Wie das Essen auf Madeira war? – Also Madeira ist erstmal eine Trauminsel! Allein die Vegetation dort, alles was bei uns auf Fensterbänken und in Wintergärten sorgsam gehegt und gepflegt wird, wächst und wuchert dort wie wild. Wälder voller Eukalyptusbäume, Lorbeerbäume oder Maronenbäume. Bananenbäume und Zuckerrohr in den Gärten und alle unsere 70er Jahre Zimmerpalmen am Straßenrand… ach, das Essen? – Ja, also auf dem Markt in Funchal zum Beispiel gibt es eine riesige Auswahl exotischer Früchte, bestimmt die Hälfte davon waren mir völlig unbekannt. Auch Gemüse, Weißkohl, viele Kartoffelsorten, Süßkartoffeln, Bohnen, Knoblauch und Rübengemüse gibt es an den Ständen. Nicht zu vergessen eine große Fischmarkthalle und unzählige Blumenstände.
Ja, und essen waren wir natürlich auch, jeden Tag sogar, manchmal sogar zweimal am Tag. – Was soll ich sagen, es war … irgendwie … nicht so einfach.
Einfach hinein, wo es ganz nett aussieht und viele Menschen sitzen, das allein erwies sich schon mal als gaaanz schlechter Ratgeber. Schnell hatten wir raus, dass geschmacklose Erbsen und Möhren, gründlich weichgekocht, zusammen mit geschmacksfreien Kartoffeln zum Standard gehörten. Unglaublich, wer isst so was? Ohne Fett, Gewürze, Kräuter, nur in Salzwasser weichgekochtes Gemüse? Ich war einigermaßen verblüfft, echt!
Bolo do Caco hingegen, ein frisches Brot (der Teig aus Mehl und Süßkartoffeln) mit Knoblauchbutter erwies sich fast durchgehend als einzig, geschmackvoller Anker in vielen Restaurants.
Damit das klar ist, wenn ich hier so von meinen Gastro-Erfahrungen berichte, rede ich nicht von der gehobenen Gastronomie, die es natürlich ebenfalls auf Madeira gibt. Ich mag es bodenständig. Mich interessiert in fremden Ländern und Regionen was man dort allgemein isst, zu Hause und in kleinen normalen Restaurantsund Gaststuben.
Der Fischesser und der Fleischesser, die kommen hier doch wenigstens voll auf ihre Kosten? – Ja, klar! Man findet auf Empfehlung oder nach eifriger Suche kleine Restaurants, wo auch die Einheimischen am Wochenende vor der Tür Schlange stehen um dort einen Tisch zu bekommen. Hier kann man frischen Fisch oder wer mag, auch Fleisch, am besten gegrillt, genießen. Natürlich schmeckt das auch, eben wie überall am Meer, wo man frischen Fisch und Meeresfrüchte genießt!
Doch die Beilagen sorgen auch in diesen Restaurants für wenig Aufregung. Was ist mit all den Kräutern und Gewürzen? Fast scheint es als ware die ganze Inspiration zusammen mit diversen Fleisch- und Fischteilen (Espetada und Espada) aufgespießt. Überhaupt, diese riesigen Spieße auf oder am Esstisch: dick und oft einen halben Meter lang hängen sie dominant und fast bedrohlich in einem Ständer auf dem Tisch oder werden einem vom Kellner auf den Teller gerammt, der dann das Essbare herunter streift. Mich machen diese Gerätschaften bei Tisch nervös.
Sämtliches Gemüse, egal ob Kraut, Bohnen, Erbsen oder Möhren kommen weichgekocht und ungewürzt auf den Tisch. Selten habe ich im Ausland so durchgehend einfallslose Zubereitungen der Speisen vorgefunden. Ist das der lange Einfluss der Engländer, erst als Händler, dann als Touristen? – Das Verwegenste scheint noch die gebackene Banane zu sein, die man dem dort häufig servierten Degenfisch beilegt.
Im Landesinneren gibt es Maronenwälder und in dieser Gegend wird eine Kastaniensuppe serviert, die fast begeistert hätte, wenn sie nicht immer wieder mit so viel Speck malträtiert worden wäre, so dass der sanfte Maronengeschmack kaum eine Chance hatte.
Gutgelaunt stimmten mich die kleinen Kaffeepausen: fast durchweg gab es köstlichen Bica (Espresso) und backfrische, kleine Pudding- oder Quarkteilchen dazu, die Natas!
Kurzum, diese Insel ist ein Schlaraffenland im Dornröschenschlaf. Es versteckt die kulinarischen Höhepunkte gekonnt und hartnäckig vor den Normalbürger und –touristen.
Aber gern werde ich dort beizeiten wieder vorbeischauen und hoffnungsfroh weitersuchen, nach schönen Anregungen für Gaumen und Kochtopf.
Category: eat
Ei äm wot Ei äm
Klaro, auch dieses Jahr zu Ostern ein Eier-Artikel! Schließlich ist das Ei ist nicht nur zu Ostern immer ein ergiebiges Thema. Noch immer zählt der Artikel über die „wachsweich gekochten Eiern“ zu den meist besuchtesten, man glaubt es kaum. Is aber so!
Deshalb möchte ich hier gern ein paar nette Eierrezepte notieren. Aber erst nachdem ich kurz den moralischen Zeigefinger gehoben habe:
Zeigefinger oben!
