wat ko chang thai

Für den geographischen Anschluss in Kürze: Malaysia: Kuala Lumpur, Kuantan, Cherating, Jerantut, Taman Nagara, Kota Bharu, Süd-Ost Thailand: Hatyai, Songkhla, Malaysia: Penang (wg. Visa), Hatyai, Don Sak und mit der Fähre auf die Urlaubsinsel Ko Samui, das heißt dann Urlaubsinsel Insel Samui, denn “Ko” oder auch “Koh” heißt “Insel”, so einfach ist das.
Eine einfache Hütte direkt am Strand, am eher beschaulichen Maenam Beach, Nordküste. Mit einer unverschämt wunderbaren Aussicht auf den thailändischen Golf und auf Ko Phangan. Eine kleine dörfliche Infrastruktur im Hintergrund rundet unser Vergnügen ab.
Dies alles zur hiesigen Regenzeit (Oktober, November), dementsprechend lässig und ruhig geht es hier zu. Ein schönes Gefühl zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Mit nur einigen Regenschauern am späten Nachmittag oder Nachts ist das sonnige, tropische Wetter für uns perfekt.

“unser” Viertel

Beschaulich geht es zu in unserem Viertel. Die Touristen werden immer weniger. Niemand drängt hier zur Einkehr, zum Kauf. In der Mittagshitze schlafen Hunde, wie plötzlich tot umgefallen, mitten auf der schmalen Straße, Katzen liegen beschnurrlich zusammengerollt vor den Eingängen. Im kleinen Wat ( =Tempel) in der Mitte der Querstraße zündet eine junge Frau mit ihrem kleinen Sohn einige Räucherstäbchen an. Die lauten Farben des kleinen Tempels machen die Stille fast sichtbar. Nur ab und zu knattert ein Motorrad vorbei. Jedes Haus ist ein Unikat, was sag ich, erzählt eine eigene Geschichte. Erzählt vom Auswandern, von Geschäften und Nationalitäten, von Kindern, der Familie, von Reichtum, von Überforderung und friedvollem Dasein.
Immer wieder, schon seit Malaysia, bewundere ich die zahlreichen, üppig wuchernden Kübelpflanzen vor den meisten Häusern. Oft kommen noch kleine Steinbecken oder Kübel mit Seerosen und anderen Wasserpflanzen hinzu. Das lenkt den Blick ein wenig ab von den kunstvoll verschnörkelten, bewohnten Vogelkäfigen, die oft an den Dachenden herunterhängen. In meinen Träumen streife ich nachts heldenmutig durch Thailand und öffne alle Käfigtüren.
Vor einigen Läden sieht man schon Sandsäcke gestapelt, bereit für den Ernstfall. Der Nord-Ost-Monsun war bisher kaum zu spüren, soll aber laut Vorhersage bald heftiger werden. Vor vereinzelten Überschwemmungen auf Ko Samui wird gewarnt. Nur zu aufmerksam verfolgt man hier täglich die Nachrichten aus den Regionen nördlich von Bangkok. Da viele Güter über Bangkok im Land verteilt werden, wird es auch hier spürbar leerer in manchen Regalen.
Aus den Kanälen längs der Straße steigt hin und wieder ein übler Kloakengeruch hoch.
Schon seit Kuala Lumpur verfolgt uns diese Phänomen. Ich glaube fast, es stört mich nicht mehr ganz so arg.
Wirklich ärgerlich allerdings, wenn es gerade vor unserer Frühstücksgarage “about cafe” passiert. Nur die frisch gemahlene Kaffeemischung, der sporadisch funktionierende WiFi Zugang sowie die “Bangkok Post” vom Vortag lassen uns den Geruch für kurze Zeit vergessen. Es gibt hier nur wenige Orte, wo man ab halb acht schon einen Kaffee oder gar Frühstück bekommt. Die Bars und Restaurants schließen jetzt früh am Abend, dafür kommt man morgens nur spät in die Gänge. Ein Kunstmaler, am Ende der Straße, am Strand gelegen, bietet “Breakfast” für originelle 99 Baht … aber zusammen mit seinem bezaubernden, rotgetigertem Kater kann man sich eine Bank teilen und immerhin bereits kurz nach sieben, einen heißen, löslichen Kaffee trinken. Mit einem ganzen Frühstück wollen wir ihn so früh lieber nicht belasten. Seine Werke stellt er dann nach und nach an der Hauswand auf. Es ist ein wenig das Malen auf der Suche nach Motiven, die sich verkaufen könnten: Buddha-Gesichter in allen Formen und Farben, hin und wieder eine Art Picasso, eine Seerose oder modern in Szene gesetzte Tulpen (war da mal eine heiße Sommerliebe mit einer Holländerin?). Er selbst jedenfalls lässt keinen Zweifel an seinem Dasein als Künstler: gutaussehend, mit braunem Teint und einem langen schwarzen Zopf, lässigem Schmuck und seinem charmanten Grinsen.
Unser Viertel ist so überschaubar, dass man nicht nur nach 2 Wochen die meisten Bewohner kennt, man weiß auch um ihre Gewohnheiten, wann, wer, wo auftaucht und hingeht. Dies ist kein Wunder, denn das Leben spielt sich eindeutig hauptsächlich auf der Straße ab. Die Wohnzimmer der Thai-Familien reichen hinaus bis auf die Straße und nicht selten wird man im Vorübergehen Zeuge von Chips-Exzessen vor dem Fernseher, Essenszu- und -vorbereitungen sowie anrührenden Erziehungsszenen.

