin gute drei Monate lang. Die Zutaten der Lake variieren leicht, meist ist es eine Mischung aus Kohle, Lehm, Salz, Zitronensaft, Teeblättern und Reisspelzen. Mit der Zeit fängt dann diese Mischung an zu gären und beginnt eifrig auf die Eier einzuwirken.
Verständlich, dass einem Mitteleuropäer, bei der Beschreibung, bei diesem Duft und Anblick, nicht gerade das Wasser im Munde zusammen läuft.
Noch während ich mich kundig machte, die Eier aufschnitt und fotografierte, fiel mir ein, dass ich sie tatsächlich schon einmal auf einem Night Bazar in Mae Hong Son gegessen habe. Mit Appetit. Unwissend. Es waren mit Tempurateig ummantelte, frittierte, aufgespiesste “Pferdepisseeierstücke” mit Thaibasilikum und Chilisoße.
Ich wünsche Euch bunte und fröhliche Ostertage mit viel Genuss und Frühlingssonne!

Thailand, Land des Essens

“ceno, ergo sum” so mag ein thailändischer Philosoph und Beobachter in die lateinischen Schulbücher schreiben (“Ich esse, also bin ich!”). Sie essen. Immer, so scheint es. Leidenschaftlich, überall, nicht viel, aber ständig. Kaum jemand würde sich hier weiter als zweihundert Meter von der nächsten Suppenküche oder einer anderen Essensquelle entfernen, ohne einen anständigen Vorrat verschiedener Speisen mit sich zu führen.

Wo gibt’s denn hier was zu essen?

Küchenwagen und Suppenküchen säumen die meisten Straßen in den Städten und Dörfern. Dort gibt es Curries, Nudelsuppen, Satespieße frisch vom Grill (oder auch Satyspieße, das sind Hähnchen-oder Schweinefleischspieße, mariniert mit einer würzigen Kurkumasoße) , Eis, Kaffee, Desserts, getrocknete Knabbereien oder frisches Obst, verzehrfertig aufgeschnitten.
Diejenigen, die nicht mit dem Verkauf oder Verzehr von Speisen direkt beschäftigt sind, kaufen sich gerade etwas Essbares oder tragen das soeben Gekaufte in Plastikbeuteln und Schachteln verpackt bei sich.

Die Möglichkeit, jederzeit etwas essen zu können, scheint hier genauso wichtig, wie die ständige Verfügbarkeit von Atemluft. Ich übertreibe nicht!

Feste werden meistens mit einem Überangebot an vielen verschiedenen Gerichten gefeiert.
Letztens, in Cha Am, sind wir auf dem Dorfplatz zufällig und unwissend in eine Feier zum Todestag eines uns (natürlich) unbekannten Herren, hineingeraten. Es ähnelte einem Volksfest! Die Tochter des vor Jahren Verstorbenen kam sofort durch das gut gelaunte Gewühle auf uns zu und lud uns herzlich und nachdrücklich ein, von allem zu essen bis wir satt seien. Voller Neugier ließen wir uns an den Ständen in Bananenblättern verpackte Überraschungspakete in die Hand drücken. Mal waren sie mit scharfer Fischpastete gefüllt, mal mit sticky (klebrigem) Kokosreis. Bunte, süße in Öl gebackene Kringel, gebratener Reis mit Meeresfrüchten, unreife Mangos mit Chilipulver, frischgebackenes Krupuk, aufgespießte Fischbällchen süßsauer und so fort, eine wirklich sympathische Art der Toten zu gedenken.

In allen Städten gibt es zusätzlich zum Standardangebot Nachtmärkte, Foodmarkets oder auch sogenannte Walking Streets, wo täglich oder wöchentlich unzählige Verkaufsstände aufgebaut werden. In der Hauptrolle, die Essensstände.

man isst sich so durch den Tag

Es gibt keine besonderen Essenszeiten. Allenfalls Küchen, die morgens aufmachen und gegen Nachmittag verschwinden. Dafür tauchen gegen Abend wieder völlig neue mobile Küchen auf der Straße auf. Obwohl alles auf dem ersten Blick chaotisch und wuselig wirkt, ist es immer wohlorganisiert: Wer, wann, wo und vor allem womit erscheint. Sitzhocker, Tische, Papierservierten, die unverzichtbaren Ständer mit den vier Basiswürzen: Fischsoße, Zucker, Chilis und Essig, der Grill mit Kohle, alles wird auf einem seitlichen oder hinteren Mopedanhäger Platz finden und jeden Tag auf- und abgebaut. Wahnsinn! Die Eiskiste für die Getränke, die Getränken selbst, Wasser, sämtliche Zutaten, die Kochstelle, eine Gasflasche, einfach alles muss mit. Kind und Hund werden noch seelenruhig zwischen die Beine geklemmt und zügig schlängelt man sich so durch den tosenden Verkehr.

Morgens bevorzugt man oft eine einfache Reissuppe um den Magen langsam aufzubauen. Zeitgleich werden überall kleine Holzkohlengrills entfacht, denn der Hunger nimmt  schnell Fahrt auf. Einmal für die erwähnten Satespieße und entsprechend größere Grills für Hähnchen oder für ganze Schweine. Das “küchenfertige Tier” wird dazu aufgeschnitten und auseinander geklappt, etwas plattgemacht und aufgespießt. Dann wird es mit viel Ausdauer mal schnell, mal langsamer über der Glut gedreht bis es recht dunkel ist. Insgesamt ist das nicht so meine Abteilung.
Spätestens ab zehn hört man vermehrt emsiges Wokrühren, Gemüsehacken oder das Zischen von Frittiergut in heißem Fett, meistens Palmöl. Hier hinein landen dann so eine Art Schmalzgebäck, Frühlingsrollen, Bananen in Kokosteig, Garnelen in Tempurateig, leckere Fischküchlein und so fort. Erstaunlicherweise schmeckt es meistens richtig gut und gar nicht so fettig wie erwartet. Man hat auf der Straße einen freien Blick in den Wok und sieht erfreulich oft frisches, hellgoldenes Palmöl. Da es fast allesamt Könner am Wok sind, hat das Öl, durch die direkte Hitzezufuhr einer Gasflamme, immer genau die richtige Temperatur. Somit keine Chance für die Frühlingsrolle, sich mit Fett voll zu saugen. Erfreulich! Und zu meiner Freude gibt es auch hier im Norden Thailands noch oft, die von mir in Malaysia kennengelernten Roti Canais mit Banane. Ein sehr flüchtiger Beobachter würde dazu “Viereckiger Bananenpfannekuchen” sagen. Mit Entsetzen sehe ich, wie diese knusprige Köstlichkeit hier von den meisten mit viel Zucker, einer gehörigen Menge an Dosenmilch und einer dicken Spur Schokosoße “veredelt” wird. Es gibt eben auch Stände und Küchen deren Besitzer Dinge anbieten – und ich denke da an wirklich ungewöhnliche Speisen – dagegen sind die Roti Canais mit Dosenmilch noch voll im Rahmen des kulinarisch Vorstellbaren für uns Europäer.

So wandere ich durch die Straßen und es riecht immer nach Essen. Auch im Zeitungsladen, in der Hotellobby, im Bus oder beim Optiker, irgendwo wird immer ein Essen aus Unmengen von Plastiktüten hervorgezaubert und verbreitet den Essengeruch in Windeseile.

Wem das Angebot an den Straßen nicht reicht, der hält einfach eine mobile “Futterstation” auf der Straße an. Das kann jemand sein, der seine Köstlichkeiten in zwei Körben an einer geschulterten Stange mit sich herumträgt oder auch jemand, der per Rad oder Moped herumfährt und sich mit einer Lufthupe ankündigt.
Meine Favoriten sind hier der Obstwagen mit perfekt geschälter Ananas am Spieß oder einer frischen Trinkkokosnuss. Ach ja, und der Salatwagen, zu erkennen am großen Holzmörser.

Spicy Salad – scharfer Salat

Für meinen Lieblingssalat, den spicy Mango- oder Papayasalat, geht es nach Bestellung am Wagen wie folgt los: junge, ungeschälte Knoblauchzehen, Zucker (hier Palmsirup), einige Spritzer Fischsauce und Limonensaft, sowie, je nach Schmerzfähigkeit 1-5 kleine, frische Chilischoten und getrocknete Shrimps verschwinden in den großen Holzmörser und werden mit wenigen Stössen angequetscht und vermengt. Als Salat folgen dann einige rohe, grob zerteilte Longbeans ( grüne, lange Bohnen, die man roh essen kann), Tomatenviertel und in Streifen geraspelte unreife Papaya oder Mango. Geröstete Cashewkerne oder Erdnüsse und frischer Koriander krönen diese Geschmacksexplosion. Am besten schmeckt der Salat, wenn alle Geschmacksrichtungen, plus Schärfe, sämtliche Papillen auf der Zunge bis aufs äußerste reizen. Für Deutschland, wo diese Papayas und Mangos kaum zu bekommen sind, würde ich es mit Zucchini probieren. Die rohen Bohnen dann entweder ganz weglassen oder durch junge, gegarte Sojabohnen (Edamame) ersetzen. Schmeckt auch wunderbar als Gurkensalat, hierzu die Gurke ohne Kerne, fein raspeln.

Ab in die Tüte!