Jetzt zu Ostern (und überhaupt) kein Ei mit ner Drei! Es kann dieses Jahr zu Ostern zu Engpässen bezüglich der Eier kommen. Das hängt unter anderem mit dem Verbot der Käfighaltung (Code = 3 an erster Stelle) zusammen. Die Niederländer helfen uns hier gern aus mit ihren Käfigeiern(Code = 3-NL-… ), also aufgepasst! Dann lieber ein Ei weniger zu Ostern als solch ein Quälerei-Ei. Am besten es hat einen 0-DE- … Stempelaufdruck. Hier die Internetseite für die Code-Entschlüsselung: https://www.qualitrail.de/wsade/index.jsf
Zeigefinger wieder unten!
… die Rezepte
ich weiß, alle Welt frittiert nun die pochierten Eier, selbst jene, die bisher bei jeder Art von frittierter Panade tüchtig die Nase gerümpft haben. Jetzt werden fleißig pochierte Eier paniert, frittiert und – zugegeben, es ist nicht ohne, diese Eier dann, weil innen noch weich, heil durch alle Stationen zu bewegen.
Nicht mein Thema.
Wie wär´s denn mal mit einer Bärlauch-Ei Kombi?
Das Ei dafür (nur) pochieren:
In kochendem Wasser, mit Salz und einem Schuss Essig, ein aufgeschlagenes Ei gleiten lassen. Das geht mit einer Kelle ganz geschmeidig. Einige Minuten stocken lassen, so dass das Eigelb noch wachsweich ist.
Nun ein Pesto zubereiten:
Dafür ein Bund Bärlauch zerrupfen und in den Mörser geben und mit einer handvoll gerösteter Pinienkerne und etwas grobem Meersalz zermörsern. Nun nach Belieben Olivenöl hinzugeben und geriebenen Parmesankäse. Das Ganze kann auch gut im Mixer zubereitet werden. Das Pesto ruhig etwas flüssiger, also mit einem Schuss mehr Olivenöl, zubereiten.
Nun das pochierte Ei auf einen gerösteten Chiabatta mit dem Pesto servieren oder mit Kartoffelstampf. Bestimmt finden Sie noch mehr Kombinationen!
Ei-in-gelb
Das ist ein schöner Eier-Maissalat! Gebraucht werden:
1 Tasse gekochter Reis, 1-2 Tassen gekochte, süße Maiskörner, 1 EL Kurkuma, 1 EL Lieblings-Curry, 1 EL Zitronensaft, 2-3 glasig gedünstete kleingewürfelte Zwiebeln und 3 zerhackte hartgekochte Eier! Dazu etwas Mayonnaise, fix selbstgemacht mit dem Mixer aus: 1 Ei, Salz, 1 TL Senf, Pfeffer und langsam 125ml Öl unterrühren. Von dieser Mayonnaise nach Geschmack hineingeben, alles zusammenrühren und ganz viel Kresse darüber streuen.
Kartoffeleiernester
und noch einen Vorschlag hab ich, auch hier kommen Eier wunderschön zur Geltung:
Zuerst einen schönen Kartoffelstampf zubereiten. Die Masse in eine eingefettete Auflaufform geben und je nach Platz kleine Löcher mit dem Holzlöffel buddeln. Dort hinein jeweils ein rohes Ei schlagen. In einem Pfännchen Butter zerlassen und Zwiebeln glasig dünsten. Dies über den Kartoffelbrei verteilen und in den Backofen schieben. Wer mag, kann auch noch geriebenen Käse darüber streuen. Bei mittlerer Hitze die Eier leicht stocken lassen und dann noch mal für kurze Zeit auf Grill oder Oberhitze stellen, damit die Zwiebeln leicht anrösten. Diesen lustigen Augenschmaus überschwänglich mit frisch gehackter Petersilie bestreuen.
Eine Schnitte für den Erfolg!
Es gibt Menschen denen möchte ich reflexartig, also ohne groß darüber nachzudenken, eine dicke Scheibe frisches, duftendes Brot in die Hand drücken oder einen Teller Spaghetti vor die Nase stellen. – Nein, nicht was Ihr jetzt vielleicht denkt! Ja, gibt es viele Bedürftige unter uns, die leider nicht jeden Tag satt werden und froh wären, eine Scheibe Brot oder einen Teller mit Nudeln zu haben. Nein, ich meine, Menschen, die alles andere als mittellos sind. Sie sind eher im Wohlfühlbereich unserer Gesellschaft und bei den Erfolgreichen aus Show-Bizz und Business anzutreffen. Es sind Menschen, die wirken wollen, die zielstrebig, erfolgreich sind, charmante Leistungsträger, sind authentisch, denken lösungsorientiert, sind jung oder jung geblieben und auf jeden Fall fit und gesundheitsbewusst. Alles keine schlechten Eigenschaften! Wenn da eben diese Scheibe Brot nicht wäre. Es ist auch nur ein Gefühl von mir, wie gesagt, ein Reflex. Insgeheim würden diese Menschen mir vielleicht auch Neid unterstellen, wenn sie es sich nicht verböten, weil sie ja tolerant sind und jedem zunächst ohne Vorurteile begegnen.
Wie gesagt alles tolle Eigenschaften. Wer mag solche angenehmen Menschen nicht gern um sich haben? – Das Bro-hot!! –Ja-ja, ok die Sache mit meinem Reflex also.
Ich musste einige Tage darüber nachdenken, warum das so ist, woher dieses Mangel-Gefühl kommt, dass ich bei manchen Menschen, quasi für sie empfinde. Ihr kennt so ein “Anstatt-Gefühl” vielleicht vom Fremdschämen.
