immer wieder sonntags

Fast vergesse ich es einfach. Bemerke ihn gar nicht mehr, den Sonntag. Vorbei sind die Zeiten, an denen es morgens um sieben so sonntäglich ruhig ist. Die Nachbarn sind noch nicht zu hören. Kein Verkehr auf den Straßen. Irgendwann höre ich aus der Ferne Kirchenglocken läuten. Gegen Mittag gibt es dann etwas Verkehr in der ruhigen Straße. Autotüren schlagen zu. Besuch kommt, Begrüßung, Umarmung, Gelächter. Der Duft vom Sonntagsbraten mischt sich mit dem Duft der ersten Pflaumenkuchen die in den Backöfen garen.

Hier in Thailand merke ich es kaum. Der Sonntag ist ein Arbeitstag wie jeder andere. Auf den Märkten herrscht emsiges Treiben. Die großen und kleinen Geschäfte haben geöffnet, die Gärtner beschneiden lautstark ihr Revier.
Den freien Tag in der Woche bekommen sie hier nach Vereinbarung, nicht nach Kalender. Banken und öffentliche Ämter sind davon ausgenommen, doch fallen sie kaum ins sonntägliche Gewicht.

Aber es  gibt zahlreiche Feiertage, an denen die meisten frei haben. Fallen die beweglichen Feiertage auf ein Wochenende, so werden sie direkt am Montag oder Montag und Dienstag
nachgeholt. Hinzu kommen die individuellen Feiertage, wie die Mönchseinweihung des Jüngsten oder der 10. Todestag des Ur-Großvaters.

Trotz allem, ich kann das Sonntagsgefühl nicht abstellen. Ich besitze Kalender und es gibt Freunde in Deutschland, da kann ich sonntags erst ab vier Uhr nachmittags mit Antwort via Skype oder Email rechnen. Geschäftlich geht gar nichts.
Was liegt näher, als die gute Tradition des Sonntagsausfluges aufrecht zu erhalten? Dieses Mal war es ein kleiner Rundgang durchs Dorf bis zum weißen *Chedi. Der Regenschauer war, wie man auf dem Foto sieht, noch weit entfernt. Das kann sich in Windeseile ändern. Es ist Regenzeit in Thailand. Vor dem Regen ist nach dem Regen. Die Luft ist warm, schwer und feucht. Wir durchquerten ein kurzes Waldstück. Aber Hallo: ich hatte das Gefühl, wenn wir stehenbleiben, dann werden wir in zehn Minuten zugewuchert von irgendwelchen Sträuchern und Schlingpflanzen. Man sieht es wachsen, unglaublich! Zudem hatte ich auch noch vergessen mich mit Moskitozeug einzureiben, kurze Hose, Flipflops, nackte Arme, muss ich mehr sagen? – Aber es war ja nur ein kleiner sonntäglicher Rundgang.

* Ein Chedi  ist meistens auf dem Gelände eines Wat (Tempels) zu finden. Es bedeutet eine „Anhäufung“, Ort geistiger Sammlung, Kontemplation und es ist ein Ort der Aufbewahrung von Reliquien Buddhas.

Maracu – jaaaaa!

Passiflori  edulis, Passionsfrucht! Passion! Wie passend! Passion! Passt!
Das ist ein Geschmack, ein Geruch! Bin immer ganz hin und weg! Der Gedanke daran treibt mir schon wieder Wasser auf die Zunge! Hier auf den Märkten in Thailand kann ich sie kilo(!)weise kaufen! Das muss ein Stück vom Paradies sein!

Ok, ich komm dann mal wieder runter.

Die Maracuja hat eine Ausgewogenheit von Säure und Fruchtsüße, wie sie kaum eine andere Frucht besitzt.
Dann dieses unverwechselbares Aroma, wofür laut Chemiebuch flüchtige Ester (chemische Verbindungen, die durch Kondensation aus Fruchtsäure und Alkohol entstehen) verantwortlich sind.  Ursprünglich stammt diese wunderschön blühende Rankpflanze wohl aus Brasilien und Parayuay.
Hier in Thailand gibt es sie auch bereits ausgepresst, ohne Kerne zu kaufen. Hinein damit ins vorgekühlte Glas mit zerstoßenem Eis, mehr geht kaum!

Klar, Gesundheit ist auch drin, viel Vitamin C, A und auch aus der Vitamin B Gruppe ist einiges dabei.
Die bekannte Wirkungen neben Geschmacksverzückung, sind  allesamt eher beruhigend, schlaffördernd und blutdrucksenkend.

In der Küche nutzt man sie gern für besondere Desserts und Kuchen, ebenso sind sie ein aromatischer Bringer für fruchtige Cocktails und Mocktails.
Während ich die, ebenfalls anbetungswürdigen, Mangos hier gern als Zutat in der Küche verwende, sind mir die Maracujas bisher noch pur am liebsten. Für die pikante Küche gibt es kaum Rezepte mit Maracujas. Ein recht ansprechendes und einfaches Rezept habe ich beim NDR gefunden von Rainer Sass. Er hat einen scharfen Tomatendip aus Zucker, Tomatensaft, Chili, Maracuja und Olivenöl zubereitet. Werde ich mal testen.

Danke! Thanks! Terima kasih! …

For english version, see below!

… ขอบคุณ Cảm ơn bạn! Vinaka!
Danke allen, die uns unterwegs mit ihrer Offenheit, ihrem Wissen und ihren Dienstleistungen unterstützt haben!Vorab:
Ich möchte mich mit der Erwähnung der nachfolgenden Adressen und Namen ganz herzlich bedanken und gleichzeitig allen (Welt)Reisenden den ein- oder anderen brauchbaren Tipp geben. Ich wurde keinesfalls dazu aufgefordert und werde auch nicht gesponsert für die nun folgenden Lobeshymnen “around the world”.
Fange ich mal an, wo alles begann, in Schleswig Holstein, dicht dran an Hamburg.
Dort haben uns die besten Freunde, Nachbarn und Eltern verabschiedet. Mit Luftballons, Wein und Tränen! Danke! Und nicht böse sein, wenn wir es, in unserer recht kurzen Zeit hier in Deutschland, nicht geschafft haben, jeden wieder persönlich zu treffen. Vielleicht klappt es nächstes Jahr!
Vielen Dank Thorsten, Du und das Team von STA Travel in der Langen Reihe, Ihr habt uns bestens an den Start gebracht und hattet immer einen offenen “Briefkasten” für uns.
Ein dickes Danke ans Internet, an wen da genau auch immer, denn dadurch war ich ja nie ganz weg, stimmt´s?

In Detroit, USA, danke ich Mel, unserem amerikanischen Freund, der uns wie Familienmitglieder in seinem Haus aufgenommen hat. Mit seiner Hilfe war es ein Leichtes über die Craigslist einen gebrauchten Chrysler Sebring Convertible zu kaufen und diesen, als Tourist, im Staat Michigan zuzulassen. Ich hoffe, dass der Sohn von Miguel aus San Francisco, der unseren Chrysler später zu einem fairen Preis bekommen hat, auch heute noch glücklich damit durch die Gegend fährt.