Begibt sich der Thailänder aber nun, wider erwarten und -willen, in ein Gebiet außerhalb eines Versorgungsgebietes, so führt er vorsorglich eine Sammlung verschiedener Speisen mit sich. Meistens in unzähligen Plastiktüten und Tütchen verpackt. Das ist eine Kunst für sich. Knallheiße Nudelsuppe wird mit Trichter in durchsichtige Plastikbeutel gefüllt, dann an den Enden zusammengefasst, so dass sich über dem Inhalt alles mit Luft füllt. Verschlossen wird dieses pralle Beutelchen dann mit dünnen Gummiringen, die mindestens neununddreißig mal, blitzeschnell um den Endzipfel geschlungen werden. Derart verpackt wandern dann Nudelsuppen, Reisgerichte, Salate, Frittiertes und in Miniformat die jeweils passenden Würzsaucen dazu, in größere Plastiktüten.
Natürlich haben wir das auch einmal ausprobiert. Ich bin los und habe an verschiedenen Ständen Essbares zum Mitnehmen zusammengekauft.
Mal ganz abgesehen von der Müllansammlung, ist auch die Handhabung eine Zumutung. Allein schon, diese Beutel von den Gummiringen zu befreien, ohne dass sich der heiße Inhalt über Finger, Tisch und Schoß ergießt. Für uns war es eine einzige Matscherei und zum Schluss sah der Tisch aus, als wären streunende Hunde und Katzen über eine Mülltonne hergefallen. Ich kann nicht einmal genau sagen, wie und ob uns das Essen überhaupt geschmeckt hat. Die Handhabung hat die Kulinarik eindeutig überlagert. Wir werden jedenfalls nicht versuchen diese Fertigkeit weiter zu vertiefen. Wir essen zukünftig wieder direkt vor Ort, wo auch immer das ist.

Verdammt, jetzt hab ich richtig Hunger gekriegt! – und ab …

wat ko chang thai

Für den geographischen Anschluss in Kürze: Malaysia: Kuala Lumpur, Kuantan, Cherating, Jerantut, Taman Nagara, Kota Bharu, Süd-Ost Thailand: Hatyai, Songkhla, Malaysia: Penang (wg. Visa), Hatyai, Don Sak und mit der Fähre auf die Urlaubsinsel Ko Samui, das heißt dann Urlaubsinsel Insel Samui, denn “Ko” oder auch “Koh” heißt “Insel”, so einfach ist das.
Eine einfache Hütte direkt am Strand, am eher beschaulichen Maenam Beach, Nordküste. Mit einer unverschämt wunderbaren Aussicht auf den thailändischen Golf und auf Ko Phangan. Eine kleine dörfliche Infrastruktur im Hintergrund rundet unser Vergnügen ab.
Dies alles zur hiesigen Regenzeit (Oktober, November), dementsprechend lässig und ruhig geht es hier zu. Ein schönes Gefühl zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Mit nur einigen Regenschauern am späten Nachmittag oder Nachts ist das sonnige, tropische Wetter für uns perfekt.

“unser” Viertel

Beschaulich geht es zu in unserem Viertel. Die Touristen werden immer weniger. Niemand drängt hier zur Einkehr, zum Kauf. In der Mittagshitze schlafen Hunde, wie plötzlich tot umgefallen, mitten auf der schmalen Straße, Katzen liegen beschnurrlich zusammengerollt vor den Eingängen. Im kleinen Wat ( =Tempel) in der Mitte der Querstraße zündet eine junge Frau mit ihrem kleinen Sohn einige Räucherstäbchen an. Die lauten Farben des kleinen Tempels machen die Stille fast sichtbar. Nur ab und zu knattert ein Motorrad vorbei. Jedes Haus ist ein Unikat, was sag ich, erzählt eine eigene Geschichte. Erzählt vom Auswandern, von Geschäften und Nationalitäten, von Kindern, der Familie, von Reichtum, von Überforderung und friedvollem Dasein.
Immer wieder, schon seit Malaysia, bewundere ich die zahlreichen, üppig wuchernden Kübelpflanzen vor den meisten Häusern. Oft kommen noch kleine Steinbecken oder Kübel mit Seerosen und anderen Wasserpflanzen hinzu. Das lenkt den Blick ein wenig ab von den kunstvoll verschnörkelten, bewohnten Vogelkäfigen, die oft an den Dachenden herunterhängen. In meinen Träumen streife ich nachts heldenmutig durch Thailand und öffne alle Käfigtüren.
Vor einigen Läden sieht man schon Sandsäcke gestapelt, bereit für den Ernstfall. Der Nord-Ost-Monsun war bisher kaum zu spüren, soll aber laut Vorhersage bald heftiger werden. Vor vereinzelten Überschwemmungen auf Ko Samui wird gewarnt. Nur zu aufmerksam verfolgt man hier täglich die Nachrichten aus den Regionen nördlich von Bangkok. Da viele Güter über Bangkok im Land verteilt werden, wird es auch hier spürbar leerer in manchen Regalen.
Aus den Kanälen längs der Straße steigt hin und wieder ein übler Kloakengeruch hoch.
Schon seit Kuala Lumpur verfolgt uns diese Phänomen. Ich glaube fast, es stört mich nicht mehr ganz so arg.
Wirklich ärgerlich allerdings, wenn es gerade vor unserer Frühstücksgarage “about cafe” passiert. Nur die frisch gemahlene Kaffeemischung, der sporadisch funktionierende WiFi Zugang sowie die “Bangkok Post” vom Vortag lassen uns den Geruch für kurze Zeit vergessen. Es gibt hier nur wenige Orte, wo man ab halb acht schon einen Kaffee oder gar Frühstück bekommt. Die Bars und Restaurants schließen jetzt früh am Abend, dafür kommt man morgens nur spät in die Gänge. Ein Kunstmaler, am Ende der Straße, am Strand gelegen, bietet “Breakfast” für originelle 99 Baht … aber zusammen mit seinem bezaubernden, rotgetigertem Kater kann man sich eine Bank teilen und immerhin bereits kurz nach sieben, einen heißen, löslichen Kaffee trinken. Mit einem ganzen Frühstück wollen wir ihn so früh lieber nicht belasten. Seine Werke stellt er dann nach und nach an der Hauswand auf. Es ist ein wenig das Malen auf der Suche nach Motiven, die sich verkaufen könnten: Buddha-Gesichter in allen Formen und Farben, hin und wieder eine Art Picasso, eine Seerose oder modern in Szene gesetzte Tulpen (war da mal eine heiße Sommerliebe mit einer Holländerin?). Er selbst jedenfalls lässt keinen Zweifel an seinem Dasein als Künstler: gutaussehend, mit braunem Teint und einem langen schwarzen Zopf, lässigem Schmuck und seinem charmanten Grinsen.
Unser Viertel ist so überschaubar, dass man nicht nur nach 2 Wochen die meisten Bewohner kennt, man weiß auch um ihre Gewohnheiten, wann, wer, wo auftaucht und hingeht. Dies ist kein Wunder, denn das Leben spielt sich eindeutig hauptsächlich auf der Straße ab. Die Wohnzimmer der Thai-Familien reichen hinaus bis auf die Straße und nicht selten wird man im Vorübergehen Zeuge von Chips-Exzessen vor dem Fernseher, Essenszu- und -vorbereitungen sowie anrührenden Erziehungsszenen.

ich sag’s mal so wie ich mein’ …

Überhaupt, Thailand, Land des Lächelns, der Tempel und der viel gepriesenen Küche! All dies möchte ich nicht in Abrede stellen, – jedenfalls nicht so absolut, resolut. Aber ich werde das Gefühl nicht los, daß viele dieser schwärmerischen Berichte von Reisenden stammen, die in Hotels und Ressorts untergebracht sind, in denen bildhübsche Thaimädchen und -jungs dazu ausgebildet wurden, zu dienen und zu lächeln.
Dort, wo die Thaiküche wohlgefällig dem kulinarisch-anspruchsvollem Weltengaumen angepasst ist. Alles geschieht dem zahlenden Gast zum Wohlgefallen und mit Glück auch mal ein wenig darüber hinaus.
Als budgetreisende Weltenbummlerin, in Gelegenheitsunterkünften wohnend, werde ich hier in Thailand genau so oft bezaubernd und entwaffnend angelächelt, wie in Malaysia, in den USA, auf den Fijis oder auch in Deutschland. Es gibt Suppenküchen auf der Straße, die möchte man glatt samt Köchin mit nach Hause nehmen. Aber auch langweilige Suppen mit noch langweiligeren Einlagen werden verkauft. Es gibt einfache und saubere Straßenküchen, wie die unseres thailändischen “Jamie” auf der Ringstraße. Gleich nebenan sehe ich eine verdreckte und schlampige Küche, wenig einladend. Mal bietet man uns zweifelhaft gelagerte und außergewöhnliche Tiere an, frittiert oder gegrillt, aber auch leckere, grüne-, rote- und Massaman- Curries, die ich wieder und wieder essen kann. Am besten alles ordentlich chilischarf! spicy! Das ist wirklich so hier und ich genieße das leichte oder auch mal stärkere Brennen im Mund, noch lange nach dem letzten Bissen!
Ich denke, aus Sicht eines gut zahlenden, und naturgegebenen unter Zeitdruck stehenden, Urlaubers kann man das leicht geschönte Thailandbild gut verstehen. Wer reist schon gern tausende von Kilometern für tausende von Euros, um hinterher festzustellen, dass dort auch nur mit Fett frittiert wird.
Ganz vordergründig hängt dies auch mit unserer Sehnsucht nach einem Paradies zusammen und mit der vergeblichen Suche danach. – Das Paradies bin ich! Aber das führt jetzt wirklich zu weit. (ähnliche Effekte, siehe Artikel “plötzlich fiji”, weitere Gedanken dazu in meinem neusten Buch “Die Webums” Seite 1.254, *lach) Die junge Thaigeneration findet es hier ebenso uncool jeden anzulächeln nur weil er ihren Weg kreuzt, wie unsere Jugend in den Fußgängerzonen. Hinter den Tresen von Handyläden und Parfümerien gibt es ebenso gelangweilte Gesichter und mit Simsen und Schminken beschäftigte MitarbeiterInnen, wie bei uns.
Nicht falsch verstehen, dies alles enttäuscht mich keineswegs. Es beruhigt mich eher ein wenig und unterstützt mich in meiner Lust und Freude am Entdecken.