Ich fühle für sie den Mangel an Kohlenhydraten. So würde das wohl ein Ernährungscoach ausdrücken. Aber ein Scheibe Brot, ein Teller Nudeln, eine Schale Reis, das sind nicht nur Kohlenhydrate: das ist Erdung, Bodenhaftung, Sinnlichkeit und vor allem gut verfügbare, pure Energie für einen klaren Geist.
Fast habe ich das Gefühl, dass sich einiges von diesem Mangel in unserer Gesellschaft widerspiegelt. Das Fatale daran ist, das auch viele, die nicht zu diesem Vorzeige-Typus gehören, nun ebenfalls versuchen, u.a. durch zeitweisen oder gänzlichen Verzicht auf Kohlenhydrate schlanker, fitter und erfolgreicher zu werden. – Ich halte diese Entwicklung für fragwürdig, eher ungünstig! Deshalb muss ich diesen Blogbeitrag schreiben! Meine Bitte: Achtet auf Euch! Genießt die Scheibe Brot! Auch nach Sechs. Pflegt und fördert Eure eigenen Fähigkeiten, denn Ihr seid unvergleichlich! Unsere Gesellschaft braucht Euch, mit Bodenhaftung und bereit für geistige Höhenflüge! Für beides sind Kohlenhydrate unverzichtbar.
zurück von der eat´n Style
…im Gepäck eine Gratisausgabe der neusten Essen&Trinken, zwei Gratisausgaben der letzen Effilee und zwei Gläser Trüffelbutter zum Messepreis von einem Glas (“Eins können Sie ja einfrieren!”). – Ich weiß nun, dass ich mit meinen Küchenmessern niemals an die Schnitttechnik der Profis herankommen werde und dass Gurke, Zitrone und Äpfel zusammen einen leckeren Saft ergeben.
Die ganzen Promiköche habe ich verpasst, da ich statt Samstag oder Sonntag, wie alle anderen, heute, am Montag hin bin, zur zur Eat´n Style -Hamburg: Die Messe mit Geschmack!
Was war noch? Auffällig, die vielen leckeren Brote und, die zum Glück nicht so zahlreich verstreuten Wohndesignstände(?): da sah man z.B. viele, große schwarz-weiße Plastikäpfel auf langen Tischen drapiert und einen Stand mit schauerlich kitschigem Glasdesign (im Gegensatz zu schön kitschigem Glasdesign). Richtig zur Sache ging es dann am BMW Stand, da gab es live cooking und ein echter Rancher (mit Cowboy Hut!) erzählte in echtem nuschelamerikanisch von seiner schwarzfüßigen Schweinerasse, derweil mindestens eins davon zerteilt, in flache Scheiben in der Grillpfanne brutzelte.
Neu war für mich das Avocadoöl aus Chile. Gibt’s wohl auch erst seit Kurzem. Ein interessantes Produkt allemal, tiefgrün, mild, naturrein und mit einem hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren, wie die Avocado selbst halt. – Natursalzflocken am nächsten Stand, Salzflocken mit allen möglichen Beigaben, wie Chilifäden, Pfeffer oder Curry, aus Italien, vom Himalaya und sogar aus dem Salzkammergut, je nach dem wonach einem gerade der Sinn steht.
Dann gab es auch einige Stände, die eindeutig zeigten, Maggi und Knorr, das gibt es auch auf Bio- und Gourmetebene. Fertige Soßen, Gewürzmischungen und Suppen, ganz wie in heimischen Supermarktregalen, nur teurer, meist schwarzes oder braunes Verpackungsdesign und somit schürt es zumindest die Hoffnung auf höhere Qualität. Dem Pulver kann man eben auch nur vors Körnchen gucken!
Hab ich noch was vergessen? Ja, natürlich, zahlreiche Wein-, Schokolade-, Essig- und Ölanbieter waren vertreten und guten Kaffee gab es auch.
Mein bleibender Eindruck: ein nicht gekauftes Messer aus Damaszener Stahl mit 32 Lagen gefertigt, die innere Lage aus V-Gold Stahl, made in Japan, dazu ein Kampherlorbeerholzbrett.
rot auf weiß = Liebesbeweis
Er, sie kommt vielleicht zum ersten Mal zu Besuch? Zum Essen? Ja- ok, Du kannst losrennen und mit der EC-Karte planlos die nächste Feinkostabteilung leerkaufen, kannst einen Koch mieten oder doch lieber zum Essen auswärts einladen. Du kannst hektisch die letzten Jahrgänge der Essen&Trinken Ausgaben durchforsten, um dann aus dem ersten, dicken Kochbuch Dein Standard-Besucher-klappt-immer-Menü zu kochen. Du kannst hier ein paar Austern und dort etwas Champagner kaufen; die besten Rinderfilets und den edelsten Thunfisch der Stadt ausfindig machen; mit Tapir-Fleisch auf Mangospiegel experimentieren, mit Rezepten aus der Molekularküche Spinat als grüne Wolke über den Teller schweben lassen oder gar eigenhändig ein Kaninchen erlegen. Bestimmt fallen Dir da noch mehr Möglichkeiten ein, einer möglichen Katastrophe entgegenzusteuern. Vielleicht denkst Du auch einfach mal über meinen Vorschlag nach:
Koche eine Tomatensoße, dazu Spaghetti, vorweg einen feinen Blattsalat und beim Nachtisch orientiere Dich an Früchte der Saison.
Ich verspreche es, damit kriegst Du alle! Vorausgesetzt es gelingt Dir, Dich ganz der Zubereitung dieser Tomatensoße hinzugeben. Ehrlich und aufrichtig, Heuchelei ist hier fehl am Platze und wird nicht belohnt! Wer etwas versierter in der Küche hantiert, der macht auch die Pasta selbst, allen anderen empfehle ich gute, italienische Spaghetti aus 100% Hartweizen zu kaufen.