Danke, den hilfsbereiten Rangern des National Parks Rocky Mountains in Colorado. Als unser Auto beschloss auf unseren Zündschlüssel nicht mehr zu reagieren, haben mich sehr freundliche Ranger zum Eingang gefahren um zu telefonieren und wieder zurück zum Auto.
Durch diese Aktion lernten wir immerhin das nette Städtchen Boulder kennen. Denn der Chrysler Service brauchte, trotz bevorzugter Behandlung, einen ganzen Tag um uns unser Auto mit neuem Zündschloss wieder zu “erschließen”.
Boulder in Colorado ist die Fahrradstadt und überhaupt eine sehr grüne Stadt. Wir übernachteten dort im Boulder Outlook Hotel, einem Zero Waste Hotel.

In Utah, Moab, waren wir abends, nach atemberaubenden Tagen im Arches National Park, in der Moab Brewery zu finden. Hier hatten wir jedes Mal interessante Begegnungen mit Reisenden und mit den Moabs(?). Kein Wunder, denn dies ist der einzige, akzeptable Ort mit (leckerem) Bier-Ausschank in Moab.
In den USA haben wir öfter mal japanisch gegessen, hier www.kaizen-sushi.com und hier Manpuku, 2977 College Ave, Berkeley, California, war es very yummy.
Regelrecht verehrungswürdig war ein Artischocken-Knoblauch-Brot, das wir unterwegs in Pescadero, California, in einem genialen Laden gekauft haben: www.arcangeligrocery.com
Das beste Eis gab es in Berkeley hier www.ici-icecream.com. Im Berkeley Bowl vor dem Kochen einkaufen zu gehen ist ein Erlebnis! Solch einen Lebensmittelladen hab ich noch nie zuvor und nicht danach gesehen. Schaut mal rein: www.berkeleybowl.com
Wo wir gerade in Berkeley sind, lieben Dank an Gayle und Ann! In Eurer Hausgemeinschaft haben wir uns eine ganze Zeit lang gefühlt, als wären wir zu Hause in der San Francisco Bay Area und das war ein großartiges Gefühl!

Vinake (=Danke) Roger Nadi auf Fiji! Du bist der engagierteste und freundlichste Manager, den wir in all unseren Unterkünften je kennengelernt haben: www.WailoaloaBeachresortfiji.com Wir hatten wunderbare Abende mit Dir, dem erdigen Kava-Getränk, diversen Gitarrenklängen und vielen Menschen aus aller Welt.
Einen süßen Dank allen Arbeitern der Lautoka Zuckermühle auf Fiji. Wir durften jeden Arbeitsschritt beobachten und verkosten. Besonderen Dank an Sammy, einigen Lesern auch bekannt als Mr.Slippery aus dem Artikel “süßer Besuch – Sugar Mill, Lautoka, Fiji“.

Einen wahren Nudelzauber und ganz besondere Dim Sums erlebten wir in Singapore im Lan Zhou La Mian, einem kleinen unscheinbaren Laden in der No. 19 Smith Street in Chinatown. Danke Meister Wong Seng Wai! Oh wie schön, ich habe gerade entdeckt, es gibt ihn hier zu sehen: www.youtube.com Lan Zhou La Mian

Merci Grégory, für die leckersten Croissants die ich je gegessen habe und das mitten in Thailand, in Hua Hin, www.french-deli.net

In der uncharmanten Stadt Medan, Sumatra, Indonesien, erfreute uns der Charme von Ade im Jannah Guesthouse, Jl.Tengah No.1, um so mehr. Was für ein Temperament! Ach ja und es gab saubere, günstige Zimmer, leider mit dem Ohr direkt an den Lautsprechern der großen Moschee in Medan. Aber Ades Service und Lachen versöhnen.

Lieben Dank Andrea, dass Du Deine Erfahrungen aus Deinem Leben und Arbeiten in Indonesien mit uns geteilt hast und für die antiseptische Erste Hilfe. Die kurze Zeit unserer Nachbarschaft in Junia’s Guesthouse in Bukit Lawang haben wir sehr genossen.

Danke Micky Mouse, für den guten Preis der kleinen Strandhütte am Maenam Beach, Ko Samui. Das war eine richtige Urlaubszeit!
Bedank Robert, für Deine Erfrischungen, die leckeren Tempura-Garnelen und das Penang Curry in Deinem Tonsai Cafe, Nathon, Ko Samui.

Kop khun kah (=danke), liebe Noi, für zwei faszinierende Tage Tour Guiding im Doi Inthanon, Nationalpark, Thailand.
Kop khun kah Nice Kitchen, für immer leckeres, vegetarisches Thai Food und Frühstück. Genau hier: Moonmuang Soi. 6, 50200 Chiang Mai. Bin bald wieder da!

Dann gibt es in Thailand eine Riesenauswahl an Algensnacks. Was soll ich sagen, da habe ich mich durchgefuttert und die “Crispy Seaweed Nori” von Seleco sind für mich die Besten. Danke und Geduld, ich werde mich jetzt weiter darum bemühen einen Vertriebspartner für Euch in Deutschland zu finden.

Danke, thanks, bedank und kop khun kah für die liebe Aufnahme in Euren Freundeskreis und Eure Nachbarschaft, Ans, Els, Kees, Yupin, Tom, Ta, Chris, La, Roy, Sue, Lawrence und Mam aus Chiang Mai.

Uijui, da kommt ja was zusammen an Dankeschöns! Bestimmt ist es noch nicht vollständig, trotzdem möchte ich jetzt erst einmal aufhören.
Ich habe da noch jede Menge kulinarische Tipps und Empfehlungen für Unterkünfte, z.B. für Hatyai, Bangkok, Chiang Mai, Thailand; Melaka, Malaysia; Singapore; Hanoi und Saigon in Vietnam. Es gibt so viel Sehenswertes und viele Orte, die ich noch erwähnen muss. Mach ich auch, in einem der nächsten Blogartikel, versprochen.

–>> again, in english <<–

This is a big “Thanks” to all who supported us with their open mind, their knowledge and their services on our trip! First of all please note:
with the mentioning of following adresses and names I just want to say a warm “thank you” and at the same time I want to give (World) travellers the one or other useful tip. I was never prompted and will also not be sponsored for the following praises “around the world”.

I will start where it all began, in Schleswig-Holstein, close near by Hamburg. There, the best friends, neighbors and parents said good bye, with balloons, wine and tears! Thank you! And do not be evil, if we, in our short time stay in Germany, not have managed to meet again everyone personally. Hopefully it will work next year!
Thank you Thorsten, you and the team of STA Travel gave us a good start and had all over the year an open “mailbox” for us.
A big thanks to the Internet, to whom there exactly anyway, because therefore I was never really and complete gone, right?