ich entdecke also

Die Sprache zum Beispiel, sie klingt wie eine nasale Mischung aus dänisch und chinesisch. Mit Vorliebe ruht man sich ein, zwei Töne lang auf der letzten Vokalsilbe aus, was sich dann oft etwas quengelig anhört.
Sowieso “ausruhen”, das ist einfach kein Thema hier. Man macht es einfach, überall und wann immer einem der Sinn danach steht. Besonders beneidenswert ist die Fähigkeit der Thailänder, in fast jeder Lage und Position schlafen zu können. Egal ob es lange Busfahrten oder Flüge sind: hinsetzen, Augen zu und weg. Oder einfach mal zwischendurch am Arbeitsplatz, hinter der Theke, auf einer Treppe oder auch gern mal zusammengerollt auf einer Ablage: hinlegen, Augen zu und ab ins Traumland. Dabei unterstützt sie ihre kleine Statur, sowie meistens eine große Gelenkigkeit.
Oder sie hocken. Dabei berührt das Gesäß soeben nicht den Boden, die Fusssohlen sind ganzflächig aufgestellt und die Knie dienen als Auflagefläche für die Arme. in dieser Position wartet man auf den Bus, raucht eine Zigarette oder ruht sich einfach etwas aus, wenn man gerade mal nicht schlafen möchte.
Da ist eine kleine Thailänderin, die hier unter anderem wohl für die Sauberkeit der Häuschen zuständig ist, denn ich seh sie ab und an mit Besen und Feudel herumlaufen. Sie hat es bisher mit dem Tagesschlafen zur Meisterschaft gebracht. Immer seh ich sie irgendwo, zusammengerollt wie ein Kätzchen, schlafen. Höre sie manchmal sogar schnarchen. Bis jetzt haben wir nicht herausgekriegt, ob sie die ganze Nacht noch irgendwo arbeitet, sich amüsiert oder ihren Tagesschlaf einfach zusätzlich zum Nachtschlaf genießt.
Das Klima ist jedenfalls wie geschaffen dafür und ist man erst einmal eine Weile hier, dann entdeckt man auch bei sich selbst ein ungeahntes Trägheitspotential.
Quirlig und aufgeregt geht es augenscheinlich nur beim Essen und Kochen, sowie im Straßenverkehr zu. Dies sind natürlich nur Beobachtungen, die ich hier ganz subjektiv niederschreibe. Keinesfalls sollen meine Zeilen dieses sympathische Volk zu Faulenzern und Schlafmützen abstempeln. Ich schätze mal, sie haben es einfach perfektioniert, mit möglichst wenig Energieaufwand mal mehr und auch mal weniger glücklich im Jetzt und mit ihrem tropischen Klima zu leben. Und wir jetzt für eine Weile mit ihnen.

Für einen Blogartikel wieder viel zu lang, ich weiß.
Nicht beschrieben bleibt das Meiste, wie immer. Kein Wort von den interessanten Märkten, den Stinkefrüchten und den Kotzgurken, von den verwahrlosten Tempeln und den “Pflicht-Mönchen”, von Auswanderern und Hiergebliebenen, von faszinierenden Aussichten, der Pflanzenwelt, den Balloons und den plötzlichen Knallereien, den Selbstverstümmelungen zum Vegetarierfest, von Wasserfällen, Geisterhäusern, armen Tigern und Elefanten, von Fanfare und Falte*, Schweiß, Ventilatoren, Mücken, Mangos, Kokosnüssen, Samosas und Rota Canais, von Stirnlampen und vom richtigen Zeitpunkt weiter zu ziehen (…)
*unsere treuen tierischen Begleiter auf Zeit (siehe Bild: Katz und Hund)

ach ja und: “wat ko chang thai”, Ihr ahnt es sicher schon, ist eine recht sinnlose Aneinanderreihung von bekannten thailändischen Wörtern: ” Tempel Insel Elefant Thai” . Die Sprache finde ich unglaublich schwer zu lernen, nach gut einem Monat kann ich nicht mehr als wenige Höflichkeitsfloskeln und eben ein paar oft benutzte Hauptwörter.

süßer Besuch – Sugar Mill, Lautoka, Fiji

Staubig und unübersichtlich begann unser Ausflug nach Lautoka, Sugar-City. Hier wollten wir uns genau dieses süße Herz von Fiji, die Zuckerfabrik, bzw. eine der vier Zuckermühlen der Fiji Sugar Corporation, einmal näher anschauen.

zuvor

Allein die Terminabsprache dauerte letztendlich eine Woche, mal war der Manager im Meeting, mal lief die Mühle nicht, mal hatten wir was anderes vor. Mit einem Termin, 10 Uhr morgens, ohne Ansprechpartner und mit einer ungefähren Angabe, wann wir aus dem Bus raus mussten, machten wir uns auf den Weg. Bushaltestellen gibt es schon, aber sie haben keine Namen, oftmals sind sie auch nicht als solche zu erkennen, es scheinen lediglich Stellen, wo die Leute öfter als sonst ein- und aussteigen. Sie halten hier auch auf Wunsch, was uns aber in der konkreten Situation nicht weiterhilft. Das Fabrikgelände ist groß und von außen ist absolut nicht ersichtlich, wo denn nun der Haupteingang oder gar ein Verwaltungsgebäude ist. Viel zu spät, wie sich später herausstellte, verließen wir den ungefederten und fensterscheibenlosen Bus. Wir entschieden uns, falsch, für das nächst beste Tor, durch das Lastwagen mit ihrem Zuckerrohr hineinfuhren. Die Straße war unbefestigt, der Hof erst recht, seit Tagen hat es nicht geregnet, also Staub ohne Ende. Mittendrin ein kleines besetztes Pförtnerhäuschen. “Bula!”- “Bula!” “we have an appointment here at 10h to visit the sugar mill.” hoffnungsfrohes Lächeln hier, freundliches Lächeln zurück. Moment. Anruf. Dann:”wait here, please!” – Aus der staubigen Ferne sahen wir bald einen rundlichen Mann langsam auf uns zukommen. Nach einiger Zeit, Bula! Händeschütteln, unser Text. Sein Text:”…not here. Must go out … left, not the next gate, go more left… then.” Alles war einigermaßen klar. Ganz klar ist hier selten eine Ortsangabe. Das liegt zum Teil oft an dem recht unverständlichen Fiji-englisch, aber zum anderen auch daran, dass man hier einfach keine exakten Angaben mag, oder nicht macht, was weiß ich. Es ist ähnlich wie mit den Bushaltestellen, nix genaues hat man eben gern.
Bis wir dann endlich dort waren, wo man sich richtig um uns kümmerte, gab es noch einige kurze Dialoge und wirklich viel Staub!

kurz davor

Nun sitzen wir, blaubehelmt, vor einer Baracke auf der Bank und wissen eigentlich wieder nicht, wer sich wann und ob sich überhaupt jemand um uns kümmern wird, wir sind aber optimistisch.
Zwischenzeitlich gab es aber genug aufzuarbeiten, denn immerhin sind wir schon durch einige Büros geführt worden, bekamen einen Helm, Besucherausweise und einiges zu sehen… Da kamen uns automatisch die Arbeitsbestimmungen für deutsche Büroplätze in den Sinn, diejenigen, die zum Beispiel regeln, wie die Stühle beschaffen sein müssen um Rückenschäden zu vermeiden, wie Bildschirmhöhe und -winkel ausgerichtet sein müssen um die Augen zu schonen, usw. Ich vermute, bevor in diesen Büros die Augen tränen und der Rücken schmerzt, was bei dem alten und zerschlissenem Gestühl bestimmt recht schnell der Fall sein wird, steht man hier einfach auf und dreht ‘ne Runde, macht Pause, trifft sich mit Kollegen oder verrichtet Anderes. Gestressten Mienen sind wir jedenfalls weder in der Fabrik noch in den Büros begegnet, ganz im Gegenteil. Gerade, als wir die grausame Vorstellung, wieviel Zucker auf diese Welt einrieseln würde, stellte man allein diesen Betrieb auf größtmögliche Effizienz um, genussvoll ausschmücken wollten, kam ein schmächtiger Inder, Samy, mit Helm und Safty Weste auf uns zu, um uns zum Headquater Office zu bringen. Es unterschied sich nicht groß von den anderen Büros, also nichts von wegen “Teppichetage”.
Hier stellt man offensichtlich neues Personal ein, hält Schulungen und die Sicherheitsabteilung ist auch integriert.