ich sag’s mal so wie ich mein’ …

Überhaupt, Thailand, Land des Lächelns, der Tempel und der viel gepriesenen Küche! All dies möchte ich nicht in Abrede stellen, – jedenfalls nicht so absolut, resolut. Aber ich werde das Gefühl nicht los, daß viele dieser schwärmerischen Berichte von Reisenden stammen, die in Hotels und Ressorts untergebracht sind, in denen bildhübsche Thaimädchen und -jungs dazu ausgebildet wurden, zu dienen und zu lächeln.
Dort, wo die Thaiküche wohlgefällig dem kulinarisch-anspruchsvollem Weltengaumen angepasst ist. Alles geschieht dem zahlenden Gast zum Wohlgefallen und mit Glück auch mal ein wenig darüber hinaus.
Als budgetreisende Weltenbummlerin, in Gelegenheitsunterkünften wohnend, werde ich hier in Thailand genau so oft bezaubernd und entwaffnend angelächelt, wie in Malaysia, in den USA, auf den Fijis oder auch in Deutschland. Es gibt Suppenküchen auf der Straße, die möchte man glatt samt Köchin mit nach Hause nehmen. Aber auch langweilige Suppen mit noch langweiligeren Einlagen werden verkauft. Es gibt einfache und saubere Straßenküchen, wie die unseres thailändischen “Jamie” auf der Ringstraße. Gleich nebenan sehe ich eine verdreckte und schlampige Küche, wenig einladend. Mal bietet man uns zweifelhaft gelagerte und außergewöhnliche Tiere an, frittiert oder gegrillt, aber auch leckere, grüne-, rote- und Massaman- Curries, die ich wieder und wieder essen kann. Am besten alles ordentlich chilischarf! spicy! Das ist wirklich so hier und ich genieße das leichte oder auch mal stärkere Brennen im Mund, noch lange nach dem letzten Bissen!
Ich denke, aus Sicht eines gut zahlenden, und naturgegebenen unter Zeitdruck stehenden, Urlaubers kann man das leicht geschönte Thailandbild gut verstehen. Wer reist schon gern tausende von Kilometern für tausende von Euros, um hinterher festzustellen, dass dort auch nur mit Fett frittiert wird.
Ganz vordergründig hängt dies auch mit unserer Sehnsucht nach einem Paradies zusammen und mit der vergeblichen Suche danach. – Das Paradies bin ich! Aber das führt jetzt wirklich zu weit. (ähnliche Effekte, siehe Artikel “plötzlich fiji”, weitere Gedanken dazu in meinem neusten Buch “Die Webums” Seite 1.254, *lach) Die junge Thaigeneration findet es hier ebenso uncool jeden anzulächeln nur weil er ihren Weg kreuzt, wie unsere Jugend in den Fußgängerzonen. Hinter den Tresen von Handyläden und Parfümerien gibt es ebenso gelangweilte Gesichter und mit Simsen und Schminken beschäftigte MitarbeiterInnen, wie bei uns.
Nicht falsch verstehen, dies alles enttäuscht mich keineswegs. Es beruhigt mich eher ein wenig und unterstützt mich in meiner Lust und Freude am Entdecken.