In Detroit, United States, I thank our American friend, Mel, who lodged us like family members at his home. With his help, it was easy to find a used Chrysler Sebring Convertible on craigslist and organize insurance and all this stuff. I hope that the son of Miguel from San Francisco, which got our Chrysler later, today still is happy driving.

Thank you helpful Rangers of the National Park Rocky Mountains in Colorado! When our car decided to respond no longer to our ignition key, very friendly Ranger drove us to the entrance for a telefone call and back to the car again. Therefore we’re lucky to see the nice town Boulder. Because the Chrysler service needed, despite preferred treatment, a whole day to open up our car with new ignition lock.
Boulder, Colorado is a bike-city and at all a very green city. We stayed at Boulder Outlook Hotel, a zero waste hotel.

In Utah, Moab we discovered the Moab Brewery. Thats where we wasted out time in the evening after breathtaking days in the national park arches. Here we had interesting encounters with traveling people as well as with Moabs(?). No wonder, because this is the only acceptable place with (delicious) beer in Moab.
We often at Japanese in the United States, here www.kaizen-sushi.com and here Manpuku, 2977 College Ave, Berkeley, California, it was very yummy!

An artichoke garlic bread, which we bought on the way in Pescadero, California in a amaizing little store was simply thrilling : www.arcangeligrocery.com
We found the best ice in Berkeley here: www.ici-icecream.com . An experience is it to go shopping for a meal at the Berkeley Bowl! I have never seen before such a grocery store until now. Look here: www.berkeleybowl.com
As we are just in Berkeley, thanks to Gayle and Ann! In your House you made us feel like we were at home in the San Francisco Bay area and that was a great feeling!

Vinake (= thank you) Roger, Nadi, Fiji! You are the most friendly Manager, whom we ever met in all our accommodation: www.WailoaloaBeachresortfiji.com! We had wonderful evenings with you, with the earth-tasting kava drink, your stories, guitar sounds and with many people from all over the world.
A sweet thanks all workers of the Lautoka sugar mill in Fiji. We were allowed to watch and taste every working step. Special thanks to Sammy, some readers known as Mr.Slippery from the article “süßer Besuch – Sugar Mill, Lautoka, Fiji“.

A real magic of pasta and very special Dim Sums we got in Singapore in the Lan Zhou La Mian, a small unassuming shop in the No. 19 Smith Street in Chinatown. Thank you master Wong Seng Wai! Oh, how nice, I’ve just discovered, you can see him here: www.youtube.com Lan Zhou La Mian

Mérci Grégory, for the most delicious croissants I ever ate. In the middle of Thailand, Hua Hin, www.french-deli.net

In the uncharming city of Medan, Sumatra, Indonesia, the charme of Ade in the Jannah guesthouse, Jl.Tengah No.1, enjoyed us. And about the rooms, they were clean, cheap and unfortunately with the ear directly to the speakers of the great mosque in Medan. But Ades service and laughter reconciled.

Thanks a lot Andrea for sharing your experiences of your life and work in indonesia with us and for your antiseptic first aid. We have enjoyed the short time of our neighborhood in the Junia’s Guesthouse in Bukit Lawang.

Thanks Micky Mouse, giving us a good price for the small beach cottage on Maenam Beach, Koh Samui. Great, like holiday!
Bedankt Robert, for your refreshments, the delicious tempura prawns and the Penang Curry in your Tonsai Café, Naton, Koh Samui.

Kop khun kah (= thank you) dear Noi, for your guiding tour through Doi Inthanon National Park, Thailand, fascinating days!
Kop khun kah nice kitchen, always delicious, vegetarian Thai food and breakfast. Exactly here: Mo Soi. 6, 50200 Chiang Mai. Will be there again soon!

Then, there is a wide range of seaweed snacks in Thailand. What shall I say, since I have fed me through, for me the “crispy seaweed Nori” by Seleco is the best. Thanks and please be patient, I’ll continue my efforts to find a sales partner for you in Germany.

Thanks, bedankt and kop khun kah for love recording us in your circle of friends and your neighborhood, Els, Kees, Yupin, Tom, Ta, Chris, La, Roy, Sue, Lawrence and Mam from Chiang Mai.

Uijui, a lot of thanks! It is not yet complete, however I would like to stop now.
I have as many culinary tips and recommendations for accommodations, for Hat Yai, Bangkok, Chiang Mai, Thailand; Melaka, Malaysia; Singapore; Hanoi and Saigon in Viet Nam. There are so many things to do and many places I still have to mention. I will, I promise.

Lange Schatten

Heute ein Bleibe- statt Reisebericht, denn, auf einmal gibt es Stillstand und zwar mit viel Bewegung: ein Haus mit Garten und Hund sind uns für einige Zeit anvertraut.

Gerade noch frei wie ein Vogel. Immer unterwegs, wohin es uns gelüstet. Heute hier, morgen weiter. Jede Nacht in einem anderen Bett. Mal mit Frühstück, mal ohne! Lange Zugfahrten, lange Fußwege, Busfahrten durch fremde Städte, Motorradfahrten durch faszinierende Landschaften. Rasten und staunen, wann immer uns der Sinn danach steht. Neue Menschen kennenlernen. Fremde Fauna und Flora bewundern, Gerichte kosten, deren Zutaten völlig außerhalb unseres Erfahrungsschmatzes liegen. – und plötzlich: ein fester Wohnsitz und ein Hund. Wirklich krass, der Gegensatz dieser Lebensstile.

Morgens gegen halb sieben, liegt eine Hundeschnauze auf der Matratze, mehr darf nicht. Zwei reizende, braune Augen suchen den ersten Blickkontakt des Tages. Mit angestrengter Ignoranz gelingt es mir meist die Räkelphase im Bett bis kurz vor Sieben zu verlängern. Unter ungeduldigem Gestubse streife ich das Zeug vom Vortag über und schon schnuppern wir, mit zunehmender Lebensfreude, die frühe Morgenluft am See.

Nur kurz ist diese erste Begegnung mit der Außenwelt. Frühstück heißt das lockende Zauberwort. Erst für den Hund, dann für uns Menschen. Die von mir so sehr geschätzte, druckfrische Zeitung, mit der letzten Tasse Kaffe …, es bleibt der sehnsuchtsvolle Gedanke daran. Auch hier, in dörflicher Umgebung, zwanzig Kilometer von Chiang Mai entfernt, ist an eine aktuelle, englischsprachige* Zeitung zur rechten Zeit eben nur zu denken. Seit wir unterwegs sind, gibt es morgens entweder keine Zeitung in der Nähe zu kaufen und wenn, dann auf keinen Fall eine englischsprachige, und wenn, dann so gut wie nie vom selben Tag.