es geht los – die Einführung

Wir wurden kurz aufgeklärt: 1870 fanden auf den Fijis die erste professionelle Zuckerherstellung statt, diese Zuckermühle in Lautoka gibt es schon seit 1926, die FSC (Fiji Sugar Corporation) besitzt heute 4 Zuckermühlen auf den beiden Hauptinseln. Das Zuckerrohr wird mit LKWs und hauptsächlich mit der kleinen Zuckereisenbahn, Cane Trail, von den entfernt gelegenen Feldern der ganzen Insel bis zu den Mühlen hin transportiert. Das einzige Schienennetz auf den Fijis und nur für Zuckerrohr. Mit kleinen Dieselloks werden nummerierte Wägelchen voll beladen zu den Mühlen gebracht. Die Felder werden meist noch mit der Sense geerntet. 5-7 Jahre kann man, einmal im Jahr, die Rohre schneiden, dann heißt es roden und neue Sprossenstücke aussetzen, aus denen in Turbogeschwindigkeit neue Halme wachsen.
Die Zuckerindustrie ist für Fiji der wichtigste Exportzweig und so gibt es im Parlament dafür extra einen Zuckerminister.
Das Zuckerrohr wird bei den Mühlen angeliefert, gewogen und klein geschreddert, so dass das Mark frei liegt. Dann kommt diese Masse in riesige schwere Mühlen und dort wird der Saft ausgepresst. Die Faserreste, die Bagasse, wird zur Energiegewinnung der Mühle verwendet. Der Saft wird im nächsten Prozess erhitzt und durch Zugabe von Kalk von Verunreinigungen befreit. In mehreren Prozessen wird der klare Saft, durch Erhitzen und Verdampfen von Wasser, konzentriert.  Haben die Kristalle eine bestimmte Größe und Konzentration erreicht, wird dieser Sirup erhitzt und zentrifugiert. So oft, bis es sich nicht mehr lohnt. Der “unbrauchbare” Rest wird direkt weitertransportiert zur nahe gelegenen Rum- Destillerie. Der Rohzucker wird in einer Trommel mit heißer Luft getrocknet, abgekühlt und dann für den Transport verpackt. In 2010 wurden 2,2 Millionen Tonnen Zuckerohr geschreddert und daraus 167.611 Tonnen Rohzucker gewonnen.
Nach diesem Vortrag, mit flüchtigen Kritzeleien auf der Tafel untermalt, gesellte sich noch eine Gruppe von sechs Franzosen zu uns. Leider verstand nur eine Frau ganz wenig englisch, was die Kommunikation fast unmöglich machte, aber immerhin die Wiederholung der Einführung auf zwei Sätze abkürzte.

es geht los – der Rundgang

Dann ging es endlich ab in die Mühle. Mit unserem reizenden Samy, einem schmächtigen Inder, staksten wir im Gänsemarsch durch die laute, staubige, klebrige Anlage. Hinter jeder erklommenen Eisentreppe befanden sich im Halbdunkel neue riesige Kessel und Behälter, in denen die unterschiedlichen Bearbeitungsstufen stattfinden, die der Zuckersirup durch macht. Überall trafen wir auf freundliche Arbeiter, die immer wieder uns allen die klebrige Hand schütteln wollten oder zumindest einen kurzen Smalltalk begannen, in dem wir uns die Namen und Nationalitäten gegen den Lärm zubellten. Klebrig war bald alles, besonders die Hände, denn ab Stufe Melasse, gab es von Samy oder den Mitarbeitern immer reichlich Zuckerproben auf die Hand. Durch erwartungsvolles Nicken wurden wir jedesmal aufgefordert, zu probieren.  Die heißen Kessel, die Hitze von draußen, alles war hier irgendwie halb drinnen und draußen, der Lärm der Maschinen, klebrigen Hände und Münder und alle folgten wir brav und interessiert auf engen Gitterstiegen unserem Samy. Wir haben in hinterher, unter uns, Mr. Slippery getauft. Denn, da die Franzosen kein englisch konnten und es überhaupt sehr laut war, begleitete er alles, was er sagte, mit einer ausgeprägten Körpersprache und Mimik. Kam ein glitschiger Weg, ging er plötzlich in die Knie, um mit seinem schmalen Hinterteil hin- und her zu wedeln und sich dann mit bedeutungsvollem Blick zu uns umzudrehen, um uns ein “slippery!” zu zurufen. Diese Einlagen allein waren schon einen Besuch der Anlagen wert.

danach

Klebrig schwitzend beeindruckt und wieder um etwas Wissen bereichert, verließen wir die Anlage zum Abschlussgespräch. Es gab noch einige Infos, Adressenaustausch und schließlich sind wir mit dem Sicherheitschef der Anlage, ein indischer Meisterbowler laut eigener Aussage, in seinen nahe gelegenem Bowling Club spaziert. Wir wurden dort zum unvermeidlichen Kavatrinken eingeladen. Es folgten diverse Einladungen zu Bowlen, zum Essen und die Aussicht, nächste Woche die nahegelegene Rumdestillerie, zu besichtigen. Wie schon erwähnt, wird dort ein Teil der Melasse zur Herstellung des starken, braunen Fiji-Rums, Bounty, verwendet.

plötzlich fiji

Fijis, das sind die Fidschi Inseln. Sie liegen von Europa aus gesehen, ganz auf der anderen Seite der Erdkugel, wenige Flugstunden nördlich von Neuseeland entfernt. Fiji, ich mag diese drei Punkte hintereinander einfach und bleibe deshalb mal bei der englischen Schreibweise.
Da war also gerade noch Los Angeles und schon ist Fiji. Wobei, ‘Schon’ ist gut, satte 10 Flugstunden in unbequemster Ruhestellung, plus mal eben so ein ganzer Tag, der nicht stattfand (kurz vor Fiji überquert man die Datumsgrenze). Da ist es schon so, dass die Seele eine Zeit braucht um nachzukommen. Manche nennen es Jetlag, aber das sind diejenigen, die Termine haben. Wenn man keine Termine hat, ist man zunächst mal nur müde, besonders wenn man, wie ich, in der unbequemen Flieger-Sardinenstellung nicht schlafen kann. Ist man dann ausgeschlafen, muss man zusehen, dass die Seele nachkommt. Dies kann, je nach Entfernung, Land und Befindlichkeit, schon mal bis zu einer Woche dauern.

einleben

In diesen fünf oder sechs Tagen, die es bei mir gedauert hat, schwankte es in meinem Gemüt und Sosein zwischen euphorischer Entdeckungsfreude und eher gedämpften Staunen. Wie die meisten, für uns “exotischen” Länder, gibt es auch auf den Fijis zwei sehr unterschiedliche Seiten. Zum einen die heile, freundliche Urlaubsinselwelt mit dem weißen Sand, den Kokospalmen und dem türkisfarbenem Meer auf den Koralleninseln und dann eben Fiji, das alltägliche Leben auf den beiden Hauptinseln. Ein Leben mit allen Problemen, die die isolierte Lage und die 1970 zurückgewonnene Unabhängigkeit so mit sich bringen. Das reicht von einer noch sehr ausbaufähigen Infra- und Sozialstruktur, Umweltproblemen, zunehmender HIV Infektionsrate sowie einer inflationär steigenden Rate an NCD (non communicable disease), zum großen Teil hervorgerufen durch Über- und Fehlernährung. Kurz, eine Gesellschaft im Umbruch von einer aus Farmarbeit geprägten Kultur hin zu einer modernen und technisierten Gesellschaft. Zudem die ständig schwelende Dissonanz zwischen den indischen und den melanesischen (ur-fijianischen) Anteilen der Bevölkerung.
Allein schon optisch auffällig, diese grundverschiedenen Menschen: den grazilen, feingliedrigen Indern, mit glatten glänzenden Haaren und den Melanesiern, mit ihrem kräftigem (Rugby)Körperbau und meist kurzgelocktem Kräuselhaar. Hier indisches Daherschreiten mit zunächst zögerlichem, doch dann oft herzlichem Blickkontakt; dort ein melanesischer, wiegender, leicht nach vorn fallender Schlurfgang, allzeit bereit für ein herzerwärmendes Bula-Lächeln. Ach ja, “Bula”, das ist hier die Begrüßung, die bei jeder Begegnung erklingt, sprich: (ganz weich) Mbola.
Und genau in diesem ganzen Mischmasch aus den Höhen und Tiefen offenbart sich, nach längerer Zeit, auch eine Schönheit, die man sich eben erst ein wenig erarbeiten muss. Dann entdeckt man schnell an jeder Ecke offene und freundliche Menschen, die, jenseits von Geschäftemacherei, immer gern bereit sind für einen Plausch. Man liest und hört, wie Bildung und Umwelt zunehmend eine Rolle in der Gesellschaft spielen und wie sich engagierte Bürger und vor allem auch Frauen zunehmend für ihre Themen einsetzen. Da fehlt nicht viel und bei mir springt der Begeisterungsfunke selbst für Rugby und für das Kava-Trinken noch über!
Man lauscht und bewegt sich hüftenschwingend zu der rhythmischen Musik, die hier oft aus den arbeitsbegleitenden Radios tönt. Ein harmonischer, zweistimmiger Gesang, ein wenig Harry Belafonte, ein bisschen Reggae. Es klingt gutgelaunt und immer auch ein wenig sehnsuchtsvoll in Moll. In den Städten ist es dann schnell mal vorbei mit der Harmonie, denn fast jeder Laden hat einen großen Lautsprecher in der Tür stehen und versucht, durch möglichst laute Pop- oder indipopmusik, die Kundschaft in die Läden zu treiben.
Damit dass klar ist, mit diesen und folgenden Zeilen möchte ich natürlich keine Urlaubsträume zerstören und sage schon mal vorab, das mit den Trauminseln (weiß, türkis, etc.), das stimmt so wirklich!! Nie bin ich in ein schöneres Meer abgetaucht! Die Temperatur stimmt, der Wellengang ist sanft und der Blick geht bis auf den Grund. Das erste Mal habe ich hier geschnorchelt und sofort eine unendliche Vielzahl an bunten Meeresbewohnern entdeckt, wow! So kann man wunderbar seinen Tag gestalten! Möchte jemand so oder ähnlich seinen Urlaub auf den Fijis verbringen, dann rate ich, nach einem guten Pauschalangebot (achtung, nicht billig!) für eines der Resorts auf den kleinen Inseln Ausschau zu halten. So lassen sich wunderbar zwei bis drei Wochen Fiji genießen. Die Inseln sind allesamt zauberhaft und es gibt dort eigentlich nur zwei Arten von Unterkünften, Backpacker Resorts und hochpreisige Resorts. Wichtig bei allem ist eine Verpflegung inklusive zu buchen, denn auf den meisten Inseln gibt es keine Restaurants, Orte oder gar Supermärkte. Trinkwasser wird meist zu Apothekerpreisen in den kleinen resorteigenen Shops zwischen Sonnenmilch und Schnorchelmasken verkauft. Das zwischendurch mal auf die Hauptinsel fahren, wird einem durch ein Monopol-Transportsystem madig gemacht. Es ist teuer und von der Hauptinsel nur als halb- oder ganztägiges Bespaßungspaket zu buchen. Wirklich ärgerlich! Einfach mal so auf eine Insel oder über mehrere Inseln zu hüpfen ist nicht möglich, bzw. wird auch nur wieder in geordnete Combo- und Island Hoppingpässe verpackt und verkauft. Zwar gibt es hier und da kleine Halb-private Anbieter, die Dich ein wenig günstiger zu Deinem Backpacker-Resort bringen, aber Dich einfach auf einer Insel absetzen und abends wieder abholen, das dürfen sie anscheinend nicht. Diese Trauminseln sind allesamt in den Händen weniger Cruisinggesellschaften und der Inselresorts. Genau dies macht hier ein planloses, lustvolles und spontanes Treibenlassen als Weltenbummler (im mittleren Alter, mit mittlerem Anspruch und Budget) sehr schwierig. Aber dennoch ist es nicht unmöglich!