ich entdecke also

Die Sprache zum Beispiel, sie klingt wie eine nasale Mischung aus dänisch und chinesisch. Mit Vorliebe ruht man sich ein, zwei Töne lang auf der letzten Vokalsilbe aus, was sich dann oft etwas quengelig anhört.
Sowieso “ausruhen”, das ist einfach kein Thema hier. Man macht es einfach, überall und wann immer einem der Sinn danach steht. Besonders beneidenswert ist die Fähigkeit der Thailänder, in fast jeder Lage und Position schlafen zu können. Egal ob es lange Busfahrten oder Flüge sind: hinsetzen, Augen zu und weg. Oder einfach mal zwischendurch am Arbeitsplatz, hinter der Theke, auf einer Treppe oder auch gern mal zusammengerollt auf einer Ablage: hinlegen, Augen zu und ab ins Traumland. Dabei unterstützt sie ihre kleine Statur, sowie meistens eine große Gelenkigkeit.
Oder sie hocken. Dabei berührt das Gesäß soeben nicht den Boden, die Fusssohlen sind ganzflächig aufgestellt und die Knie dienen als Auflagefläche für die Arme. in dieser Position wartet man auf den Bus, raucht eine Zigarette oder ruht sich einfach etwas aus, wenn man gerade mal nicht schlafen möchte.
Da ist eine kleine Thailänderin, die hier unter anderem wohl für die Sauberkeit der Häuschen zuständig ist, denn ich seh sie ab und an mit Besen und Feudel herumlaufen. Sie hat es bisher mit dem Tagesschlafen zur Meisterschaft gebracht. Immer seh ich sie irgendwo, zusammengerollt wie ein Kätzchen, schlafen. Höre sie manchmal sogar schnarchen. Bis jetzt haben wir nicht herausgekriegt, ob sie die ganze Nacht noch irgendwo arbeitet, sich amüsiert oder ihren Tagesschlaf einfach zusätzlich zum Nachtschlaf genießt.
Das Klima ist jedenfalls wie geschaffen dafür und ist man erst einmal eine Weile hier, dann entdeckt man auch bei sich selbst ein ungeahntes Trägheitspotential.
Quirlig und aufgeregt geht es augenscheinlich nur beim Essen und Kochen, sowie im Straßenverkehr zu. Dies sind natürlich nur Beobachtungen, die ich hier ganz subjektiv niederschreibe. Keinesfalls sollen meine Zeilen dieses sympathische Volk zu Faulenzern und Schlafmützen abstempeln. Ich schätze mal, sie haben es einfach perfektioniert, mit möglichst wenig Energieaufwand mal mehr und auch mal weniger glücklich im Jetzt und mit ihrem tropischen Klima zu leben. Und wir jetzt für eine Weile mit ihnen.

Für einen Blogartikel wieder viel zu lang, ich weiß.
Nicht beschrieben bleibt das Meiste, wie immer. Kein Wort von den interessanten Märkten, den Stinkefrüchten und den Kotzgurken, von den verwahrlosten Tempeln und den “Pflicht-Mönchen”, von Auswanderern und Hiergebliebenen, von faszinierenden Aussichten, der Pflanzenwelt, den Balloons und den plötzlichen Knallereien, den Selbstverstümmelungen zum Vegetarierfest, von Wasserfällen, Geisterhäusern, armen Tigern und Elefanten, von Fanfare und Falte*, Schweiß, Ventilatoren, Mücken, Mangos, Kokosnüssen, Samosas und Rota Canais, von Stirnlampen und vom richtigen Zeitpunkt weiter zu ziehen (…)
*unsere treuen tierischen Begleiter auf Zeit (siehe Bild: Katz und Hund)

ach ja und: “wat ko chang thai”, Ihr ahnt es sicher schon, ist eine recht sinnlose Aneinanderreihung von bekannten thailändischen Wörtern: ” Tempel Insel Elefant Thai” . Die Sprache finde ich unglaublich schwer zu lernen, nach gut einem Monat kann ich nicht mehr als wenige Höflichkeitsfloskeln und eben ein paar oft benutzte Hauptwörter.