Die Vorteile:
Nr.1 kein Stress: im Gegenteil, Du kannst Dich schon bei der Zubereitung meditativ auf Deinen speziellen Gast einstellen.
Nr.2 Hauch von Luxus: statt aus monetären Gründen nur zweitklassigen Champagner, Sommertrüffel und Aquarium-Austern zu servieren, kannst Du, ohne Dich finanziell zu ruinieren, die besten Tomaten, das reinste Olivenöl und eine richtig guten Rotwein dazu kaufen.
Nr.3 Nähe: mit diesem Gericht zauberst Du augenblicklich eine heimelige, intime Atmosphäre. Es gibt wohl kaum ein Gericht, dass so uns nah und vertraut ist, weil es uns schon seit unserer Kindheit in allen Lebenslagen begleitet.
Nr.4 Charakter: ganz nebenbei trennst Du so die Spreu vom Weizen, die oberflächlichen Blender von den feinfühligen Seelen. Leichte Verstimmung, weil es NUR Spaghetti mit Tomatensoße gibt? Du weißt was Du zu tun hast.
Nr.5 Multitasking: da dies im wahrsten Wortsinne eh kaum jemand beherrscht (selbst Frau nur annähernd), hierbei die Möglichkeit, sich auf alles voll und ganz nacheinander zu konzentrieren: auf die Soße, die Vorfreude, das eigene Outfit, die Tischdeko, den Gast.
Nr.6 Stimmung: da Du bei diesem Vorhaben eher nicht Gefahr läufst, dass Du Zutaten nicht bekommst oder dass Du Dich im zeitlichen nach- und miteinander der einzelnen Zubereitungen verhedderst, ist die Stimmung nach wie vor ungetrübt.
Nr.7 Risiken: -keine! Ja, so machst Du es Dir leicht, na und? Schon mal was von Vegetariern gehört? Oder von Fleischessern, die aber nichts essen, was so aussieht als käme es vom Tier? Von Kreuzallergien? Laktoseunverträglichkeit? Abneigungen gegen Spinat und Hülsenfrüchte? Gegen Rote Bete und allem was sonst noch auf dem Teller blutet? Muss ich weiter reden?
Nr.8 Individualität: auch wenn ich nachfolgend mein Rezept vorstelle, das ist mein Rezept, für die einzig wahre Tomatensoße, so heißt das noch lange nicht, dass Du die Soße zubereitest, gerade wie es (zu) Dir passt. Ich bin sicher, dabei wird eine weitere, einzig wahre Tomatensoße entstehen.
Hier das Rezept:
Noch einmal: nicht an der Qualität der Zutaten sparen, ok?
Für die Nudeln: Spaghetti 100% Hartweizen vorher schon mal recht al dente kochen, wenn es keine Selbstgemachten sind und etwas Nudelwasser beim Abgießen zurückbehalten für die Soße. Die Nudeln müssen dann, wenn es losgeht nur noch eine Minute in kochendes Wasser, auf jeden Fall müssen sie zum Schluss noch al dente sein! Unbedingt vorher testen! Zur Not eine Reservepackung bereit halten, denn weich gekochte Nudeln können alles verderben.
Für die Soße:
extra natives Olivenöl
2 Knoblauchzehen (frischer Knoblauch wäre gut!)
1 mittelgroße Zwiebel oder 2 Schalotten
viele aromatische Tomaten (oder falls keine Tomatenzeit, gute Dosenqualität)
etwas getrocknetes Oregano (beste Qualität) oder
etwas mehr frischen Oregano und Basilikum, feingehackt
Meersalz
etwas Rohrohrzucker
Tomatenmark
Für den Salat:
Blattsalat, gern mal etwas Außergewöhnliches, z.B. eine Mischung aus Wildsalaten,
weißer Balsamico, Olivenöl und Pecorino- oder Parmesankäse gehobelt, schwarzer Pfeffer aus der Mühle, Meersalz
Fürs Dessert: Eis geht immer, selbstgemacht, vom Italiener geholt oder gute Qualität aus der Tiefkühltruhe, dazu frische Früchte je nach Jahreszeit. Auch ein Espresso mit Amarettini reicht da völlig aus. Nur nicht den schlichten Charme des Menüs durch ein furchtbar, kompliziertes Dessert zunichte machen.
Schon geht es munter und mit voller Konzentration ans Werk:
Die Zwiebeln, Knoblauchzehen schälen und in kleine, schöne Würfelchen schneiden. Die Würfelchen vom Knoblauch sollten dabei um ein Vielfaches kleiner ausfallen. Die Zehen aber auf keinen Fall quetschen, pressen oder reiben. Erhitze etwas Olivenöl im Lieblingstopf und gib die erlauchten Würfel dort hinein. – Wichtig: keine Röststoffe! Das heißt, immer schön bei Topf bleiben und beobachten. Die Nase drüber, umrühren, lächeln und so fort, bis alles glasig süß gedünstet ist. Nun kommt Tomatenmark ins Spiel. Hinein damit und gleich 1 TL Rohrohrzucker hinterher. Alles sorgfältig verrühren und immer darauf achten, dass es nicht zu heiß wird. Jetzt vom aromatischen Oregano dazu und dann mit dem Schneebesen das Nudelwasser langsam einrühren. Richtig sämig ist sie jetzt schon, die Tomatensoße. Sie brauchen auch kein Mehl, da die Stärke im Nudelwasser völlig ausreicht. Nun geht es zunächst den Tomaten an die Pelle und dann an die Kerne, soviel Zeit muss sein. Die Tomatengeschichte kannst Du handhaben wie Du magst und wie es die Jahreszeit vorschreibt: entweder jede Menge frische, aromatische Tomaten, eine gute Dosenqualität oder halb und halb. Gib noch Meersalz dazu und die Temperatur so einstellen, dass nichts anbrennt, aber das Sößchen gleichmäßig leicht vor sich hin blubbert. Bei geöffnetem Topf, damit es etwas reduzieren kann.
