Für den geographischen Anschluss in Kürze: Malaysia: Kuala Lumpur, Kuantan, Cherating, Jerantut, Taman Nagara, Kota Bharu, Süd-Ost Thailand: Hatyai, Songkhla, Malaysia: Penang (wg. Visa), Hatyai, Don Sak und mit der Fähre auf die Urlaubsinsel Ko Samui, das heißt dann Urlaubsinsel Insel Samui, denn “Ko” oder auch “Koh” heißt “Insel”, so einfach ist das.
Eine einfache Hütte direkt am Strand, am eher beschaulichen Maenam Beach, Nordküste. Mit einer unverschämt wunderbaren Aussicht auf den thailändischen Golf und auf Ko Phangan. Eine kleine dörfliche Infrastruktur im Hintergrund rundet unser Vergnügen ab.
Dies alles zur hiesigen Regenzeit (Oktober, November), dementsprechend lässig und ruhig geht es hier zu. Ein schönes Gefühl zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Mit nur einigen Regenschauern am späten Nachmittag oder Nachts ist das sonnige, tropische Wetter für uns perfekt.
“unser” Viertel
Beschaulich geht es zu in unserem Viertel. Die Touristen werden immer weniger. Niemand drängt hier zur Einkehr, zum Kauf. In der Mittagshitze schlafen Hunde, wie plötzlich tot umgefallen, mitten auf der schmalen Straße, Katzen liegen beschnurrlich zusammengerollt vor den Eingängen. Im kleinen Wat ( =Tempel) in der Mitte der Querstraße zündet eine junge Frau mit ihrem kleinen Sohn einige Räucherstäbchen an. Die lauten Farben des kleinen Tempels machen die Stille fast sichtbar. Nur ab und zu knattert ein Motorrad vorbei. Jedes Haus ist ein Unikat, was sag ich, erzählt eine eigene Geschichte. Erzählt vom Auswandern, von Geschäften und Nationalitäten, von Kindern, der Familie, von Reichtum, von Überforderung und friedvollem Dasein.
Immer wieder, schon seit Malaysia, bewundere ich die zahlreichen, üppig wuchernden Kübelpflanzen vor den meisten Häusern. Oft kommen noch kleine Steinbecken oder Kübel mit Seerosen und anderen Wasserpflanzen hinzu. Das lenkt den Blick ein wenig ab von den kunstvoll verschnörkelten, bewohnten Vogelkäfigen, die oft an den Dachenden herunterhängen. In meinen Träumen streife ich nachts heldenmutig durch Thailand und öffne alle Käfigtüren.
Vor einigen Läden sieht man schon Sandsäcke gestapelt, bereit für den Ernstfall. Der Nord-Ost-Monsun war bisher kaum zu spüren, soll aber laut Vorhersage bald heftiger werden. Vor vereinzelten Überschwemmungen auf Ko Samui wird gewarnt. Nur zu aufmerksam verfolgt man hier täglich die Nachrichten aus den Regionen nördlich von Bangkok. Da viele Güter über Bangkok im Land verteilt werden, wird es auch hier spürbar leerer in manchen Regalen.
Aus den Kanälen längs der Straße steigt hin und wieder ein übler Kloakengeruch hoch.
Schon seit Kuala Lumpur verfolgt uns diese Phänomen. Ich glaube fast, es stört mich nicht mehr ganz so arg.
Wirklich ärgerlich allerdings, wenn es gerade vor unserer Frühstücksgarage “about cafe” passiert. Nur die frisch gemahlene Kaffeemischung, der sporadisch funktionierende WiFi Zugang sowie die “Bangkok Post” vom Vortag lassen uns den Geruch für kurze Zeit vergessen. Es gibt hier nur wenige Orte, wo man ab halb acht schon einen Kaffee oder gar Frühstück bekommt. Die Bars und Restaurants schließen jetzt früh am Abend, dafür kommt man morgens nur spät in die Gänge. Ein Kunstmaler, am Ende der Straße, am Strand gelegen, bietet “Breakfast” für originelle 99 Baht … aber zusammen mit seinem bezaubernden, rotgetigertem Kater kann man sich eine Bank teilen und immerhin bereits kurz nach sieben, einen heißen, löslichen Kaffee trinken. Mit einem ganzen Frühstück wollen wir ihn so früh lieber nicht belasten. Seine Werke stellt er dann nach und nach an der Hauswand auf. Es ist ein wenig das Malen auf der Suche nach Motiven, die sich verkaufen könnten: Buddha-Gesichter in allen Formen und Farben, hin und wieder eine Art Picasso, eine Seerose oder modern in Szene gesetzte Tulpen (war da mal eine heiße Sommerliebe mit einer Holländerin?). Er selbst jedenfalls lässt keinen Zweifel an seinem Dasein als Künstler: gutaussehend, mit braunem Teint und einem langen schwarzen Zopf, lässigem Schmuck und seinem charmanten Grinsen.