süßer Besuch – Sugar Mill, Lautoka, Fiji

Staubig und unübersichtlich begann unser Ausflug nach Lautoka, Sugar-City. Hier wollten wir uns genau dieses süße Herz von Fiji, die Zuckerfabrik, bzw. eine der vier Zuckermühlen der Fiji Sugar Corporation, einmal näher anschauen.

zuvor

Allein die Terminabsprache dauerte letztendlich eine Woche, mal war der Manager im Meeting, mal lief die Mühle nicht, mal hatten wir was anderes vor. Mit einem Termin, 10 Uhr morgens, ohne Ansprechpartner und mit einer ungefähren Angabe, wann wir aus dem Bus raus mussten, machten wir uns auf den Weg. Bushaltestellen gibt es schon, aber sie haben keine Namen, oftmals sind sie auch nicht als solche zu erkennen, es scheinen lediglich Stellen, wo die Leute öfter als sonst ein- und aussteigen. Sie halten hier auch auf Wunsch, was uns aber in der konkreten Situation nicht weiterhilft. Das Fabrikgelände ist groß und von außen ist absolut nicht ersichtlich, wo denn nun der Haupteingang oder gar ein Verwaltungsgebäude ist. Viel zu spät, wie sich später herausstellte, verließen wir den ungefederten und fensterscheibenlosen Bus. Wir entschieden uns, falsch, für das nächst beste Tor, durch das Lastwagen mit ihrem Zuckerrohr hineinfuhren. Die Straße war unbefestigt, der Hof erst recht, seit Tagen hat es nicht geregnet, also Staub ohne Ende. Mittendrin ein kleines besetztes Pförtnerhäuschen. “Bula!”- “Bula!” “we have an appointment here at 10h to visit the sugar mill.” hoffnungsfrohes Lächeln hier, freundliches Lächeln zurück. Moment. Anruf. Dann:”wait here, please!” – Aus der staubigen Ferne sahen wir bald einen rundlichen Mann langsam auf uns zukommen. Nach einiger Zeit, Bula! Händeschütteln, unser Text. Sein Text:”…not here. Must go out … left, not the next gate, go more left… then.” Alles war einigermaßen klar. Ganz klar ist hier selten eine Ortsangabe. Das liegt zum Teil oft an dem recht unverständlichen Fiji-englisch, aber zum anderen auch daran, dass man hier einfach keine exakten Angaben mag, oder nicht macht, was weiß ich. Es ist ähnlich wie mit den Bushaltestellen, nix genaues hat man eben gern.
Bis wir dann endlich dort waren, wo man sich richtig um uns kümmerte, gab es noch einige kurze Dialoge und wirklich viel Staub!