Eine halbe Stunde oder auch Stunde, gerade solange, wie Du für Dich oder oder die Tisch-Deko benötigen. Aber immer mal ein Auge draufwerfen.
Apropos Tischdeko, alles nach Belieben, da will ich nicht reinreden, aber großen, weißen Stoffservierten wären fein, soviel Luxus muss sein. Denn Blusen und Hemden mit Sommersprossen mag nicht jeder und hektische Flecken-Entfern-Versuche bei Tisch, tragen nicht unbedingt zu einer harmonischen Stimmung bei. Obwohl …
Pizza – schnödes Fastfood?
Allein schon: Fastfood! Bitteschön!? Das einzig schnelle daran mag die flinke Behändigkeit sein, mit der ein echter Pizzabäcker aus der Teigkugel ein flaches Rund zaubert. Ich denke, dass dieser an sich köstliche Fladen durch die ganzen Pizza Ketten, durch die Zweifuffzich-auffe-Hand-Verkäufe und die geschmacksdesignten Tiefkühlexemplare einen argen Imageschaden erlitten hat.
Wann kommt man schon mal in den Genuss einer richtigen Pizza? Klar, man kann sie selbst herstellen. Man nimmt dann vielleicht Vollkornmehl für den Teig, packt viel und lecker Belag nach eigenem Gusto drauf, nimmt ordentlich vom Lieblingskäse, passt den Schärfegrad optimal an die eigene Schmerzgrenze an und so fort. Das Ergebnis kann man sich, nach meiner Erfahrung, immer gut schmecken lassen. Nur, es hat ja streng genommen nichts mehr mit einer Pizza gemein. Es ist eigentlich eher ein pikanter Hefekuchen oder eine aufgemotzte Auflagenpizza. Bitte nicht falsch verstehen, es schmeckt! Ist eben nur keine Pizza.
Warum ich jetzt und hier so darauf herumreite?- Ganz einfach, diese Gedanken kamen mir, als ich vor einiger Zeit mal eine Pizza serviert bekam, die mich begeistert hat! Diese Pizza, so schoss es mir augenblicklich in den Kopf, diese Pizza, ist genauso, wie das wohl ursprünglich mal vorgesehen war. Ge-nau-so! E´ basta! Bestimmt kennt der ein oder die andere von Ihnen solch ein Gefühl!? Wo und wann haben denn Sie das letzte Mal solch eine Genau-Richtig-Pizza gegessen? – Ach, regelmäßig? Bei Ihrem Lieblingsitaliener um die Ecke? Im letzten Italienurlaub? – Vielleicht ist das wirklich so, dann schätzen Sie sich glücklich! Ich war bisher auch ganz zufrieden hier und meine letzte verklärte Urlaubserinnerung reicht 4 Jahre zurück, bis in die Toskana. Dort wurde uns in einer kleinen Osteria in Quota (kleines Bergdorf ca. 60 km südlich von Florenz) eine einfache, aber sensationell auf den Punkt gebrachte, Pizza serviert.
Doch davon soll hier nicht die Rede sein. Mein Pizzaerlebnis ist noch frisch, hat keine Patina.
Es geschah genau dort, wo man es bestimmt nicht erwartet, im Land der alten Philosophen und Syrtakitänzer, genau dort war ich ihr ausgeliefert. Einer riesigen bewunderungswürdig duftenden Pizza frutti di mare! Ja es war tatsächlich letztens in Griechenland. Hungrig schlenderten wir abends durch die Gassen, bis zuerst meine Nase und dann mein Blick auf ein italienisches Restaurant fiel. Na so was?! Als ich näher hinsah, beobachtete ich, wie sich ganz hinten im Raum jemand an einem großen Steinofen zu schaffen machte. Dadurch war zumindest schon klar, das kann man wagen, hier können wir uns ruhig eine Pizza gönnen, mal Abwechslung von Saganaki und Co.
Drinnen Platz genommen, wurden wir von einem griechischen Kellner freundlich begrüßt und bewirtet. Wir bekamen die Speisekarte auf der in griechisch mit englischer Übersetzung italienische Gerichte aufgeführt waren. Wir entschieden uns schnell für eine Pizza frutti di mare, weil einerseits der Steinofen und dann, so nah am Meer…
Etwas später hatten wir jeder ein riesiges Rad italienischer Pizzakunst vor uns liegen. Natürlich waren wir hin und weg, sonst würde ich diese Zeilen hier nicht schreiben. Natürlich bin ich in die Küche, neugierig bis zur Kragenspitze, wer da wohl am Ofen steht? Umberto Castaldi aus Napoli. Verschmitzt lächelnd nahm er unsere Ovationen entgegen. Dann erfuhren wir mehr. Über seine neapolitanisches Pizzablut, seine Auswanderung zunächst nach Deutschland, Gütersloh und seine gastronomisch Ausbildung in Cuxhaven, weitere Stationen in ganz Europa, alle konnten sie sie genießen, seine italienischen Gerichte. Denn Pizza ist nicht alles, was er mit viel Hingabe und einfachen, guten Naturprodukten in seiner Küche zaubert. Hier sei jetzt Endstation, verriet er uns. Das Klima stimme und die Griechen hier wissen so langsam seine Küche zu schätzen. Hier steht er, auch wenn es draußen über 30°C im Schatten sind, vor einem 400°C heißen Pizzaofen und holt ein Meisterwerk nach dem anderen daraus hervor. Es hat mir großen Spaß gemacht, seine geschickten, flinken Hände bei der Arbeit zu beobachten. Wie eine kleine Choreographie, kein Zögern und kein überflüssiger Handgriff.