Aber kein Problem, ich sammle insgeheim all die Dinge, auf die ich mich freuen kann, wenn ich eines Tages wieder in Deutschland bin.

Nach dem Frühstück, wenn alle satt sind und verdauen, bleibt mir Zeit für den ersten (!) Blick in den Spiegel. Nie hätte ich bisher für möglich gehalten, dass es Tage geben wird, an denen ich mich der Außenwelt zeige, ohne zuvor nicht selbst, zumindest einen ersten, prüfenden Blick in den Spiegel geworfen zu haben. Von Wäsche, Pflege, Frisur und dem üblichen Kosmetikkrams einmal ganz abgesehen. Doch schon die letzten zwei Monate, unterwegs auf Sumatra und in Vietnam, zeigten mir, das dies durchaus möglich ist und zwar ganz ohne negative Folgen für das eigene und anscheinend auch für das Wohl der Anderen. Die ersten frühmorgendlichen Begegnungen jedenfalls fallen auch hier allesamt freundlich und entspannt aus.

Einigermaßen vorzeigbar, geht es nach dem Frühstück auf in die zweite Gassirunde. Schwerpunkte sind jetzt, das große Geschäft und kurze Sprintstrecken. Ich hätte nie geglaubt, dass es mich einmal mit Befriedigung erfüllen wird, wenn ein Hund einen ordentlichen Haufen zur rechten Zeit, am rechten Ort absetzt.

Ein angenehmer Begleiteffekt dieser Gassirunden, ich brauche für eine ausreichende körperliche Bewegung die Auseinandersetzung mit meinen inneren Schweinehund nicht mehr. Diese Rolle hat nun ein realer Hund übernommen, der meine Entscheidungsfreiheit einengt und somit alles sehr vereinfacht. Jeder Hundebesitzer wird über meine Ausführungen nur müde lächeln, für mich ist es eine späte und völlig neue Erfahrung. Mein Leben lang war ich umgeben von autonomen Samtpfoten und nun dies. Ein kräftiges, tapsiges Wesen in völliger Abhängigkeit und ich selbst, nie groß in Hierarchien denkend oder lebend, nun in eindeutiger Führungsrolle. Das will verarbeitet werden (in einem Blogartikel zum Beispiel);-)

Wo war ich? Der zweite Rundgang, richtig. Kommt es dabei zu keinen Stressbegegnungen, mit freilaufenden Rüden oder Fahrradfahrern mit Helm und Satteltaschen, habe ich eine herrliche Zeit. Ich kann meine ganze Aufmerksamkeit auf die wunderschöne Umgebung und ihre täglichen, kleinen Veränderungen lenken, dabei lasse ich alle aufkommenden Gedanken kritiklos mit laufen. Ich genieße das.

Diese Begegnungen mit anderen, freilaufenden Rüden, da müssen wir noch dran arbeiten, der Hund und ich. Freilaufende Hunde sind allgegenwärtig in Thailand, erst recht in dörflicher Gegend. Hunde an der Leine Gassi zu führen mutet hier in etwa so exotisch an, wie bei uns eine Bankangestellte im Baströckchen. Schon nach zwei Wochen heißt es: “Schau mal, da ist wieder die Farang**-Lady mit den drei Hunden!” -Drei? Ja, manchmal auch vier, es hat sich so eingebürgert, dass wir auf unseren Rundgängen von einem alten, struppigen, schwarzen Streuner, einer kleinen, alten Wuscheldame namens Keep Muu (heißt: knusprig, frittierte Schweinehaut) und manchmal einer jungen, bildhübschen Beagle-Hündin begleitet werden. Das muss ein lustiger Anblick sein, kein Wunder, dass uns die meisten Menschen lächelnd entgegenkommen.

Durchgeschwitzt und abgekämpft sind wir dann irgendwann wieder vor Ort. Für den Hund ist Dösen angesagt und zwar nach Thaiart: seitlich hingeklatscht, alle Viere von sich gestreckt. Wie oft habe ich hier solche Hunde schon auf Straßen und Wegen herumliegen sehen. Jedesmal geht mein Blick auf den Brustbereich, um zu sehen ob sie noch atmen.

Nun hab ich etwas Zeit für mich und meine Arbeit: Schreiben, Fotos sortieren und Kontaktpflege. Dies ist manchmal etwas beschwerlich wegen der ungeheuerlichen Hitze, die sich ab 10 Uhr schon breit macht und alles sediert. Gegen zwölf Uhr Hunger, trotz Hitze und Trägheit. Es geht zur Nudelsuppenfrau, nicht weit entfernt, natürlich***. Eine wundervoll brennend, scharfe Nudelsuppe. Für mich nur mit Gemüse und mit den breiten Reisnudeln, bitte: Kwaiteo senyai saipak. So hat es eine thailändische Bekannte, in Lautschrift, für mich aufgeschrieben. Danach ein eiskaltes Bier aus eisgekühlten Gläsern im Gartenpavillon, ein Eiswürfel für den Hund.

Es folgt ausgedehntes Nichtstun bei Mensch und Tier. Dösen bis mindestens drei, vier Uhr. Ungeheuerlich für meine deutsch tickende Uhr. Die ersten zwei Wochen haben wir versucht, dagegen anzugehen. Nun fügen wir uns und so ist es eindeutig besser. Inzwischen sind es locker 35 Grad im Schatten und nur im Schatten ist es überhaupt auszuhalten. Welch ein Unterschied zum Winter in Nordthailand, denn der verläuft in etwa so angenehm wie unser deutscher Sommer, nur mit Sonnengarantie.

Spätnachmittags kommt langsam wieder Bewegung ins Leben. Ich sitze auf der Terrasse unter einem großen Ventilator und schreibe, später schmieden wir Pläne für den Abend, allein, mit Nachbarn oder Freunden. Kaffee gurgelt geräuschvoll in die Kanne. Wir genießen kalte, gelbe, saftige, süße Mangos, Papayas, Ananas oder Wassermelone mit etwas Gebäck.

Ein ausgedehnter Spaziergang folgt, große und kleine Geschäfte, erneute Sprints und etwas Hundestress, eben das volle Gassi-Programm. Alles um den See herum scheint noch wie betäubt von der Hitze und kommt nur langsam in Fahrt. Die blühenden Frangipanibäume duften um die Wette. Ich schnuppere an den Blüten, der Hund am Stamm, ganz unten. Bougainvillia blüht in allen Farben, die Mangos hängen schon schwer, aber noch grün an den Bäumen. Schreiend plantschen Kinder im See herum. Sie haben jetzt große Ferien, von Mitte März bis Mitte Mai. Auf den Straßen kommt der moderate Verkehr langsam wieder ins rollen. Alle Farben strahlen so intensiv als hätte sie jemand mit bunten Textmarkern in die Landschaft gesetzt. Die großen Ameisen werfen lange Schatten im letzten Sonnenlicht. Wie kleine Ungeheuer huschen sie über das sandige Seeufer. Die Sonne hat nicht mehr viel Zeit, bevor sie sich um halb sieben, als große, orangene Scheibe hinter den Bergen nordwestlich von Chiang Mai verabschiedet.