Unser Viertel ist so überschaubar, dass man nicht nur nach 2 Wochen die meisten Bewohner kennt, man weiß auch um ihre Gewohnheiten, wann, wer, wo auftaucht und hingeht. Dies ist kein Wunder, denn das Leben spielt sich eindeutig hauptsächlich auf der Straße ab. Die Wohnzimmer der Thai-Familien reichen hinaus bis auf die Straße und nicht selten wird man im Vorübergehen Zeuge von Chips-Exzessen vor dem Fernseher, Essenszu- und -vorbereitungen sowie anrührenden Erziehungsszenen.
ich sag’s mal so wie ich mein’ …
Überhaupt, Thailand, Land des Lächelns, der Tempel und der viel gepriesenen Küche! All dies möchte ich nicht in Abrede stellen, – jedenfalls nicht so absolut, resolut. Aber ich werde das Gefühl nicht los, daß viele dieser schwärmerischen Berichte von Reisenden stammen, die in Hotels und Ressorts untergebracht sind, in denen bildhübsche Thaimädchen und -jungs dazu ausgebildet wurden, zu dienen und zu lächeln.
Dort, wo die Thaiküche wohlgefällig dem kulinarisch-anspruchsvollem Weltengaumen angepasst ist. Alles geschieht dem zahlenden Gast zum Wohlgefallen und mit Glück auch mal ein wenig darüber hinaus.
Als budgetreisende Weltenbummlerin, in Gelegenheitsunterkünften wohnend, werde ich hier in Thailand genau so oft bezaubernd und entwaffnend angelächelt, wie in Malaysia, in den USA, auf den Fijis oder auch in Deutschland. Es gibt Suppenküchen auf der Straße, die möchte man glatt samt Köchin mit nach Hause nehmen. Aber auch langweilige Suppen mit noch langweiligeren Einlagen werden verkauft. Es gibt einfache und saubere Straßenküchen, wie die unseres thailändischen “Jamie” auf der Ringstraße. Gleich nebenan sehe ich eine verdreckte und schlampige Küche, wenig einladend. Mal bietet man uns zweifelhaft gelagerte und außergewöhnliche Tiere an, frittiert oder gegrillt, aber auch leckere, grüne-, rote- und Massaman- Curries, die ich wieder und wieder essen kann. Am besten alles ordentlich chilischarf! spicy! Das ist wirklich so hier und ich genieße das leichte oder auch mal stärkere Brennen im Mund, noch lange nach dem letzten Bissen!
Ich denke, aus Sicht eines gut zahlenden, und naturgegebenen unter Zeitdruck stehenden, Urlaubers kann man das leicht geschönte Thailandbild gut verstehen. Wer reist schon gern tausende von Kilometern für tausende von Euros, um hinterher festzustellen, dass dort auch nur mit Fett frittiert wird.
Ganz vordergründig hängt dies auch mit unserer Sehnsucht nach einem Paradies zusammen und mit der vergeblichen Suche danach. – Das Paradies bin ich! Aber das führt jetzt wirklich zu weit. (ähnliche Effekte, siehe Artikel “plötzlich fiji”, weitere Gedanken dazu in meinem neusten Buch “Die Webums” Seite 1.254, *lach) Die junge Thaigeneration findet es hier ebenso uncool jeden anzulächeln nur weil er ihren Weg kreuzt, wie unsere Jugend in den Fußgängerzonen. Hinter den Tresen von Handyläden und Parfümerien gibt es ebenso gelangweilte Gesichter und mit Simsen und Schminken beschäftigte MitarbeiterInnen, wie bei uns.
