Vor einigen Wochen ging es bei mir um das Sonntagsfrühstück. Klar, das ich darin auch das klassische Frühstücksei erwähnt habe. Nun muß ich feststellen, das das Schlagwort „weichgekochtes Ei“ dazu führte, dass immer wieder Suchende auf meinen Blog kamen. Was haben Sie gesucht? Das weichgekochte Ei an sich? Wohl kaum! – Vielleicht das ultimative Rezept für ein sicher weichgekochtes Sonntagsfrühstücksei? – Schon eher!
Vielleicht können ja meine Lebenserfahrungen etwas konstruktives zu diesem Thema beitragen. Denn auch mir gelingt es erst seit cirka fünf Jahren, verlässlich weichgekochte, wachsweichgekochte, unanständig weiche und harte Eier zu kochen. Letzteres ist keine Herausforderung, zugegeben. Auch diejenigen, die das Weiße noch leicht angeglibbert mögen, sind recht einfach zu bedienen. Am Schwierigsten ist es wohl, das Eiweiß hart und das Eigelb wachsweich, also außen leicht angehärtet und innen noch flüssig zerlaufend, hinzukreigen.
Der erste Schritt zum Durchbruch auf meinen Weg zur perfekten Eierkocherin war, meinen elektronischen Eierkocher zu entsorgen. Aber der Reihe nach. Zuerst war ich nur eine mäßige, eher nachlässige Eierkocherin. Im Laufe der Zeit hatte ich dann so zwei bis drei Generationen Eierkocher im Gebrauch und festgestellt, dass es damit auch nicht zuverlässiger klappt. Versiert im Umgang mit diesen elektronischen Helfern habe ich natürlich versucht, die vorgegebene Wassermenge, durch minimalstes Über- oder Unterschreiten, der jeweiligen Eiergröße genau anzupassen. Doch oft genug wurden es trotzdem einfach nur Überraschungseier. Als ich dann irgendwann genervt den Eierkocher in den E-Müll schmiss, war ich wieder ganz auf mich allein gestellt.
„Aber ich habe doch das Maß genau für zwei Eier, mittel, mit Wasser….!“ – Solche Ausreden gab es nun nicht mehr. Ein kleiner Emailletopf, etwas Wasser, eine sekundengenaue Uhr, die Eier und ich. Das war von nun an das sonntägliche Gewinner-Team! Nicht sofort, aber schon bald! Das Geheimnis? Es fängt mit den Eiern an.
Eine perfekte Schule sind Eier, direkt vom guten Hühnerhalter. Eier, wie gelegt. Nix mit, sortiert nach Grösse S, M, oder L! Keine künstlichen Tagesverlängerung und ähnliche unlautere Mittel! Sind die Hühner-Damen jung, ist es kalt draußen oder stört sie ein kreisender Habicht in ihrer Legeruhe, sind die Eier eben kleiner; stimmen Klima, Alter und Laune, so gibt es auch mal ein XXL. Durch diese Wechselgrössen bekommt man natürlich Übung und ein genaues Gespür dafür, wie lange sie kochen müssen. Manchmal gebe ich z.B. vier unterschiedlich große Eier zu vier unterschiedlichen Zeiten in das kochende Wasser, so dass ich dann, nach Ablauf von sechs Minuten, die ein mittelgroßes Ei benötigt. alle Eier im absolut gleichen wachsweichen Zustand servieren kann. Ob das immer klappt? Schon, aber nur, wenn ich die ganze Zeit auch bei den Eiern bleibe. Ich verlasse die Küche nicht, nehme keine Telefonate entgegen und bin mit meiner Aufmerksamkeit ganz bei den Eiern. Sind wir das den Hühnern nicht sowieso schuldig?