*deutschsprachige Zeitungen sind, global unterwegs, eine Seltenheit und wenn, dann meistens alt und teuer. Kein Problem natürlich in den besten Hotels der Weltmetropolen.

**thailändischer Ausdruck für Ausländer mit weißer Hautfarbe

***ja, ja, die Thais und ihr Essen, siehe hierzu auch meinen Artikel “Thailand, Land des Essens”

zu Ostern: Th-EI-land

Auch dieses Jahr gibt es zu Ostern einen Eierartikel, was sonst? Das fällt mir nicht schwer, denn zur Zeit sind wir in einem richtigen Eierland, in Thailand! Ja, im Ernst, niemand würde zuerst an Eier denken, wenn es um thailändisches Essen geht, oder? Ich bis letztes Jahr auch nicht. Ich dachte da eher an Reis, Zitronengras und Chili, vielleicht noch an die Satespieße, aber nicht unbedingt an Eier. Dabei sind Eier hier überall gegenwärtig:
sie werden zwischendurch, hauptsächlich vom männlichen Geschlecht, roh ausgeschlürft; sie sind eine unverzichtbare Zutat für hiesige Gesundheits- und Kraftelexiere; werden ins morgendliche Reisporridge eingerührt; fast jedes Reisgericht ziert ein beidseitig gebackenes Ei; hartgekochte Eier werden frittiert und in Salate gemischt; in den Supermärkten, auf den Märkten und in den Straßenläden, überall sieht man stapelweise Eier-Lagen. Auch Wachtel- , Enten- und andere Vogeleier sind im Standardsortiment.
Und dann gibt es noch – die Eier in Rosa. Nicht in Massen, aber doch so häufig, dass man bald neugierig wird. Steckt eine bestimmte Hühnerrasse dahinter? Schließlich kennen wir bei uns die lindgrünen Eier von den Grünlegern. Gibt es also thailändische Rosaleger? Oder sind sie angemalt? Vielleicht ein geheimnisvoller Kult ums Ei, wie bei uns zu Ostern? Da hilft nur eins, kaufen, ausprobieren und Leute befragen.
Inzwischen bin ich soweit im Bilde, dass ich Euch einige Infos geben kann. Vorweg, nein, ich habe sie so direkt nicht gegessen. Wie heißt es so schön? Das Auge isst mit? Mein Auge wollte nicht mitessen. Auf dem Foto kann man es sehen, das Eiweiß ist dunkelbraun und gallertartig, das Gelbchen schwarzgrün und es umweht sie ein Hauch von Schwefelduft. Wohl eher eine Festspeise zu Helloween oder dem Hexensabbat als zu Ostern. Man darf sich da von der schönen rosa Coloration nicht verleiten lassen. Diese Eier sind tatsächlich so eingefärbt und zwar nur, damit sie nicht mit den normalen Eier vertauscht werden. Na, die Überraschung am Frühstückstisch möchte ich mal jemanden bereiten. 😉
Nun zu den Fakten. Diese Eier werden auch tausendjährige oder hundertjährige Eier genannt, ebenso Pferdepisseeier oder Ledereier. Die Namen sind allesamt recht passend. Nein, in Pferdeurin werden sie nicht eingelegt, nur der Geruch erinnert ein wenig an Ammoniak. Lederartig ist die Konsistenz und eingelegt werden die Eier, statt mehrerer Dekaden, immerhin gute drei Monate lang. Die Zutaten der Lake variieren leicht, meist ist es eine Mischung aus Kohle, Lehm, Salz, Zitronensaft, Teeblättern und Reisspelzen. Mit der Zeit fängt dann diese Mischung an zu gären und beginnt eifrig auf die Eier einzuwirken.
Verständlich, dass einem Mitteleuropäer, bei der Beschreibung, bei diesem Duft und Anblick, nicht gerade das Wasser im Munde zusammen läuft.
Noch während ich mich kundig machte, die Eier aufschnitt und fotografierte, fiel mir ein, dass ich sie tatsächlich schon einmal auf einem Night Bazar in Mae Hong Son gegessen habe. Mit Appetit. Unwissend. Es waren mit Tempurateig ummantelte, frittierte, aufgespiesste “Pferdepisseeierstücke” mit Thaibasilikum und Chilisoße.
Ich wünsche Euch bunte und fröhliche Ostertage mit viel Genuss und Frühlingssonne!

Thailand, Land des Essens

“ceno, ergo sum” so mag ein thailändischer Philosoph und Beobachter in die lateinischen Schulbücher schreiben (“Ich esse, also bin ich!”). Sie essen. Immer, so scheint es. Leidenschaftlich, überall, nicht viel, aber ständig. Kaum jemand würde sich hier weiter als zweihundert Meter von der nächsten Suppenküche oder einer anderen Essensquelle entfernen, ohne einen anständigen Vorrat verschiedener Speisen mit sich zu führen.

Wo gibt’s denn hier was zu essen?

Küchenwagen und Suppenküchen säumen die meisten Straßen in den Städten und Dörfern. Dort gibt es Curries, Nudelsuppen, Satespieße frisch vom Grill (oder auch Satyspieße, das sind Hähnchen-oder Schweinefleischspieße, mariniert mit einer würzigen Kurkumasoße) , Eis, Kaffee, Desserts, getrocknete Knabbereien oder frisches Obst, verzehrfertig aufgeschnitten.
Diejenigen, die nicht mit dem Verkauf oder Verzehr von Speisen direkt beschäftigt sind, kaufen sich gerade etwas Essbares oder tragen das soeben Gekaufte in Plastikbeuteln und Schachteln verpackt bei sich.

Die Möglichkeit, jederzeit etwas essen zu können, scheint hier genauso wichtig, wie die ständige Verfügbarkeit von Atemluft. Ich übertreibe nicht!

Feste werden meistens mit einem Überangebot an vielen verschiedenen Gerichten gefeiert.
Letztens, in Cha Am, sind wir auf dem Dorfplatz zufällig und unwissend in eine Feier zum Todestag eines uns (natürlich) unbekannten Herren, hineingeraten. Es ähnelte einem Volksfest! Die Tochter des vor Jahren Verstorbenen kam sofort durch das gut gelaunte Gewühle auf uns zu und lud uns herzlich und nachdrücklich ein, von allem zu essen bis wir satt seien. Voller Neugier ließen wir uns an den Ständen in Bananenblättern verpackte Überraschungspakete in die Hand drücken. Mal waren sie mit scharfer Fischpastete gefüllt, mal mit sticky (klebrigem) Kokosreis. Bunte, süße in Öl gebackene Kringel, gebratener Reis mit Meeresfrüchten, unreife Mangos mit Chilipulver, frischgebackenes Krupuk, aufgespießte Fischbällchen süßsauer und so fort, eine wirklich sympathische Art der Toten zu gedenken.