So zubereitet, mit frischen, besten, natürlichen Zutaten und Leidenschaft, ist die Pizza alles andere als ungesundes Fastfood.
Ich habe ihn auch nach seinem Wunsch für die Zukunft gefragt und die Antwort kam schnell:“Ich möchte hier bleiben und mite meine Frau diese Restaurante übernehmen. Eine Teile gehört mir schon!“ – Und was könne er sich gar nicht vorstellen, wollte ich noch wissen, auch hier ohne Zögern: „Eine Mikrowelle ine meine Restaurante!“
Ja, Du hast ja so Recht Umberto! Und bestimmt kannst Du das Restaurant schon bald dein eigen nennen, dafür drücken wir dir fest die Daumen! Und hier die Adresse mit meiner uneingeschränkten Empfehlung: Da Cesare, 165 Clavdiou Pepper St. – Rodos 85100 – Griechenland
Jenseits von Gyros
Klingt wie der Titel eines Westerns oder? Einige Parallelen gibt es wohl, von wegen die Guten und die Bösen. Obwohl, ist es wirklich böse, Gyros mit fettigen Pommes zu servieren? Das beurteilt am besten selbst.
Dies hier ist ein kleiner Blogartikel, kein Film, kein Roman und er handelt von einer kulinarischen Spurensuche auf Rhodos. Fernab durchgekauter Gyros-Pommespfade oder hochpreisiger Luxusküchen. Es geht hier um meine ewige, neugierige Suche nach ehrlichen, natürlichen und einfachen Gerichten. Voller Geschmack und Lebensfreude! Es geht um Irrfahrten in die entlegensten Bergdörfer und in die dunkleren Ecken von Rhodos Stadt; um angeregte Gespräche mit und ohne sprachliche Gemeinsamkeiten.
Hier verkünde ich hoffnungsfroh: es gibt sie selbstverständlich auch in Griechenland, die frische, leichte, fleischlose und natürliche Küche! Angefangen bei den Startersalaten, wo schon der Geschmack der Tomaten zusammen mit dem Olivenöl alle Sinne auf´s Äußerste verzückt. Findet man die richtigen Orte, so stellt man fest, dass hier kaum jemand versuchen würde, diese natürlichen Köstlichkeiten unter einer dicken, cremigen Salatsoße zu verbergen.
Weiter geht es mit den Saganaki-Speisen, das sind Leckereien in einem Pfännchen mit Schafskäse und Tomaten überbacken. – Ich korrigiere, das können besagte Leckereien sein.
Mir sind Saganaki-Pfännchen begegnet, da hätt ich mich gleich reinsetzen können. Die typische Saganakimischung waren kleine, frische Tomatenwürfel, viele frische Kräuter, Schafskäse und Olivenöl. Je nach Gericht noch mit Knoblauch und Chili abgeschmeckt. Keine Ähnlichkeit mit der weißgesprenkelten, undefinierbaren, rote Masse, die in unseren hiesigen Hellas-Tempeln, mal Garnelen, mal Schafskäsescheiben unter sich begräbt. An den Originalschauplätzen beherrschen das die entlegensten, einfachsten Tavernas. Ok, die Voraussetzung ist, mutiges verlassen ausgetretener Touristen-Pfade.
Manchmal, wenn etwas gar so raffiniert und lecker ist, empfiehlt es sich, hartnäckig und unbeachtet aller Sprachbarrieren nach dem Rezept zu fragen. So geschehen bei den Zucchinipuffern. Fast kloßartig dick, kross und mit stacheliger Optik lagen sie tiefbraun auf dem Teller. Außen knusprig und innen saftig mit ungewöhnlicher Geschmacksharmonie! Da hielt es mich nicht länger auf dem Tavernenstuhl. Zunächst fragte ich brav bei der Bedienung nach, die dann freundlich hilflos den Chef des Hauses herbei rief: Michalis. Nach ausgiebigem Lob zückte ich erwartungsvoll den Stift und notierte: Zucchini, Zwiebeln, Petersilie, Salz und Pfeffer, Ei und Mehl.– Hm, ist ja irgendwie weder Hexenwerk noch entdeckte ich den Pfiff. Sollte es so einfach sein, lieber Michalis? Ich blieb hartnäckig: ja, in viel Olivenöl, nicht allzu heiß, verriet er und:.. ein Gewürz, griechisch: Diosmos. Weder er noch ich wussten eine englische oder deutsche Übersetzung (= Pfefferminze). Ist also einzig dieses Kraut verantwortlich für das kleine Geschmacksfeuerwerk? Herausgeschmeckt habe ich es jedenfalls nicht.
