Jetzt aber (D)Alli

Einiges zur Info für diejenigen, die unsicher sind und vielleicht schon mit einem Fuß in der Apotheke stehen, um sich das neue Diätmittel aus der aktuellen Werbung zu holen:

Alli ist eine werbetechnisch aufgepeppte, inhaltsstoffmäßig abge- schwächte, daher rezeptfreie Version von Xenical. Xenical ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, dass bei Adipositas verschrieben wird und in die ärztliche Behandlung gehört. Der Wirkstoff heißt Orlistat, ein Lipasehemmer. Das heißt, dort wo im Darm Enzyme die Fette aufspalten, damit sie durch die Darmwand resorbiert und vom Körper aufgenommen werden, blockiert Orlistat diese Enzyme und das Fett wird, quasi unverdaut, mit dem Stuhl ausgeschieden.

Studien, die eine positive (gewichtsreduzierende) Wirkung beschreiben (immer im Zusammenhang mit einer leicht kalorienreduzierten/ fettreduzierten Kost und Bewegung), beziehen sich auf Substanzmengen, wie sie in Xenical mit 120mg vorhanden sind. Mit 60mg Orlistat enthält Alli ungefähr die Hälfte . Langzeitstudien fehlen bisher vollständig. Auch weil für eine längere Einnahme, die Begleiterscheinungen auf Dauer zu unangenehm sind: Fettstühle, Durchfälle, Darmwinde. Dazu kann es auf Dauer zu einer Verringerung der Aufnahme aller fettlöslichen Vitamine E,D,K,A und die Senkung des Gesamtcholesterins, also ebenfalls eine Senkung des „guten“ HDLs, kommen. Eine appetitzügelnde Wirkung besteht nicht!

Wer also kurz davor ist, eine Menge Geld (50-60 EUR – 84 Stück für 28 Tage) für eine recht zweifelhafte Wirkung auszugeben, dem möchte ich die gesunde Billigvariante ans Herz legen: Ballaststoffe.

Ballaststoffreiche Ernährung sättigt nicht nur, sondern, das bestätigen neuere Untersuchungen, die löslichen Ballaststoffe (Pektin, Inulin, Oligofructose) binden ebenfalls Fette im Darm und transportieren sie aus dem Körper, bevor sie resorbiert werden. Zusammen mit den unlöslichen Ballaststoffen sorgen sie für eine gesunde Darmflora, eine gute, regelmäßige Verdauung und die Träger dieser Ballaststoffe (Vollkorn, Gemüse, Obst) liefern auch noch jede Menge Vitamine anstatt die Aufnahme zu hemmen.

Fazit: eine Behandlung mit dem Wirkstoff Orlistat gehört in ärztliche Hände. Die „Spielvariante“ ist uneffektiv und teuer. Mein Rat: neben einer schrittweisen Umstellung auf Vollwertkost und dem reichlichen Verzehr von Gemüse und Obst, morgens Kleie, Weizenkeime und Leinsamen über das Müsli oder in den Joghurt streuen. Für genügend Flüssigkeitszufuhr sorgen! – Dieser Tipp istabsolut kostenneutral und ich hoffe nicht umsonst.

4 thoughts on “Jetzt aber (D)Alli”

  1. Herzlichen Dank dafür, dass du dieses Thema aufgegriffen hast. Mir ist diese Werbung nämlich auch schon unangenehm aufgefallen. Mit poppigen Farben und einem Gefühl für Leichtigkeit (ähnlich der Werbung für eine Halbfettmargarine)kommt es für den nichtinformierten Verbraucher so rüber, als wenn es total unbedenklich ist.Du beschreibst die Gefahren (und die sehe ich wirklich)aber schon ganz deutlich. Wissen die Verbraucher, dass eine Fettreduktion trotzdem nötig ist, denn dieses Mittel saugt das ja nicht auf wie ein Schwamm oder das Fett verkrümelt sich irgendwo in Zellen oder im Gewebe. Nein, ein Zuviel an Fett zieht massiven Durchfall nach sich und wer möchte das schon. Sollten Leser nach diesen Hinweisen trotzdem den Eigenversuch starten wollen, dann fragen Sie bitte trotzdem vorher Ihren Arzt oder Apotheker (wobei letzterer natürlich wieder verdient).

  2. Herzlichen Dank dafür, dass du dieses Thema aufgegriffen hast. Mir ist diese Werbung nämlich auch schon unangenehm aufgefallen. Mit poppigen Farben und einem Gefühl für Leichtigkeit (ähnlich der Werbung für eine Halbfettmargarine)kommt es für den nichtinformierten Verbraucher so rüber, als wenn es total unbedenklich ist.Du beschreibst die Gefahren (und die sehe ich wirklich)aber schon ganz deutlich. Wissen die Verbraucher, dass eine Fettreduktion trotzdem nötig ist, denn dieses Mittel saugt das ja nicht auf wie ein Schwamm oder das Fett verkrümelt sich irgendwo in Zellen oder im Gewebe. Nein, ein Zuviel an Fett zieht massiven Durchfall nach sich und wer möchte das schon. Sollten Leser nach diesen Hinweisen trotzdem den Eigenversuch starten wollen, dann fragen Sie bitte trotzdem vorher Ihren Arzt oder Apotheker (wobei letzterer natürlich wieder verdient).

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