In allen Städten gibt es zusätzlich zum Standardangebot Nachtmärkte, Foodmarkets oder auch sogenannte Walking Streets, wo täglich oder wöchentlich unzählige Verkaufsstände aufgebaut werden. In der Hauptrolle, die Essensstände.

man isst sich so durch den Tag

Es gibt keine besonderen Essenszeiten. Allenfalls Küchen, die morgens aufmachen und gegen Nachmittag verschwinden. Dafür tauchen gegen Abend wieder völlig neue mobile Küchen auf der Straße auf. Obwohl alles auf dem ersten Blick chaotisch und wuselig wirkt, ist es immer wohlorganisiert: Wer, wann, wo und vor allem womit erscheint. Sitzhocker, Tische, Papierservierten, die unverzichtbaren Ständer mit den vier Basiswürzen: Fischsoße, Zucker, Chilis und Essig, der Grill mit Kohle, alles wird auf einem seitlichen oder hinteren Mopedanhäger Platz finden und jeden Tag auf- und abgebaut. Wahnsinn! Die Eiskiste für die Getränke, die Getränken selbst, Wasser, sämtliche Zutaten, die Kochstelle, eine Gasflasche, einfach alles muss mit. Kind und Hund werden noch seelenruhig zwischen die Beine geklemmt und zügig schlängelt man sich so durch den tosenden Verkehr.

Morgens bevorzugt man oft eine einfache Reissuppe um den Magen langsam aufzubauen. Zeitgleich werden überall kleine Holzkohlengrills entfacht, denn der Hunger nimmt  schnell Fahrt auf. Einmal für die erwähnten Satespieße und entsprechend größere Grills für Hähnchen oder für ganze Schweine. Das “küchenfertige Tier” wird dazu aufgeschnitten und auseinander geklappt, etwas plattgemacht und aufgespießt. Dann wird es mit viel Ausdauer mal schnell, mal langsamer über der Glut gedreht bis es recht dunkel ist. Insgesamt ist das nicht so meine Abteilung.
Spätestens ab zehn hört man vermehrt emsiges Wokrühren, Gemüsehacken oder das Zischen von Frittiergut in heißem Fett, meistens Palmöl. Hier hinein landen dann so eine Art Schmalzgebäck, Frühlingsrollen, Bananen in Kokosteig, Garnelen in Tempurateig, leckere Fischküchlein und so fort. Erstaunlicherweise schmeckt es meistens richtig gut und gar nicht so fettig wie erwartet. Man hat auf der Straße einen freien Blick in den Wok und sieht erfreulich oft frisches, hellgoldenes Palmöl. Da es fast allesamt Könner am Wok sind, hat das Öl, durch die direkte Hitzezufuhr einer Gasflamme, immer genau die richtige Temperatur. Somit keine Chance für die Frühlingsrolle, sich mit Fett voll zu saugen. Erfreulich! Und zu meiner Freude gibt es auch hier im Norden Thailands noch oft, die von mir in Malaysia kennengelernten Roti Canais mit Banane. Ein sehr flüchtiger Beobachter würde dazu “Viereckiger Bananenpfannekuchen” sagen. Mit Entsetzen sehe ich, wie diese knusprige Köstlichkeit hier von den meisten mit viel Zucker, einer gehörigen Menge an Dosenmilch und einer dicken Spur Schokosoße “veredelt” wird. Es gibt eben auch Stände und Küchen deren Besitzer Dinge anbieten – und ich denke da an wirklich ungewöhnliche Speisen – dagegen sind die Roti Canais mit Dosenmilch noch voll im Rahmen des kulinarisch Vorstellbaren für uns Europäer.

So wandere ich durch die Straßen und es riecht immer nach Essen. Auch im Zeitungsladen, in der Hotellobby, im Bus oder beim Optiker, irgendwo wird immer ein Essen aus Unmengen von Plastiktüten hervorgezaubert und verbreitet den Essengeruch in Windeseile.

Wem das Angebot an den Straßen nicht reicht, der hält einfach eine mobile “Futterstation” auf der Straße an. Das kann jemand sein, der seine Köstlichkeiten in zwei Körben an einer geschulterten Stange mit sich herumträgt oder auch jemand, der per Rad oder Moped herumfährt und sich mit einer Lufthupe ankündigt.
Meine Favoriten sind hier der Obstwagen mit perfekt geschälter Ananas am Spieß oder einer frischen Trinkkokosnuss. Ach ja, und der Salatwagen, zu erkennen am großen Holzmörser.

Spicy Salad – scharfer Salat

Für meinen Lieblingssalat, den spicy Mango- oder Papayasalat, geht es nach Bestellung am Wagen wie folgt los: junge, ungeschälte Knoblauchzehen, Zucker (hier Palmsirup), einige Spritzer Fischsauce und Limonensaft, sowie, je nach Schmerzfähigkeit 1-5 kleine, frische Chilischoten und getrocknete Shrimps verschwinden in den großen Holzmörser und werden mit wenigen Stössen angequetscht und vermengt. Als Salat folgen dann einige rohe, grob zerteilte Longbeans ( grüne, lange Bohnen, die man roh essen kann), Tomatenviertel und in Streifen geraspelte unreife Papaya oder Mango. Geröstete Cashewkerne oder Erdnüsse und frischer Koriander krönen diese Geschmacksexplosion. Am besten schmeckt der Salat, wenn alle Geschmacksrichtungen, plus Schärfe, sämtliche Papillen auf der Zunge bis aufs äußerste reizen. Für Deutschland, wo diese Papayas und Mangos kaum zu bekommen sind, würde ich es mit Zucchini probieren. Die rohen Bohnen dann entweder ganz weglassen oder durch junge, gegarte Sojabohnen (Edamame) ersetzen. Schmeckt auch wunderbar als Gurkensalat, hierzu die Gurke ohne Kerne, fein raspeln.

Ab in die Tüte!