alltag

Nach 2 Wochen auf der Hauptinsel Viti Levu haben wir für uns den Bogen raus. Wir haben eine günstige Langzeitunterkunft für die ganzen 6 Wochen, mit genügendem Komfort und netten Kontakten. Da muss ich gerade schmunzeln, denn mein Blick geht durchs Küchenfenster auf die hintere Veranda, da weht unsere Wäsche auf der Leine lustig im Wind. Der Wasserkocher rauscht vor sich hin und zwei Tassen mit körnigem Kaffeepulver warten auf das heiße Nass. (Ja, richtig gehört, Pulverkaffee, ist hier allgegenwärtig. Einen richtigen Cappuccino oder Filterkaffee gibt es nur in ausgesuchten Läden und ein Besuch dort gehört für uns durchaus zu den kulinarischen Highlights.) Nach den zwei Monaten steter Unrast in den USA, stellen sich jetzt geradezu vertraute und heimische Gefühle ein. Bestimmte Rituale und Gewohnheiten haben sich eingefunden, hier in dieser völlig fremden und ungewohnten Umgebung. Und das genieße ich durchaus. Z.B. jeden Tag einen ausgiebigen Strandgang oder täglich eine “The Fiji Times” zu kaufen und sie im Laufe des Tages auch von vorn bis hinten zu lesen. Als Zeitungs-und Zeitschriftenjunkie ist für mich der Übergang von den USA, mit der riesigen Auswahl an Druckerzeugnissen, hin zu den Fijis, mit eigentlich nur einer lesbaren Tageszeitung, recht krass! Übrigens ist “The Fiji Times”, die erste Tageszeitung, die jeden Tag auf der Welt erscheint, hat was, oder?

happyend

Von unserem Dauer-Domizil aus, bei Nadi gelegen, werden wir noch viele Touren unternehmen, in die Berge, in die Hauptstadt Suva, in die “Zuckerstadt” Lautoka, zu den großen Sanddünen nach Rakiraki, an die Korallenküste, zu den heißen Quellen und immer wieder mal auf eine Insel (natürlich mit einem zuvor gebuchten Rundumsorglos-Kit ;-).
… und wieder stelle ich fest, dass ich Euch so viel noch gar nicht erzählt habe. Was ist mit unserer ersten Kava-Nacht, der zweiten und dritten? wer nimmt wen warum unterwegs mit und wie ist es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren? Wie und was wird gekocht, was auf den Märkten verkauft? Wie sehen die Besen aus und was ist das beliebteste Schuhwerk? Noch kein Wort, von ein paar schillernden Fischen abgesehen, habe ich über die eindrucksvollen Tier- und Pflanzenwelt verloren oder über die Mode: Männer in Röcken! Absolut nachahmenswert, das sieht richtig gut aus! …. aber davon und mehr ein anderes Mal.

von Detroit nach San Francisco

Detroit – SF: vorweg

Dazwischen liegen nicht nur 3.861 km, ein Autokauf, zwei Monate und ca. 12.000 real gefahrene Kilometer, oh, nein!
Dazwischen liegen Säcke voll Erfahrungen, voll Staunen und Wundern! Tage schlechter und guter Kost. Viele Begegnungen mit offenen, freundlichen Menschen bei meistens gutem Wetter. Und viele, viele noch nicht geschriebene Blogartikel! 🙂

Detroit – SF: zuvor

San Francisco, Californien, die Stadt überhaupt! Eine riesige Stadt, mit ordentlich viel Multikulti. Ich fühlte mich hier, besonders als Ex-(Wahl)Hamburgerin, sofort wohl. Das Wetter ist meist so, wie man es von Californien, San Francisco, als nicht informierter Außenstehender nicht erwartet: wechselhaft, kühl und nebelig!
Ja, die Postkarten von der Golden Gate Bridge scheinen allesamt gründlich mit einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet oder sie sind an diesem einen Tag im Jahr aufgenommen, an dem freie Sicht war. Vielleicht haben wir da im Vorfeld nachlässig bis gar nicht recherchiert, aber bei „California Beach“ , da hatten wir ewige Sonne am heißen Strand vor Augen. Die durchaus charmante Realität vor Ort ist eine andere. Der Pazific, hier längs der kalifornischen Küste, steht unter dem Einfluss einer kalten Nordpazifikströmung und hält sich so erfolgreich die Badenden vom Leibe. Selbst die taffen Surfer tanzen ausschließlich im eleganten Neopren auf den Wellen, zumindest jetzt im Juli. An der Küste und in der San Francisco Bay Area beträgt die Sommertemperatur durchschnittlich 17°-19°C und immer wieder wabern feucht-kalte Nebelschwaden vom Ozean ins Landesinnere. Dafür friert es hier nicht im Winter und das hat zur Folge, dass die schönsten Pflanzen, Kräuter und Bäume hier bis in den Himmel wachsen, einfach wunderschön! In Berkeley, der bekannten Universitätsstadt, ebenfalls in der San Francisco Bay Area gelegen, wachsen die schönsten Pflanzen, Lilien, Orchideen, alle möglichen Arten von Sukkulenten (das sind dickfleischige Pflanzen, wie z.B. der Geldbaum) einfach so am Straßenrand und lassen zusammen mit den üppigen Bepflanzungen der Vorgärten dem Fußgänger gerade noch ein enges Spalier mit aromatischen Düften.
Fast alles an Gemüse und Obst, von der Avocado bis zur Zitrone, gibt es hier das ganze Jahr über regional zu kaufen, in zunehmendem Maße „organic“ (aus biologischem Anbau). Es ist eine sinnliche Freude, sich über die Farmersmärkte zu naschen. Auch einige Einkaufsmärkte sind paradiesisch. In Berkeley ist es zum Beispiel der „Berkeley Bowl Markt“  , der ganz viele seiner Waren, von der Erdnuss über Nudeln bis zur Erbse, vom Käse bis zum Kaffee, lose anbietet. Eine unendlich große Auswahl! – Nach fast 2 Monaten quer durch die Staaten, glaubt man hier, man ist im Paradies gelandet!

Und dann dieses San Francisco, so viele Kulturen, so groß, so viele Gegensätze und Möglichkeiten, eine wundervolle Stadt! Hier oder im Umfeld könnte ich mich sofort niederlassen. Dazu die bekannten, eindrucksvollen Attraktionen, von der Golden Bridge, der Cable Car, der Fisherman´s Warft und: nach drei Wochen kann ich nicht aufhören darüber zu staunen, diese Straßen!
Die Straßen sind hier tatsächlich so steil, eigentlich noch steiler, als es in den vielen Spielfilmen und Serien immer den Anschein hat. Jedes Mal, wenn wir irgendwo „oben“ angelangt sind, stockt uns der Atem, da man für Sekunden (wahrscheinlich nur Bruchteile von) nicht sehen kann wo, und ob überhaupt, diese Straße weitergeht, so senkrecht geht es wieder nach unten. Eine Lektion in Sachen Urvertrauen. Ich habe mich des öfteren dabei ertappt, dass mir, normalerweise völlig betriebsferne Themen, durch den Kopfgehen: sowas wie funktionierende Bremsen, genügend PS-Zahlen und innerliche Freude über das Automatikgetriebe beim jedem Stop und Go bergauf.
Auch ist es ein beeindruckender Anblick, dieses schnürchengerade Hoch und Runter der Straßen, das fast immer mit einer kleinen Überraschung auftrumpft am Ende, ein besonders schönes Gebäude, eine kleine grüne Oase, der Bay-Area oder dem Pacific.
Auch überraschend, der Wetterwechsel innerhalb von San Francisco. (Das Wetter ist eben ein ergiebiges Thema). Während man sich im Golden Gate Park wünscht, man hätte Fließjacke und Socken angezogen, entspannt man sich Downtown in der Sonne. Während die Twin Pieks (die beiden höchsten Erhebungen ca. 276 m in San Francisco) zusammen mit der Golden Gate Bridge von wabernden, tiefliegenden Wolken verhangen sind, ist der Himmel im Castro-Viertel knallblau.
Witzig daher, die unterschiedliche Kleiderwahl der Passanten zu beobachten. Da sitzt dann eine Frau, mit schwarzem Rollkragen, wattierte Jacke und Fellstiefeln neben Dir im Bus und direkt daneben steht eine weitere Frau im schulterlosen Sommermini mit Flipflops. Für uns, vor der Fahrt mit dem BART (der S-Bahn von der Ostseite der Bay nach SF), hieß es also, genau zu überlegen, was anziehen, um in möglichst vielen Regionen, tagsüber möglichst komfortabel herumzustromern zu können. Das morgendliche, recht kühle East-Bay-Klima von Berkeley muss auch noch mit rein, in die Überlegungen.
Unser Auto haben wir übrigens in der 2. Woche in San Francisco erfolgreich über  Craigslist (ähnlich ebay oder mobile.de) verkauft. Jetzt heißt es, in Sachen Gepäck und Einkauf wieder: weniger ist mehr!

