Eine außergewöhnliche Kräuterliebe

Achtung, achtung, auf der nördlichen Halbkugel wird es jetzt kühler. Die ideale Jahreszeit, sich die Kräfte der Natur zunutze zu machen, um Leib und Seele ein wenig zu aufzupimpen.

Kräuter Herbs

Gefühlt gibt es kaum ein Blättchen, eine Wurzel oder Rinde, welche die Thais sich nicht in irgendeiner Form zunutze machen. Das meiste davon landet auf den Tellern und in die Schälchen dieser genussfreudigen, freundlichen Menschen.

In dieser Ausgabe möchte ich dir daher drei wunderbare Kräuter, jenseits von Thai-Basilikum und Koriander vorstellen.

On Top gibt es einen leckeren Booster-Tee inspiriert aus der Traditionellen Chinesischen Medizin sowie ein schnelles Cookie-Rezept direkt aus dem Spacelap. Wie gesagt, es geht um Leib und Seele.

__________________________________

Molchschwanz, weißer Beifuß und klarer Himmel

Drei Kräuter, die es faustdick zwischen den Blattrispen haben. Alle drei sickerten erst nach und nach in meinen thailändischen Alltag, oder besser, in meine innere Kräuterbibliothek ein.

prongfaa

Murraya siamensis Craib,  โปร่งฟ้า (prongfaa), Siamesische Murraya

Aus dem thailändischen übersetzt bedeutet das „klarer Himmel“, was fantasievoll interpretiert bereits Hinweise auf mögliche Verwendungszwecke gibt. Am wahrscheinlichsten trifft man die jungen Blätter dieses Strauches jedoch auf dem Esstisch (ผักกับลาบ) neben einem Larb moo, gai oder pla. Larb (Laab, Lab) ist ein typisch nordthailändischer „Salat“, der im Grunde nur aus gehacktem Fleisch, Huhn oder Fisch besteht. Das intensive, typische Aroma verleihen ihm diverse Kräuter, Limette, Knoblauch und Chili. Als Beilage werden mindestens zwei, mit Glück drei und mehr, Kräuter gereicht. Das ist eine wahre Fundgrube für Kräuter-Freaks! Hier ist mir auch das Prongfaa zum ersten Mal begegnet und durch seine intensiven Anisaromen angenehm aufgefallen.  

Meine Recherchen ergaben, dass die ätherischen Öle der Blätter gerne als Raumduft Verwendung finden. Wer sich das Rauchen abgewöhnen möchte, der möge anstatt zur Zigarette zu einem frischen Blättchen „Klarer Himmel“ greifen und es kauen. Auch bei Erkältungen ist das ein prima „Kaublatt“. Die Inhaltsstoffe, allem voran das Alkaloid Siamenol, wirken bakteriozid, antiviral und fungizid. Dazu gibt es einige Studien, die du auf der Internetseite „Pubmed ncbi“ in der National Library of medicine findest.

Der Geschmack ist wunderbar süß, lakritzig und wird gerne mit den bekannten „Hacks“ Kräuter-Bonbons aus Malaysia verglichen. (Notiz an mich: Hacks Candies probieren!)  

Artemisia lactiflora Wall., จิงจูฉ่าย (Jing ju chai), Weißer Beifuß

Dieses Kräutlein erinnert schwer an Sellerieblätter, rein optisch. Familiär und im Geschmack haben die beiden jedoch nichts gemeinsam. Vielleicht ist die Ähnlichkeit der Grund, warum ich diese Blätter in meiner Gao Lao (เกาลาว) kaum als etwas Besonderes wahrgenommen habe. Nur, wenn es sie mal nicht gibt, weil der Regen die Beete überschwemmt hat oder die neue Saat noch nicht aufgegangen ist, vermisse ich sie sehr in meiner Gao Lao. Gao Lao, das ist ein aromatischer, kräftiger, klarer Suppenfond mit Einlage nach Wunsch, den man zusammen mit Reis zum Frühstück isst. Ohne Jing ju chai schmeckt sie nahezu fad und sieht auch nicht so schön grün aus.

Dieses Wunderkraut besitzt neben seiner bitter aromatischen Würze auch antientzündiche, antiadipogene und antioxdative Potenziale. Dazu findest du bei „Pubmed ncbi“ nähere Infos.

Houttuynia Cordata,  พลูคาว (Plu Khao), Molchschwanz

Auch diesem Kraut mit seinen herzigen Blättern begegnet man hin und wieder neben seinem Larb moo oder zu ähnlichen Gerichten. Beim Geschmack ist man sich häufig uneins am Tisch, weil er vielschichtig, unangepasst und säuerlich daher kommt.