Begibt sich der Thailänder aber nun, wider erwarten und -willen, in ein Gebiet außerhalb eines Versorgungsgebietes, so führt er vorsorglich eine Sammlung verschiedener Speisen mit sich. Meistens in unzähligen Plastiktüten und Tütchen verpackt. Das ist eine Kunst für sich. Knallheiße Nudelsuppe wird mit Trichter in durchsichtige Plastikbeutel gefüllt, dann an den Enden zusammengefasst, so dass sich über dem Inhalt alles mit Luft füllt. Verschlossen wird dieses pralle Beutelchen dann mit dünnen Gummiringen, die mindestens neununddreißig mal, blitzeschnell um den Endzipfel geschlungen werden. Derart verpackt wandern dann Nudelsuppen, Reisgerichte, Salate, Frittiertes und in Miniformat die jeweils passenden Würzsaucen dazu, in größere Plastiktüten.
Natürlich haben wir das auch einmal ausprobiert. Ich bin los und habe an verschiedenen Ständen Essbares zum Mitnehmen zusammengekauft.
Mal ganz abgesehen von der Müllansammlung, ist auch die Handhabung eine Zumutung. Allein schon, diese Beutel von den Gummiringen zu befreien, ohne dass sich der heiße Inhalt über Finger, Tisch und Schoß ergießt. Für uns war es eine einzige Matscherei und zum Schluss sah der Tisch aus, als wären streunende Hunde und Katzen über eine Mülltonne hergefallen. Ich kann nicht einmal genau sagen, wie und ob uns das Essen überhaupt geschmeckt hat. Die Handhabung hat die Kulinarik eindeutig überlagert. Wir werden jedenfalls nicht versuchen diese Fertigkeit weiter zu vertiefen. Wir essen zukünftig wieder direkt vor Ort, wo auch immer das ist.

Verdammt, jetzt hab ich richtig Hunger gekriegt! – und ab …

wat ko chang thai

Für den geographischen Anschluss in Kürze: Malaysia: Kuala Lumpur, Kuantan, Cherating, Jerantut, Taman Nagara, Kota Bharu, Süd-Ost Thailand: Hatyai, Songkhla, Malaysia: Penang (wg. Visa), Hatyai, Don Sak und mit der Fähre auf die Urlaubsinsel Ko Samui, das heißt dann Urlaubsinsel Insel Samui, denn “Ko” oder auch “Koh” heißt “Insel”, so einfach ist das.
Eine einfache Hütte direkt am Strand, am eher beschaulichen Maenam Beach, Nordküste. Mit einer unverschämt wunderbaren Aussicht auf den thailändischen Golf und auf Ko Phangan. Eine kleine dörfliche Infrastruktur im Hintergrund rundet unser Vergnügen ab.
Dies alles zur hiesigen Regenzeit (Oktober, November), dementsprechend lässig und ruhig geht es hier zu. Ein schönes Gefühl zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Mit nur einigen Regenschauern am späten Nachmittag oder Nachts ist das sonnige, tropische Wetter für uns perfekt.

“unser” Viertel

Beschaulich geht es zu in unserem Viertel. Die Touristen werden immer weniger. Niemand drängt hier zur Einkehr, zum Kauf. In der Mittagshitze schlafen Hunde, wie plötzlich tot umgefallen, mitten auf der schmalen Straße, Katzen liegen beschnurrlich zusammengerollt vor den Eingängen. Im kleinen Wat ( =Tempel) in der Mitte der Querstraße zündet eine junge Frau mit ihrem kleinen Sohn einige Räucherstäbchen an. Die lauten Farben des kleinen Tempels machen die Stille fast sichtbar. Nur ab und zu knattert ein Motorrad vorbei. Jedes Haus ist ein Unikat, was sag ich, erzählt eine eigene Geschichte. Erzählt vom Auswandern, von Geschäften und Nationalitäten, von Kindern, der Familie, von Reichtum, von Überforderung und friedvollem Dasein.
Immer wieder, schon seit Malaysia, bewundere ich die zahlreichen, üppig wuchernden Kübelpflanzen vor den meisten Häusern. Oft kommen noch kleine Steinbecken oder Kübel mit Seerosen und anderen Wasserpflanzen hinzu. Das lenkt den Blick ein wenig ab von den kunstvoll verschnörkelten, bewohnten Vogelkäfigen, die oft an den Dachenden herunterhängen. In meinen Träumen streife ich nachts heldenmutig durch Thailand und öffne alle Käfigtüren.
Vor einigen Läden sieht man schon Sandsäcke gestapelt, bereit für den Ernstfall. Der Nord-Ost-Monsun war bisher kaum zu spüren, soll aber laut Vorhersage bald heftiger werden. Vor vereinzelten Überschwemmungen auf Ko Samui wird gewarnt. Nur zu aufmerksam verfolgt man hier täglich die Nachrichten aus den Regionen nördlich von Bangkok. Da viele Güter über Bangkok im Land verteilt werden, wird es auch hier spürbar leerer in manchen Regalen.
Aus den Kanälen längs der Straße steigt hin und wieder ein übler Kloakengeruch hoch.
Schon seit Kuala Lumpur verfolgt uns diese Phänomen. Ich glaube fast, es stört mich nicht mehr ganz so arg.
Wirklich ärgerlich allerdings, wenn es gerade vor unserer Frühstücksgarage “about cafe” passiert. Nur die frisch gemahlene Kaffeemischung, der sporadisch funktionierende WiFi Zugang sowie die “Bangkok Post” vom Vortag lassen uns den Geruch für kurze Zeit vergessen. Es gibt hier nur wenige Orte, wo man ab halb acht schon einen Kaffee oder gar Frühstück bekommt. Die Bars und Restaurants schließen jetzt früh am Abend, dafür kommt man morgens nur spät in die Gänge. Ein Kunstmaler, am Ende der Straße, am Strand gelegen, bietet “Breakfast” für originelle 99 Baht … aber zusammen mit seinem bezaubernden, rotgetigertem Kater kann man sich eine Bank teilen und immerhin bereits kurz nach sieben, einen heißen, löslichen Kaffee trinken. Mit einem ganzen Frühstück wollen wir ihn so früh lieber nicht belasten. Seine Werke stellt er dann nach und nach an der Hauswand auf. Es ist ein wenig das Malen auf der Suche nach Motiven, die sich verkaufen könnten: Buddha-Gesichter in allen Formen und Farben, hin und wieder eine Art Picasso, eine Seerose oder modern in Szene gesetzte Tulpen (war da mal eine heiße Sommerliebe mit einer Holländerin?). Er selbst jedenfalls lässt keinen Zweifel an seinem Dasein als Künstler: gutaussehend, mit braunem Teint und einem langen schwarzen Zopf, lässigem Schmuck und seinem charmanten Grinsen.
Unser Viertel ist so überschaubar, dass man nicht nur nach 2 Wochen die meisten Bewohner kennt, man weiß auch um ihre Gewohnheiten, wann, wer, wo auftaucht und hingeht. Dies ist kein Wunder, denn das Leben spielt sich eindeutig hauptsächlich auf der Straße ab. Die Wohnzimmer der Thai-Familien reichen hinaus bis auf die Straße und nicht selten wird man im Vorübergehen Zeuge von Chips-Exzessen vor dem Fernseher, Essenszu- und -vorbereitungen sowie anrührenden Erziehungsszenen.