Etwas später, rief Michalis mich in die Küche und ich konnte sie kennenlernen, die Urheberin meiner auserwählten Köstlichkeit: Irena, die Köchin. Lächelnd entsaftete sie gerade die geriebenen Zucchinistreifen. Sie sprach sogar ein wenig deutsch und so nahmen die Puffer mit jedem Arbeitsschritt endlich Geschmack an, auch in meinen Notizen. Vor allem spürte ich, dass sie die wichtigste Zutat bereits in sich trug, die Freude an den Produkten, der Zubereitung und auch daran, ihr Rezept mit mir zu teilen.
Neugierig? Hier die Adresse: Restaurant Metaxy mas – Ouzeri – Kleine Pepperstreet 113-115, Rhodos-Stadt
In loser Folge gibt’s hier weitere kulinarische Reisegeschichten. Wir lesen uns!
Endlich, Euer Bärlauch(t)
Das wurde aber mal wieder Zeit jetzt! Geht es Euch auch so? Das erste heimische Grün und schon kommt ein frühlingsfröhliches Küchengefühl in mir hoch! Rezepte werden gesucht, nicht gefunden und neu kreiert. Bärlauchpesto, dazu Nudeln, fertig ist das Frühlingsglück! So schnell, so grün, so glücklich! Der Bärlauch, Allium Ursinum: in feuchten Laubwäldern ist er zu finden, besonders auf kalkhaltigen Böden oder auf den Wochenmärkten. Im April, die ersten Bärlauchblätter sind die Besten! Außer seinem feinen Knoblauchgeschmack bringt er noch jede Menge Lauchöl, Flavonoide, Biokatalysatoren, Fructosane und viel Vitamin C mit. Also am besten frisch genießen! Ganz einfach zum Beispiel, ein-zwei Blätter auf´s Brot und Käse drauf oder gehackt auf Frischkäse.
Oder etwas aufwändiger, das oben erwähnte Bärlauchpesto mit Nudeln: 2 Bund Bärlauch, 4 El gehackte Mandeln, 100g geriebenen Parmesankäse, ¼l Olivenöl, etwas Meersalz. Alle Zutaten in ein hohes Gefäß geben und pestare (zerquetschen), mit dem Zauberstab oder klassisch, in einem Mörser. Für die gewünschte Konsistenz zum Schluss einige Esslöffel vom Nudelkochwasser einrühren.
Adult-Muffins für Kuchenmuffel…
…scharf und hochprozentig, so schmeckt das auch!
Ein regelrechter Kuchenmuffel bin ich. Was die meisten in Ekstase versetzt, kann mich nicht von meinem Käsebrot trennen. Torten, Kuchen, Kekse, Desserts und Co akzeptiere ich breitwillig, nicht weniger aber auch nicht mehr. Doch in diesen Zeiten, in denen es erlaubt ist, geradezu Trend ist, die Schokolade auch wieder mit Kakao herzustellen, da werde ich aufmerksam. Die Regale sind gefüllt mit hochklassigen und hochprozentigen Schokoladen und man besinnt sich auf die alten Werte der Kakaobohne zurück. Sie nimmt ihren prominenten Platz in der Schokolade ein und erfolgreich drängt sie Zucker und Milch wieder auf ihre Nebenschauplätze zurück. So richtig entflammt bin ich dann durch die Beimischung von Chili in die Schokolade! Von wegen neumodischer Kram, schon die Azteken schätzten diese explosive Mischung von Kakao und Chili. Da bin ich doch mit dabei! Flugs habe ich ein allgemein gültiges Schokomuffin-Rezept etwas abgewandelt, mit zerhackten, getrockneten Chilischoten versetzt und statt Milch, gleich einen kräftigen, trockenen Rotwein genommen. Und bester Schokolade –klar!
Bestimmt bin ich nicht die Erste, aber ich bin begeistert!!!
Dankeschön Herr Rach!
Genugda isst…
…auch ab und zu schon mal auf Gourmet Niveau!
Draußen essen, nicht selber kochen. Das ist fein! Da gibt es in meiner Umgebung so drei bis vier Adressen, wo ich, je nach Lust und Gelegenheit, weiß was mich erwartet: Qualität und guter Service, dazu ein passendes Ambiente und stimmige Preise.
Doch ab und zu da fühle ich mich plötzlich und aus heiterem (Werbe)Himmel berufen, einmal etwas hoch Anspruchsvolles zu verkosten. Eben auf Gourmet Niveau. Für mich eine Region, in der ich nicht zu Hause bin. Bin eher ein Freund der puristischen, meist heimischen Küche, mit wenigen aber ehrlichen Zutaten und Portionen. So die Richtung: Pellkartoffel mit Butter und Meersalz. Darauf hebe ich ab, sinnlich verklärt; die Zunge tanzt, der Gaumen tost!
Meine bisherigen Ausflüge in die gehobene Gastronomie kann ich an beiden Händen abzählen. Nicht immer fühlte ich mich richtig wohl und gut aufgehoben und nicht immer konnte der Geschmack der Gerichte über die sparsame Portionierung hinwegtrösten.
Doch gestern hat alles gestimmt, ich sage nur: Genuss und Elbblick!
Selten, dass mal nix zu meckern gibt, oder? Na eben. Deshalb: Hochpreisig, doch das gehört wohl so! Professionell und trotzdem unangestrengt! Kreativ, doch nicht gewollt und bemüht. Eine Geschmacksexplosion jagte die andere, von der auf-den-Punkt-Langustine über die bretonsiche Scholle, bis hin zum Kokoseis, grosses Küchenkino!
wachsweich gekochte Eier
Vor einigen Wochen ging es bei mir um das Sonntagsfrühstück. Klar, das ich darin auch das klassische Frühstücksei erwähnt habe. Nun muß ich feststellen, das das Schlagwort „weichgekochtes Ei“ dazu führte, dass immer wieder Suchende auf meinen Blog kamen. Was haben Sie gesucht? Das weichgekochte Ei an sich? Wohl kaum! – Vielleicht das ultimative Rezept für ein sicher weichgekochtes Sonntagsfrühstücksei? – Schon eher!