Detroit – SF: davor

Zurück zum Titel (und in der Zeit), da war doch noch Detroit, Michigan, ganz zu Anfang unserer Reise. Traditionsgemäß haben wir, in der Autostadt Detroit, genau hier auch unsere altes Chrysler Cabrio erstanden. Wohl wissend, dass dies ein unkalkulierbares Risiko darstellt, mit einem alten Gefährt durch die USA zu reisen. Das Happy End vorweg, es hat geklappt und wir bereuen es nicht, trotz einiger Widrigkeiten. Sehr speziell war der Totalausfall des Schließzylinders für die Zündung mitten in den Rocky Mountains, immerhin eine Möglichkeit, die Hilfsbereitschaft der Ranger dort näher kennenzulernen, sowie eine Fahrt in einem echten Rangerjeep mitzuerleben. Hierbei mußte ich allerdeings den Beifahrersitz mit einer mittelgroßen, schlechtriechenden, freundlichen Hundepromenadenmischung teilen (“He´s used to it, you know, his place!”).
Detroit erkläre ich am besten mal von Colorado aus. In einer der gemütlichen Micro Breweries, das sind kleine Hausbrauereien mit einer ungewöhnlich breiten Palette an Lagerbieren, Stouts, Pal Ales usw., haben wir ein charismatisches Paar aus Michigan getroffen, die sich doch tatsächlich bei uns für Detroit entschuldigt haben. Ich denke, das hat Detroit nicht verdient. Nein, es hat keine besonderen Touristenattraktionen. Es hat einen langen, schönen Wanderweg entlang des Detroit River. General Motors hat im Herzen Detroits einen riesigen Glaspalast als Firmengebäude, Ausstellungsraum und Einkaufszentrum hingepflanzt. Ein großes Spielcasino und eine kleine alte, griechische Gasse sind die offensichtlichen Anziehungspunkte, für die recht geringe Anzahl an Touristen.
Nicht zu vergessen der „People Mover“ eine Bahn, die in einem überschaubaren Umlauf einmal durch die Downtown von Detroit führt. Das einzige öffentliche Fortbewegungsmittel. Auf der höchstens 15 minütigen Rundfahrt sieht man viele leer stehenden Gebäude und große, breite, leeren Straßen! Fast geisterhaft mutet es an. Ganz nebenbei, diese Bezeichnung „People Mover“ hat mich fasziniert. Eigentlich ist ja jedes Gefährt eine Art „People Mover“, wobei dies, ins Deutsche übersetzt noch lange nicht heißt, dass es die Leute bewegt, wenn sie darin bewegt werden.
Zurück zum Paar aus Michigan. Ich finde es schade, dass sie sich für Detroit entschuldigt haben. Natürlich habe ich die Tristesse, die verlassenen und zerfallenen Gebäude und die leeren Straßen auch gesehen. Aber das alles schreit doch auch geradezu nach Kreativität und Leben, so jedenfalls mein Eindruck. Wirklich einmalig. Städte wie New York, San Francisco und auch Chicago sind voll Leben und gelebter Lebenskunst, Städte, die inspirieren, nur zu gern gibt man sich hin, lässt sich anstecken oder treiben. Detroit ist da anstrengend, denn es verlangt neuen Ideen! Es sollte sich auf keinen Fall wieder einseitig in die Hände einzelner (Automobil)konzerne begeben. Gerade dieses unbequem Fordernde macht Detroit zwar nicht so interessant für Kurzbesuche, aber doch um so interessanter für Menschen mit Ideen, Idealismus und Energie, um hier etwas zu bewegen, etwas Neues nach den eigenen Vorstellungen anzufangen. Detroit also eher voll Potential statt voll peinlich.

Detroit – SF: hinterher

Nicht nur, dass ich nicht die chronologische Reihenfolge eingehalten habe, ich habe auch über viele Dinge nicht geschrieben. Damit könnte ich jetzt schon ein bis zwei Bücher zu füllen. Da aber auch ein Jahr nicht ewig zu sein scheint, konzentriere ich mich lieber aufs Erleben, aber nie ohne meine täglichen, kurzen Notizen, damit mir nichts durch schnöde Vergesslichkeit verloren geht.
Ich könnte mehr- oder weniger hilfreiche USA Reisetipps schreiben, die vom Straßenverkehr bis zur ausgiebigen Motellogy (die Lehre von den Erfahrungen vieler Motel-Übernachtungen) reichen würden; von Restaurants, den Restrooms (Toiletten), von Bars, den Einkaufs- , den Farmersmärkten und den allgegenwärtigen, wöchentlichen Garage Sales (Garagen-Flohmarkt).
Ich schreibe über meinen Besuch einer Firma, die Kräuteressenzen herstellt oder dem Besuch einer Pistazien- und Mandelfarm.
Die Seiten würden sich wie von selbst (haha) füllen mit meinen Beobachtungen: vom Essverhalten und dem green-organic desire (Tendenz steigend) der Amerikaner; von vielen kuli- und anti-kulinarischen Eigenversuchen und von den unglaublichen Eindrücken, die dieses riesige Land, mit seiner faszinierenden Natur zu bieten hat!
Natürlich wären auch viele kleine Einzel-Episoden dabei, Geschichten, die das Leben hervorzaubert, wenn man mit liebevollem, offenem „german mind“ auf amerikanische Bräuche stößt und wenn man an touristischen Orten auf die ganze Welt stößt.
Und wisst Ihr was? Die USA ist ja nur ein Teil unserer Reise, schon bald, im August, geht es weiter Richtung Datumsgrenze und drüber, dann bin ich gleich wieder einen Tag älter und eile der heimatlichen Zeit mit abnehmender Distanz voraus, oder ähnlich … Und immer werde ich Land und Leute unermüdlich „aussaugen“ und berichten, in aller 140-Zeichen-Kürze auf Twitter unter @genugda , mit gelegentlichem Foto auf Facebook , persönlich per Mail, hier im Blog (von Zeit zu Zeit;-) und wer weiß, vielleicht fange ich wirklich ein Buch an, wenn ich wieder zurück bin.

New York City – togo

Jepp, ich weiß es selbst, hat mal wieder lange gedauert bis zum nächsten Artikel! Wenn doch aber auch sooooviel passiert! Fast jeden Tag woanders, immer neue Eindrücke und Erlebnisse, die ja alle erst einmal mit Leib und Seele verarbeitet werden wollen, bevor sie in die Tasten fließen.
Und nun, wo fang ich an, schon so viel liegt hinter mir und wir sind gerade mal eine gute Urlaubszeit von zu Hause weg. Die Zeit vergeht zwar auch hier so schnell, aber im Rückblick und in der Gegenwart ist mir zeitlos zumute. Also schon ein bisschen so, wie ich es erhofft hatte, durch die ständig neuen Situationen und Erlebnisse dehnt sich meine gefühlte Zeit aus. Bin gespannt wie das in 3 Monaten sein wird.
Jemanden, der noch niemals …, ja, den haut New York City, unsere erste Station, wohl erwartungsgemäß aus den Schuhen. Gern hätte ich mein Gesicht gesehen, als wir aus dem Untergrund nach oben kamen. Wir sind ganz bequem vom JFK-Airport mit der Subway/ Metro nach NYC, zu unserem Hotel, direkt an der Penn-Station gegenüber vom Madison Square Garden gelegen. Meine noch ungewohnt schwere Rucksacklast verhinderte, dass ich am Ausgang festwuchs, mit offenem Mund, den Kopf in den Nacken gestreckt (um die Häuser ganz zu sehen) und die Ohren ungläubig gekräuselt: was für ein ungewohnter und lauter Klangteppich aus tosendem Verkehr, mit andauerndem Gehupe und Polizeisirenen, lebhaften Menschentreiben und laufenden Klimaanlagen. Alles wie ein, und im Film.

Das erstaunliche, nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, also einmal drüber schlafen, habe ich mich in NYC, hier hauptsächlich Mannhatten (mehr geht nicht in 4 Tagen), nicht fremd gefühlt. Dies liegt wohl daran, dass dort sehr viele „Fremde“ durch die Straßen streunen, zum anderen aber auch, weil der Umgang und die Begegnung untereinander grundsätzlich von freundlicher Art waren. Das habe ich bisher noch in keiner großen Stadt so empfunden. Ob dies im Winter oder bei Dauerregen ebenfalls so gelaufen wäre, kann ich nicht beurteilen, auch haben wir uns nicht nachts in der Bronx herumgetrieben.
Auf den Straßen hier läuft jeder mit einem „to go“ Getränk in der einen und einem Smartphone in der anderen Hand herum. Witzig. Ich habe bis jetzt keine Freude dabei empfinden können, Kaffee im Gehen durch einen Plastikschnabel zu mir zu nehmen. Die Zeit mag noch kommen.

Was sie tun, das machen sie hier gründlich, so mein Eindruck:
In den Parks, am Hudson-River, East-River und im Central Park werden die Körper mit hoch professionellem Equipment definiert, während man woanders, schätze zu Hause und in den vielen Fastfoodketten, die Körper mit minderwertigem, fettigen Fraß ruiniert.