Nicht falsch verstehen, dies alles enttäuscht mich keineswegs. Es beruhigt mich eher ein wenig und unterstützt mich in meiner Lust und Freude am Entdecken.
ich entdecke also
Die Sprache zum Beispiel, sie klingt wie eine nasale Mischung aus dänisch und chinesisch. Mit Vorliebe ruht man sich ein, zwei Töne lang auf der letzten Vokalsilbe aus, was sich dann oft etwas quengelig anhört.
Sowieso “ausruhen”, das ist einfach kein Thema hier. Man macht es einfach, überall und wann immer einem der Sinn danach steht. Besonders beneidenswert ist die Fähigkeit der Thailänder, in fast jeder Lage und Position schlafen zu können. Egal ob es lange Busfahrten oder Flüge sind: hinsetzen, Augen zu und weg. Oder einfach mal zwischendurch am Arbeitsplatz, hinter der Theke, auf einer Treppe oder auch gern mal zusammengerollt auf einer Ablage: hinlegen, Augen zu und ab ins Traumland. Dabei unterstützt sie ihre kleine Statur, sowie meistens eine große Gelenkigkeit.
Oder sie hocken. Dabei berührt das Gesäß soeben nicht den Boden, die Fusssohlen sind ganzflächig aufgestellt und die Knie dienen als Auflagefläche für die Arme. in dieser Position wartet man auf den Bus, raucht eine Zigarette oder ruht sich einfach etwas aus, wenn man gerade mal nicht schlafen möchte.
Da ist eine kleine Thailänderin, die hier unter anderem wohl für die Sauberkeit der Häuschen zuständig ist, denn ich seh sie ab und an mit Besen und Feudel herumlaufen. Sie hat es bisher mit dem Tagesschlafen zur Meisterschaft gebracht. Immer seh ich sie irgendwo, zusammengerollt wie ein Kätzchen, schlafen. Höre sie manchmal sogar schnarchen. Bis jetzt haben wir nicht herausgekriegt, ob sie die ganze Nacht noch irgendwo arbeitet, sich amüsiert oder ihren Tagesschlaf einfach zusätzlich zum Nachtschlaf genießt.
Das Klima ist jedenfalls wie geschaffen dafür und ist man erst einmal eine Weile hier, dann entdeckt man auch bei sich selbst ein ungeahntes Trägheitspotential.
Quirlig und aufgeregt geht es augenscheinlich nur beim Essen und Kochen, sowie im Straßenverkehr zu. Dies sind natürlich nur Beobachtungen, die ich hier ganz subjektiv niederschreibe. Keinesfalls sollen meine Zeilen dieses sympathische Volk zu Faulenzern und Schlafmützen abstempeln. Ich schätze mal, sie haben es einfach perfektioniert, mit möglichst wenig Energieaufwand mal mehr und auch mal weniger glücklich im Jetzt und mit ihrem tropischen Klima zu leben. Und wir jetzt für eine Weile mit ihnen.
Für einen Blogartikel wieder viel zu lang, ich weiß.
Nicht beschrieben bleibt das Meiste, wie immer. Kein Wort von den interessanten Märkten, den Stinkefrüchten und den Kotzgurken, von den verwahrlosten Tempeln und den “Pflicht-Mönchen”, von Auswanderern und Hiergebliebenen, von faszinierenden Aussichten, der Pflanzenwelt, den Balloons und den plötzlichen Knallereien, den Selbstverstümmelungen zum Vegetarierfest, von Wasserfällen, Geisterhäusern, armen Tigern und Elefanten, von Fanfare und Falte*, Schweiß, Ventilatoren, Mücken, Mangos, Kokosnüssen, Samosas und Rota Canais, von Stirnlampen und vom richtigen Zeitpunkt weiter zu ziehen (…)
*unsere treuen tierischen Begleiter auf Zeit (siehe Bild: Katz und Hund)
ach ja und: “wat ko chang thai”, Ihr ahnt es sicher schon, ist eine recht sinnlose Aneinanderreihung von bekannten thailändischen Wörtern: ” Tempel Insel Elefant Thai” . Die Sprache finde ich unglaublich schwer zu lernen, nach gut einem Monat kann ich nicht mehr als wenige Höflichkeitsfloskeln und eben ein paar oft benutzte Hauptwörter.