Vielleicht können ja meine Lebenserfahrungen etwas konstruktives zu diesem Thema beitragen. Denn auch mir gelingt es erst seit cirka fünf Jahren, verlässlich weichgekochte, wachsweichgekochte, unanständig weiche und harte Eier zu kochen. Letzteres ist keine Herausforderung, zugegeben. Auch diejenigen, die das Weiße noch leicht angeglibbert mögen, sind recht einfach zu bedienen. Am Schwierigsten ist es wohl, das Eiweiß hart und das Eigelb wachsweich, also außen leicht angehärtet und innen noch flüssig zerlaufend, hinzukreigen.
Der erste Schritt zum Durchbruch auf meinen Weg zur perfekten Eierkocherin war, meinen elektronischen Eierkocher zu entsorgen. Aber der Reihe nach. Zuerst war ich nur eine mäßige, eher nachlässige Eierkocherin. Im Laufe der Zeit hatte ich dann so zwei bis drei Generationen Eierkocher im Gebrauch und festgestellt, dass es damit auch nicht zuverlässiger klappt. Versiert im Umgang mit diesen elektronischen Helfern habe ich natürlich versucht, die vorgegebene Wassermenge, durch minimalstes Über- oder Unterschreiten, der jeweiligen Eiergröße genau anzupassen. Doch oft genug wurden es trotzdem einfach nur Überraschungseier. Als ich dann irgendwann genervt den Eierkocher in den E-Müll schmiss, war ich wieder ganz auf mich allein gestellt.
„Aber ich habe doch das Maß genau für zwei Eier, mittel, mit Wasser….!“ – Solche Ausreden gab es nun nicht mehr. Ein kleiner Emailletopf, etwas Wasser, eine sekundengenaue Uhr, die Eier und ich. Das war von nun an das sonntägliche Gewinner-Team! Nicht sofort, aber schon bald! Das Geheimnis? Es fängt mit den Eiern an.
Eine perfekte Schule sind Eier, direkt vom guten Hühnerhalter. Eier, wie gelegt. Nix mit, sortiert nach Grösse S, M, oder L! Keine künstlichen Tagesverlängerung und ähnliche unlautere Mittel! Sind die Hühner-Damen jung, ist es kalt draußen oder stört sie ein kreisender Habicht in ihrer Legeruhe, sind die Eier eben kleiner; stimmen Klima, Alter und Laune, so gibt es auch mal ein XXL. Durch diese Wechselgrössen bekommt man natürlich Übung und ein genaues Gespür dafür, wie lange sie kochen müssen. Manchmal gebe ich z.B. vier unterschiedlich große Eier zu vier unterschiedlichen Zeiten in das kochende Wasser, so dass ich dann, nach Ablauf von sechs Minuten, die ein mittelgroßes Ei benötigt. alle Eier im absolut gleichen wachsweichen Zustand servieren kann. Ob das immer klappt? Schon, aber nur, wenn ich die ganze Zeit auch bei den Eiern bleibe. Ich verlasse die Küche nicht, nehme keine Telefonate entgegen und bin mit meiner Aufmerksamkeit ganz bei den Eiern. Sind wir das den Hühnern nicht sowieso schuldig?
Ode an die Rote Bete
Meine Beziehung zur Roten Bete geht über ein gutes, normales, kulinarisches Empfinden hinaus. Eindeutig.
Die Saat säte mitten in den Achtzigern, Tom Robbins mit seinem hinreißenden Roman „PanAroma“. Es war wohl damals eher eine intellektuell, spirituelle Bewunderung, verbunden mit einem unersättlichen Lebenshunger. Ich glaube mich erinnern zu können, dass ich mir damals ein paar Rote Bete kaufte, nur um sie mal anzufühlen und vor allem sie zu riechen!
Jahre vergingen und die Rübe spielte nur noch eine recht untergeordnete Rolle in meinem Leben. Wenn, dann meist in Scheibenform aus Omis Einmachgläsern oder geriffelt aus dem Kühne-Regal.
Aber, seit einigen Jahren, rückt sie bei mir wieder mehr in den Vordergrund.
Zwar eher pragmatisch, aber ein Hauch von Sinnlichkeit ist immer dabei.
Hocherfreut war ich, als ich das Kapitel über Rote Bete in Edward Espe Browns „Das Lächeln der Radieschen“ las. Es war eine Wonne, diese Zeilen zu lesen! „Eines der Nahrungsmittel, die mir beistehen, ist die rote Bete.“ Heißt es da gleich zu Beginn des Kapitels. Schon hatte ich dieses wohlige Gefühl, da schreibt einer, der dieses Gemüse versteht, mit der Seele versteht!
Noch am gleichen Tag probierte ich eines seiner Rote Bete-Rezepte mit Cranberries. Ja, so schmecken sie auch, die blutroten Erdrüben. Sein Rezept habe ich ein wenig an meinen Geschmack angepasst. Die getrockneten Tomaten ließ ich weg, dafür kam etwas Orangensaft hinzu. Am besten einmal selbst ausprobieren.
Hier noch ein Haiku, eine Stunde nach dem Genuss von Roter Bete geschrieben:
rote Erde feucht
dunkel, blutig, beruhigend
nährt stille Schönheit