Ein gesundes Mittelmaß, etwas, was uns allen nicht so leicht fällt, scheint mir hier in Amerika noch einmal mehr in weite Ferne gerückt.
Wobei ich dies nicht durchgehend negativ sehe. Denn oft braucht es für außergewöhnliche Ideen und Unternehmungen gerade auch mal das Extreme.
Zum Thema Ernährung, Nahrungsmittel und Essgewohnheiten in den USA, könnte ich bereits jetzt Bände schreiben, aber einen Auszug daraus hebe ich mir noch auf, bis wir die USA einmal ganz durch haben, dies wird voraussichtlich irgendwann im August sein.

Nach einem viel zu kurzem Aufenthalt in New York City, bei durchschnittlich 22°C ging es dann am 6.6.2011, mit dem Flieger weiter nach Detroit. -> continues – Fortsetzung folgt

Banales gebloggt: die Vorbereitung

Der letzte Beitrag ist schon fast historisch, das weiß ich wohl. In der Zwischenzeit hat sich soviel Banales zugetragen, dass ich jeden Tag dachte: das interessiert wirklich niemanden. Aber dennoch, immer wieder stelle ich fest, dass es gerade die Banalitäten sind, die von meinen Bekannten und Freunden mit eifriger Neugier abgefragt werden. Also gebe ich doch gern mal einen Einblick:
Die Zeit zwischen diesen beiden Blogbeträgen könnte man auch getrost die Zeit der Listen und des Loslassens betiteln.

Zur Orientierung, ab heute sind es genau noch 17 Tage bis zum Start. Wir leben in freudiger Erwartung, doch bleibt wenig Zeit für ausgiebige Vorfreude, da ist noch zu viel Alltag und Organisation.

Da waren die Abmeldelisten. Es galt, sich fristgerecht von Zeitungsabos, Mitgliedschaften, Werbeverteilern abzumelden. Die Wohnung zu kündigen, die Krankenversicherung, Haftpflicht, GEZ, Stromanbieter, Telefon, … usw.
Dann die Zu- Erledigen-Listen mit Optiker, internationalen Führerschein beantragen, Tetanus auffrischen, Zähne auf Vorderfrau bringen lassen, passende Reisemusik auf IPod …

Rubrik Loslassen: die Sachen müssen weg. Seit Wochen vergeht kaum ein Tag, an dem nichts verkauft oder verschenkt wird. Nur wenige Dinge werden eingelagert, nennenswerte Posten sind da Bücher und die Fahrräder.
Jetzt, wo kaum noch was übrig ist, nur noch das Nötigste für Arbeit und Haushalt, kann ich sagen, das war zu keiner Zeit ein beklemmendes oder merkwürdiges Gefühl (was ich sehr oft gefragt wurde). Nicht einmal als fremde Menschen vorgestern unser Bett hinausschleppten (wir nächtigen jetzt ebenerdig auf den Matratzen), spürte ich Anspannung.
Schlucken musste ich vorhin jedoch, ich gebe es zu, als ich sah, wie die neuen Besitzer mit meinen Felix abdüsten. Ok, ok, es ist nur ein Auto, aber dennoch … – Ich lenke mich gerade mit diesem Blogartikel ab 😉
Vor drei Tagen gab es auch kurz mal so einen Anfall von Hilflosigkeit, angesichts der vielen verschiedenen Kleinigkeiten, ein Sammelsurium, lauter Krimskrams, ein Gemengsel von nutzlos bis nützlich.

So Dinge, die sich im Laufe der Jahre in thematisch nicht eindeutig zu benennenden Schubladen und Fächern ansammeln. Diese wollte ich nun sortieren, nach: kann weg, kriegt XY, behalte ich. Wobei es natürlich gilt, die Abteilung „behalte ich“ sehr überschaubar zu halten. Das schien mir ein Fass ohne Boden, wovon ich rede? Ihr müsst das kennen, das sind so Dinge wie, schöne Schachteln, unzählige Stifte und Schreiber (mit und ohne Funktion), Nupsis für eine Einlegezwischenplatte, Saugnapf-Plastik-Gerbras, Irrigator, Anspitzer, Neti-Nasen-Kännchen, Kaffeeduftkerze, Geschenkbänder, von Mama angemalte Ostereier, Gummibänder, 1,5 kg Hanteln, Verteilersteckdosen, Plüschherzen, Streichholzschachteln, Flaschenöffner, Taschenlampen und –lämpchen, alte Brillen, Nagellacke und so weiter… ich denke mal die Tendenz ist klar! Aber auch diese Minikrise ist nun überwunden und ich spüre mit jedem Teil, dass mein Leben verlässt, Erleichterung, keinen Abschiedsschmerz. Das Gefühl, alles noch einmal auf das Wesentliche zu beschränken zu können. Den Besitz quasi zu extraktieren. Herrlich!
Natürlich kommt es jetzt auch immer öfter vor, dass man sich von lieben Menschen verabschieden muss, weil man sich ja bis zur Abreise nicht mehr sieht. Aber wie heißt es immer so schön, „niemals geht man so ganz“ und „wir sind ja nicht aus der Welt“ 🙂
Für meine Nur-Onlinekontakte ändert sich dagegen ja kaum was, vielleicht höchstens in der Kontakt-Frequenz.
Was noch? Ja, die Beschaffungslisten, noch sind sie nicht vollständig abgearbeitet. Als kleinen Auszug nenne ich hier mal, gescheite Sandalen (gescheit = in der Optik nicht trekkig, aber trekkig im Charakter), ordentlicher Rucksack (ordentlich = robust, keine dämlichen Farben, kein utopischer Preis), Reisekamera (Kompakt, aber gute Qualität), Tasche für mein Notepad, SD-Karten, USB-Stick, einen Schwung Monats-Kontaktlinsen, Mückenmittel, Sonnenkappe mit der ich nicht allzu ulkig aussehe, rei in der Tube … ok, ich verliere mich in Kleinigkeiten.
Interessant war es dabei mal wieder festzustellen, dass solch eine Beschaffungsliste bei meinem Partner z.B. eindeutig Distress verursachte, während ich es eher als vorfreudigen Genuss empfunden habe, genau DIE Sandalen zu finden, genau DIE Kamera zu kaufen und DEN Rucksack über Ebay ersteigert zu haben.
Ist doch menschlich, dieses Wohlgefühl, welches erlebte Bestätigungen von Klischees manchmal erzeugen können, nicht wahr?
Wenn ich jetzt noch sage, dass es in 17 Tagen zunächst nach New York geht, danach nach Detroit und irgendwann von Los Angeles auf die Fidji, dann seid Ihr jetzt vollkommen auf dem neusten Stand. Wir werden uns, wo immer es möglich ist, erst vor Ort entscheiden, wann und wohin es weiter geht, ein festes Round The World Ticket haben wir nicht gebucht.

So Ihr Lieben, wenn Ihr noch Fragen habt, Anmerkungen oder Tipps, nur raus damit, bzw. hinein damit in die Kommentar-Box.

auf und davon – hin und weg

Im Sommer geht es los! Ein ganzes Jahr werden wir uns Zeit nehmen für eine Reise einmal rund um die Welt. Ich werde in viele fremde Kochtöpfe gucken, ungewohnte Aromen und Düfte wahrnehmen, viele Länder und noch mehr Menschen aller Nationen kennenlernen.
Hier auf travel.genugda.de gibt es (Appetit)Häppchen. – Am besten Ihr* schaut von Zeit zu Zeit mal vorbei. Ich werde Eure Bemerkungen, Tipps und Grüße hier in den Kommentaren aus der Ferne aufsaugen wie ein Schwämmchen! 😉

Neben all den tausend Kleinigkeiten, die es nun zu organisieren gilt, bin ich zur Zeit natürlich ganz heiß auf Berichte, Filme und Bücher, in denen es um Reiseerfahrungen, -infos, überhaupt um ferne Länder geht.
Zur Zeit lese ich da eine illustre Mischung, ich stelle sie mal kurz vor:

Nur noch wenige Seiten verweile ich, mit „Mein Wunscherbe“ den 2.Teil, von Dietlinde Hachmann, in Indien. Den ersten Teil habe ich bereits gelesen. „Eine biografische Liebes-Reise-Dokumentation über die Gründerin der Deutsch-Indischen-Gesellschaft in Hamburg e.V.“ heißt es auf dem Umschlag und ich füge hinzu: eine Zeitreise mit vielen Eindrücken aus Indien. Zugleich ist es sehr interessant mehr über die gesellschaftliche Zusammenhänge und Umgangsformen der letzten Kriegsjahre und Nachkriegszeit, sowohl in Deutschland als auch Indien zu erfahren. Also unbedingt lesenswert (auch für diejenigen, die eine Indienreise nicht gerade in der Planung haben).

Ich lese „Endlich weg“ von Rüdiger Barth – Hier geht es um ein Hamburger Paar, das sich für 4 Monate auf Weltreise begibt. Er ist Stern Reporter, so gesehen vielleicht nicht ganz aus dem Leben eines 08/15 Weltenbummlers gegriffen. Aber gewiss kommt dadurch auch die ein- oder andere Information mehr rüber. Dieses Buch ist kurzweilig zu lesen und es gibt von vielen Ländern die ganz persönlichen Stimmungen und Eindrücke der Beiden wieder. Das Klima, die fremden Mentalitäten, die Mücken und die Reiseorganisation, all das sind schließlich Themen, mit denen die beiden ebenfalls klar kommen müssen. Zur Zeit sind sie in Chile und gewähren mir recht überraschende Eindrücke der dortigen Mentalität.