Houttuynia Cordata findet wegen seiner beachtlichen Inhaltsstoffe (u. a. Quercetin, Campher, Houttuynoside, Eucalyprol, Linolsäure sowie diverse Mineralstoffe) pharmakologisch sehr viel Beachtung. Nachgeschaut bei pubmed nbci, stellt man fest, dass besonders im Zusammenhang mit entzündlichen Prozessen im Darm sowie im Bereich von Lunge und Bronchien nachgeforscht wird.

Traditionell medizinisch schätzt man in Thailand die antibakteriellen und antiviralen Wirkungen der Plu Khao Blätter.
Gärtner würden den Molchschwanz (auch: Fischkraut, chinesischer Eidechsenschwanz) als feuchtigkeitsliebenden Bodendecker beschreiben.

Heiteres Naschwerk für dunkle Winterabende

Auch für mein Vanillekipferl Rezept ohne Vanille steht wieder ein Kraut im Mittelpunkt und das ist Cannabis sativa. Falls du in Deutschland keine Pflanzen angebaut hast und keinem Cannabis-Club angehörst, musst du mal den Karl Lauterbach fragen, wie du zeitnah an das Zeug kommst. Vorausgesetzt du bist 21 Jahre und älter, klar. Es handelt sich um ein schnelles Keks-Rezept ohne Schnörkel und ohne dass du zuvor in die Produktion von Cannabis-Butter einsteigen musst.
Verwendet werden die getrockneten Blütenköpfe, auch Buds genannt. Die müssen vorab aktiviert werden, durch Hitze. Das nennt sich decarboxylieren, nur, dass du das schon mal gehört hast. Damit bringst du das THC darin ein wenig auf Trab.
Das geht so: Schreddere die Buds fein, breite alles auf ein mit Backpapier belegtes Blech aus, schalte den Herd auf 100 Grad und aktiviere sie für 30-45 Minuten. Keine Umluft, sonst fliegt das Zeug im Backofen herum!

Rezept:

  • 300 g Mehl
  • 50 g Puderzucker
  • 50 g Rohrohrzucker
  • 150 g gemahlene Mandeln
  • 3-10 g vom aktivierten Cannabis (die Menge ist individuell zu handhaben, je nach Potenzial und wie du es verträgst)
  • 250 g Butter (oder veganes Ersatzfett)

Misch zuerst alles was trocken ist gründlich durch. Den Zuckeranteil und die Sorten kannst du natürlich frei variieren. Statt Mandeln nimm irgendwelche Nüsse, wenn du das lieber magst. Dann gib die Butter kalt in Flöckchen dazu. Alles fix durchkneten, bis es zusammenhält. Forme zwei gleich dicke Rollen und pack sie eingewickelt für eine halbe Stunde in den Kühlschrank.

Eine Rolle sollte ein Blech ergeben. Schneide gut fünf Millimeter dicke Scheibchen und forme sie geschickt (!) zu kleinen Hörnchen. Aufs Blech damit und für 12 Minuten bei 180 Grad in den Ofen schieben. Solange sie heiß sind, mit Puderzucker bestreuen und ganz vorsichtig behandeln, sie werden erst fest, wenn sie abgekühlt sind. Hab Spaß!

Gesundheitselixier

Aus folgenden Zutaten habe ich ein Dekokt (Abkochung) hergestellt. Das Ergebnis lässt sich in allen Aggregatzuständen genießen.  

Zutaten:

  • 30 g getrocknete Jujube Red Date
  • 30 g Goji Beeren
  • 30 g Cordyceps (oder Reishi, Lion Mane, Wood Ear)
  • 2-3- cm Ingwer in Scheiben
  • 2-3 cm Kurkuma in Scheiben

Früchte und Pilze unter fließendem Wasser waschen. Alles in einem Topf mit einem Liter Wasser aufgießen und einige Zeit einweichen lassen (halbe Stunde bis über Nacht, kommt nicht so genau). Zehn Minuten köcheln lassen. Abgießen und noch einmal mit einem Liter Wasser zehn Minuten köcheln lassen. Den zweiten Abguss zum ersten Abguss schütten und fertig ist der rote Zaubertrank.

Er hält sich zwei bis drei Tage im Kühlschrank. Trink es kalt als Limonade, pur, mit Wasser gemischt oder als heißen, harmonisierenden Wohlfühltee vor dem Schlafengehen. Es schmeckt leicht süß-sauer. Wem das nicht süß genug ist, weiß was zu tun ist.

Die gesundheitlichen Benefits sind zahlreich, schau unbedingt mal bei jeder Zutat nach. Denn der Tee entfaltet seine Wirkung doppelt erfolgreich, wenn du weißt, was er alles Gutes bewirken soll. Nennt sich Placebo-Effekt und trägt zur Wirksamkeit bei.

Komm gesund und munter durch den Dezember, wir lesen uns im neuen Jahr wieder! 🌟