ich sag’s mal so wie ich mein’ …

Überhaupt, Thailand, Land des Lächelns, der Tempel und der viel gepriesenen Küche! All dies möchte ich nicht in Abrede stellen, – jedenfalls nicht so absolut, resolut. Aber ich werde das Gefühl nicht los, daß viele dieser schwärmerischen Berichte von Reisenden stammen, die in Hotels und Ressorts untergebracht sind, in denen bildhübsche Thaimädchen und -jungs dazu ausgebildet wurden, zu dienen und zu lächeln.
Dort, wo die Thaiküche wohlgefällig dem kulinarisch-anspruchsvollem Weltengaumen angepasst ist. Alles geschieht dem zahlenden Gast zum Wohlgefallen und mit Glück auch mal ein wenig darüber hinaus.
Als budgetreisende Weltenbummlerin, in Gelegenheitsunterkünften wohnend, werde ich hier in Thailand genau so oft bezaubernd und entwaffnend angelächelt, wie in Malaysia, in den USA, auf den Fijis oder auch in Deutschland. Es gibt Suppenküchen auf der Straße, die möchte man glatt samt Köchin mit nach Hause nehmen. Aber auch langweilige Suppen mit noch langweiligeren Einlagen werden verkauft. Es gibt einfache und saubere Straßenküchen, wie die unseres thailändischen “Jamie” auf der Ringstraße. Gleich nebenan sehe ich eine verdreckte und schlampige Küche, wenig einladend. Mal bietet man uns zweifelhaft gelagerte und außergewöhnliche Tiere an, frittiert oder gegrillt, aber auch leckere, grüne-, rote- und Massaman- Curries, die ich wieder und wieder essen kann. Am besten alles ordentlich chilischarf! spicy! Das ist wirklich so hier und ich genieße das leichte oder auch mal stärkere Brennen im Mund, noch lange nach dem letzten Bissen!
Ich denke, aus Sicht eines gut zahlenden, und naturgegebenen unter Zeitdruck stehenden, Urlaubers kann man das leicht geschönte Thailandbild gut verstehen. Wer reist schon gern tausende von Kilometern für tausende von Euros, um hinterher festzustellen, dass dort auch nur mit Fett frittiert wird.
Ganz vordergründig hängt dies auch mit unserer Sehnsucht nach einem Paradies zusammen und mit der vergeblichen Suche danach. – Das Paradies bin ich! Aber das führt jetzt wirklich zu weit. (ähnliche Effekte, siehe Artikel “plötzlich fiji”, weitere Gedanken dazu in meinem neusten Buch “Die Webums” Seite 1.254, *lach) Die junge Thaigeneration findet es hier ebenso uncool jeden anzulächeln nur weil er ihren Weg kreuzt, wie unsere Jugend in den Fußgängerzonen. Hinter den Tresen von Handyläden und Parfümerien gibt es ebenso gelangweilte Gesichter und mit Simsen und Schminken beschäftigte MitarbeiterInnen, wie bei uns.
Nicht falsch verstehen, dies alles enttäuscht mich keineswegs. Es beruhigt mich eher ein wenig und unterstützt mich in meiner Lust und Freude am Entdecken.

ich entdecke also

Die Sprache zum Beispiel, sie klingt wie eine nasale Mischung aus dänisch und chinesisch. Mit Vorliebe ruht man sich ein, zwei Töne lang auf der letzten Vokalsilbe aus, was sich dann oft etwas quengelig anhört.
Sowieso “ausruhen”, das ist einfach kein Thema hier. Man macht es einfach, überall und wann immer einem der Sinn danach steht. Besonders beneidenswert ist die Fähigkeit der Thailänder, in fast jeder Lage und Position schlafen zu können. Egal ob es lange Busfahrten oder Flüge sind: hinsetzen, Augen zu und weg. Oder einfach mal zwischendurch am Arbeitsplatz, hinter der Theke, auf einer Treppe oder auch gern mal zusammengerollt auf einer Ablage: hinlegen, Augen zu und ab ins Traumland. Dabei unterstützt sie ihre kleine Statur, sowie meistens eine große Gelenkigkeit.
Oder sie hocken. Dabei berührt das Gesäß soeben nicht den Boden, die Fusssohlen sind ganzflächig aufgestellt und die Knie dienen als Auflagefläche für die Arme. in dieser Position wartet man auf den Bus, raucht eine Zigarette oder ruht sich einfach etwas aus, wenn man gerade mal nicht schlafen möchte.
Da ist eine kleine Thailänderin, die hier unter anderem wohl für die Sauberkeit der Häuschen zuständig ist, denn ich seh sie ab und an mit Besen und Feudel herumlaufen. Sie hat es bisher mit dem Tagesschlafen zur Meisterschaft gebracht. Immer seh ich sie irgendwo, zusammengerollt wie ein Kätzchen, schlafen. Höre sie manchmal sogar schnarchen. Bis jetzt haben wir nicht herausgekriegt, ob sie die ganze Nacht noch irgendwo arbeitet, sich amüsiert oder ihren Tagesschlaf einfach zusätzlich zum Nachtschlaf genießt.
Das Klima ist jedenfalls wie geschaffen dafür und ist man erst einmal eine Weile hier, dann entdeckt man auch bei sich selbst ein ungeahntes Trägheitspotential.
Quirlig und aufgeregt geht es augenscheinlich nur beim Essen und Kochen, sowie im Straßenverkehr zu. Dies sind natürlich nur Beobachtungen, die ich hier ganz subjektiv niederschreibe. Keinesfalls sollen meine Zeilen dieses sympathische Volk zu Faulenzern und Schlafmützen abstempeln. Ich schätze mal, sie haben es einfach perfektioniert, mit möglichst wenig Energieaufwand mal mehr und auch mal weniger glücklich im Jetzt und mit ihrem tropischen Klima zu leben. Und wir jetzt für eine Weile mit ihnen.

Für einen Blogartikel wieder viel zu lang, ich weiß.
Nicht beschrieben bleibt das Meiste, wie immer. Kein Wort von den interessanten Märkten, den Stinkefrüchten und den Kotzgurken, von den verwahrlosten Tempeln und den “Pflicht-Mönchen”, von Auswanderern und Hiergebliebenen, von faszinierenden Aussichten, der Pflanzenwelt, den Balloons und den plötzlichen Knallereien, den Selbstverstümmelungen zum Vegetarierfest, von Wasserfällen, Geisterhäusern, armen Tigern und Elefanten, von Fanfare und Falte*, Schweiß, Ventilatoren, Mücken, Mangos, Kokosnüssen, Samosas und Rota Canais, von Stirnlampen und vom richtigen Zeitpunkt weiter zu ziehen (…)
*unsere treuen tierischen Begleiter auf Zeit (siehe Bild: Katz und Hund)

ach ja und: “wat ko chang thai”, Ihr ahnt es sicher schon, ist eine recht sinnlose Aneinanderreihung von bekannten thailändischen Wörtern: ” Tempel Insel Elefant Thai” . Die Sprache finde ich unglaublich schwer zu lernen, nach gut einem Monat kann ich nicht mehr als wenige Höflichkeitsfloskeln und eben ein paar oft benutzte Hauptwörter.