Dann liegt da noch das Taschenbuch „Mit Minirock und Mückenspray“ von Chelsea Duke. Dieses Buch lese ich eigentlich noch nicht. Ich habe mich darin gestern im Buchladen an der detailierten Anweisung zur Benutzung eines Hockklosetts festgelesen. Ähnlich reich an Details staunte ich über die ausführlichen Gedanken darüber, wie sich die Körperbehaarung mal oben, mal unten, an Brauen, Wimpern und Beinen, während der Reise verhält, bzw. verhalten sollte. Dies und einige Kostproben mehr amüsierten mich dann doch so, dass ich zumindest neugierig wurde und somit liegt auch das Buch bereit für den „Verzehr“.

Thema Reiseführer: Für sich, -echt eins.
Schon zweimal habe ich es mir in Hamburg in einer gutsortieren Reisebücherabteilung gemütlich gemacht, um herauszufinden, welchen Verlagen ich, wie viel Gewicht in meinem Reisegepäck einräumen sollte und ob überhaupt. Welcher hat wo die Nase vorn, ein Lonley Planet, ein Stefan Loose, ein Iwanowski und vor allem: wer soll das am Ende tragen?
Verlockend scheint mir in diesem Zusammenhang das Angebot von Lonley Planet, einzelne Kapitel als PDF Download käuflich zu erwerben.
Seufz… wie bestimmt noch oft, und auf jeden Fall bei der Zusammenstellung meiner Reisebegleiter (im Rucksack;), werde ich auch dabei eine gestrenge Nutzen-Lasten-Analyse durchführen müssen.

Ich halte Euch* auf dem Laufenden.

*Achtung, ich duze hier im Reiseblog, bedingungslos, alterslos, die Baroness und auch den Tellerwäscher.

Es gibt echt viele Reiseaphorismen, fast jeder Dichter, Autor und Philosoph der letzten tausend Jahre hat hierzu schon Tinte gelassen.
Hier meine bisherigen „Reise-Wort-Perlen“:
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“Don’t worry about the world coming to an end today.
It’s already tomorrow in Australia.” Charles M. Schulz
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“Reisen ist tödlich
für Vorurteile.”
Mark Twain
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„Viel zu spät begreifen viele
Die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur,
Gesundheit, Reisen und Kultur,
Darum, Mensch, sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!“
Wilhelm Busch
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“Globetrotter sind immer aus dem Häuschen.”
Almut Adler
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“Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt,
ist die Welt – sieh sie dir an.” Kurt Tucholsky
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grüß mir die Sonne!

mit Brahmadev Marcel Anders-Hoepgen

Der Sonnengruß, das perfekte Workout! – Seit Jahren schon ist es die von mir am meisten empfohlene Bewegungsform, die ich selber auch täglich praktiziere. Wird Zeit, hier endlich einmal öffentlich ein Loblied zu singen, auf den Sonnengruß!

Der Sonnengruß ist genial, weil …
… er bewegt und fordert alle Muskeln und Sehnen; wirkt stimulierend auf die Wirbelsäule, sämtliche Organe und das Herz- Kreislaufsystem
.. .es gibt ihn in allen Schwierigkeitsgraden, so dass sich keiner unter- oder überfordert fühlen muss
… ein langsames, atembetontes Training trainiert den Geist und die Seele gleich mit
… eine schnelle, zügige Ausführung trainiert die Ausdauer
… man kann ihn immer und überall ausführen, wenn es sein muss auch auf dem nackten Boden, direkt neben dem Bett.

Dies sind nur die rein praktischen Erwägungen ohne von den vielschichtigen, heilsamen Wirkungen auf den Körper und die Psyche zu reden.
Für alle, die sich noch nicht so genau etwas unter dem Sonnengruß vorstellen können:
Der Sonnengruß (sanskrit: Surya Namaskar) ist eine Yoga-Bewegungsfolge, aus 12 Körperstellungen. Er ist viele tausend Jahre alt und wurde in Indien entwickelt. Wie alle Yogaübungen ist auch der Sonnengruß ursprünglich in einem großen, spirituellen Gesamtkontext eingebettet. Er bringt in diesem Zusammenhang die Ehrerbietung der Sonne und der gesamten Schöpfung zum Ausdruck. Er bildet Demut und Hingabe im körperlichen Ausdruck ab.

Es gibt inzwischen unüberschaubar viele Yogatrends und –schulen, die meisten haben auch den Sonnengruß dabei, den sie dann auf ihre Art interpretiert, lehren.
Eine sehr klare und angenehm pragmatische Vorlage zum Selbstlernen und Mitmachen bietet das praktische Doppel von CD und DVD „Der Sonnengruß“ von Systemed
Hier gibt es verschieden lange Trainingseinheiten, direkt zum Mitmachen. Klar und verständlich in der Darstellung und in den Anweisungen.

Bereits nach 4 Wochen Training gibt es die ersten offen-sichtlichen- Veränderungen. Die wohltuenden Wirkungen spürt man sofort! Am Besten keine Zeit verlieren und heute starten, mit der ganz persönlichen Ode an die Frühlingssonne! Viel Spaß!

Brühe & Fond – fix & fertig

Bei Suppen und Eintöpfen geht es zunächst darum, eine möglichst schmackhafte, flüssige Grundlage zu haben. Eine leckere Suppe herzustellen, ohne Knochen oder Karkassen im Fond, scheint für viele unmöglich. Doch, es ist längst kein Geheimnis mehr, mit Gemüse, Kräutern und jede Menge Phantasie lassen sich die köstlichsten Suppen zaubern.
Allerdings, egal ob mit oder ohne Fleisch, ein selbstgemachter Fond als Grundlage ist oft im Alltag etwas aufwändig. Darum steht immer wieder die schnelle, gekörnte Brühe oder der Suppenwürfel bereit. Möglichst ohne Geschmacksverstärker sollte sie schon sein und mit mühevoller Recherche stellt man fest, dass die meisten, auch die Bioware, eben doch mit Hefeextrakten oder Würze arbeiten und es nur sehr ausgesuchte Firmen gibt, die rein aus getrocknetem Gemüse Kräutern und Meersalz  Gemüsebrühe anbieten. Aber genugda “vorgeplänkelt”:
Marianne Reiß hat eine Praxis für Ernährungsberatung in Braunschweig. Sie gibt Diabetikerschulungen und “ihr Herz blutet für Diabetiker und Bauchträger.” 🙂
Sie teilt mit uns ihre Gedanken dazu und ein genial einfaches Rezept, vielen Dank, Marianne!

Haben Sie sich schon mal in Ihrer Küche umgeguckt? Was oxidiert denn da alles in den Vorratsschränken und -schubladen herum?
Wir wollen hier nicht von Grundzutaten wie Mehl, Zucker, Salz, Reis oder Nudeln reden. Die gehören obligatorisch zu einer guten Küche.

Aber was ist mit Trocken- und Dosensuppen, fertigen Soßen aller Art, Gewürzmischungen für Salatsoßen, Kartoffelbrei, kurz gesagt all den fertigen Conveniencprodukten, mit deren Hilfe das Essen selbst inzwischen länger dauert als die dafür notwendige Zubereitung. Das Problem ist nur, dass das, was wir als Fertigprodukt auf unsere Teller schaufeln, in der Regel nicht aus den Bestandteilen besteht, die wir hineingetan hätten, wenn wir das aus Grundzutaten selbst gekocht hätten. Und wer das nicht glauben möchte, schaut doch einfach mal auf die kleingedruckten Zutatenlisten. Da sind Dinge drin, die die Welt nicht braucht (und in der Regel noch nicht mal verstehen kann), die aber bei der industriellen Herstellung gebraucht werden, um das Huhn in die kleine Tüte zu kriegen. Genauer gesagt das fünftausendstel Huhn, das am Ende – wenn man Glück hat – in der Tüte ist. Natürlich geht das nicht ohne Geschmacksverstärker. Denn wie soll man denn sonst das bisschen Inhalt so intensiv herausschmecken können? Und wieviel Gemüse wohl tatsächlich in der Trockenbrühe ist, die in vielen Haushalten als Würzmittel für fast alles benutzt wird? Oh je, in so kleinen Chargen können wir gar nicht denken!!
Wir müssen, um gesund zu essen, nicht gleich alles wieder selbst herstellen können, was auf unseren Tellern landet. Das muss sich jeder so einrichten, wie es in sein Leben und seinen Zeitplan passt. Nudeln selbst anteigen und im Wohnzimmer auf dem Wäscheständer trocknen, ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Aber die absolut obligatorische Grundlage fürs Selberkochen ist eine gute Gemüsesuppenbasis, die nicht viel Arbeit macht, mit den richtigen Geräten schnell zuzubereiten ist und dann genau so fix zu benutzen ist wie die trockenen fixen Helfer aus der Nahrungsmittelindustrie. Und das geht so:

700 g frisches Suppengemüse (ca. drei mittelgoße Möhren, eine Stange Porree, ein Stück Sellerie oder Petersilienwurzel) mit einer Handvoll frischer Petersilie und 100 g Salz in einer Küchenmaschine (am besten mit großer Rührschüssel und breitem Messer) zu einer Paste schreddern. Für Anfänger: sie ist fertig, wenn sich der Brei wie ein Lindwurm um das Messer dreht. Das Ganze in saubere Marmeladengläser füllen und mit einem Twist-off-Deckel verschließen. Hält sich im Kühlschrank durch das konservierende Salz für etwa ein Jahr. Die gerade nicht benutzte Paste hebt man oben hinten im Kühlschrank auf, das Glas, das gerade in Arbeit ist, am besten in einem der Türfächer. Für einen Liter Brühe braucht man etwa 1 gehäuften Esslöffel Gemüsepaste, für eine schnelle heiße Tasse zwischendurch etwa 1 – 2 Tellöffel. Probieren Sie mal, Reis, Nudeln oder Kartoffeln in diesem Fond zu kochen.

Diese Suppe schmeckt besser als die Trockenvarianten aus dem Discounter, ist einfach zuzubereiten, schnell zu benutzen und sie ist genial!!!!