kurz davor

Nun sitzen wir, blaubehelmt, vor einer Baracke auf der Bank und wissen eigentlich wieder nicht, wer sich wann und ob sich überhaupt jemand um uns kümmern wird, wir sind aber optimistisch.
Zwischenzeitlich gab es aber genug aufzuarbeiten, denn immerhin sind wir schon durch einige Büros geführt worden, bekamen einen Helm, Besucherausweise und einiges zu sehen… Da kamen uns automatisch die Arbeitsbestimmungen für deutsche Büroplätze in den Sinn, diejenigen, die zum Beispiel regeln, wie die Stühle beschaffen sein müssen um Rückenschäden zu vermeiden, wie Bildschirmhöhe und -winkel ausgerichtet sein müssen um die Augen zu schonen, usw. Ich vermute, bevor in diesen Büros die Augen tränen und der Rücken schmerzt, was bei dem alten und zerschlissenem Gestühl bestimmt recht schnell der Fall sein wird, steht man hier einfach auf und dreht ‘ne Runde, macht Pause, trifft sich mit Kollegen oder verrichtet Anderes. Gestressten Mienen sind wir jedenfalls weder in der Fabrik noch in den Büros begegnet, ganz im Gegenteil. Gerade, als wir die grausame Vorstellung, wieviel Zucker auf diese Welt einrieseln würde, stellte man allein diesen Betrieb auf größtmögliche Effizienz um, genussvoll ausschmücken wollten, kam ein schmächtiger Inder, Samy, mit Helm und Safty Weste auf uns zu, um uns zum Headquater Office zu bringen. Es unterschied sich nicht groß von den anderen Büros, also nichts von wegen “Teppichetage”.
Hier stellt man offensichtlich neues Personal ein, hält Schulungen und die Sicherheitsabteilung ist auch integriert.

es geht los – die Einführung

Wir wurden kurz aufgeklärt: 1870 fanden auf den Fijis die erste professionelle Zuckerherstellung statt, diese Zuckermühle in Lautoka gibt es schon seit 1926, die FSC (Fiji Sugar Corporation) besitzt heute 4 Zuckermühlen auf den beiden Hauptinseln. Das Zuckerrohr wird mit LKWs und hauptsächlich mit der kleinen Zuckereisenbahn, Cane Trail, von den entfernt gelegenen Feldern der ganzen Insel bis zu den Mühlen hin transportiert. Das einzige Schienennetz auf den Fijis und nur für Zuckerrohr. Mit kleinen Dieselloks werden nummerierte Wägelchen voll beladen zu den Mühlen gebracht. Die Felder werden meist noch mit der Sense geerntet. 5-7 Jahre kann man, einmal im Jahr, die Rohre schneiden, dann heißt es roden und neue Sprossenstücke aussetzen, aus denen in Turbogeschwindigkeit neue Halme wachsen.
Die Zuckerindustrie ist für Fiji der wichtigste Exportzweig und so gibt es im Parlament dafür extra einen Zuckerminister.
Das Zuckerrohr wird bei den Mühlen angeliefert, gewogen und klein geschreddert, so dass das Mark frei liegt. Dann kommt diese Masse in riesige schwere Mühlen und dort wird der Saft ausgepresst. Die Faserreste, die Bagasse, wird zur Energiegewinnung der Mühle verwendet. Der Saft wird im nächsten Prozess erhitzt und durch Zugabe von Kalk von Verunreinigungen befreit. In mehreren Prozessen wird der klare Saft, durch Erhitzen und Verdampfen von Wasser, konzentriert.  Haben die Kristalle eine bestimmte Größe und Konzentration erreicht, wird dieser Sirup erhitzt und zentrifugiert. So oft, bis es sich nicht mehr lohnt. Der “unbrauchbare” Rest wird direkt weitertransportiert zur nahe gelegenen Rum- Destillerie. Der Rohzucker wird in einer Trommel mit heißer Luft getrocknet, abgekühlt und dann für den Transport verpackt. In 2010 wurden 2,2 Millionen Tonnen Zuckerohr geschreddert und daraus 167.611 Tonnen Rohzucker gewonnen.
Nach diesem Vortrag, mit flüchtigen Kritzeleien auf der Tafel untermalt, gesellte sich noch eine Gruppe von sechs Franzosen zu uns. Leider verstand nur eine Frau ganz wenig englisch, was die Kommunikation fast unmöglich machte, aber immerhin die Wiederholung der Einführung auf zwei Sätze abkürzte.

es geht los – der Rundgang

Dann ging es endlich ab in die Mühle. Mit unserem reizenden Samy, einem schmächtigen Inder, staksten wir im Gänsemarsch durch die laute, staubige, klebrige Anlage. Hinter jeder erklommenen Eisentreppe befanden sich im Halbdunkel neue riesige Kessel und Behälter, in denen die unterschiedlichen Bearbeitungsstufen stattfinden, die der Zuckersirup durch macht. Überall trafen wir auf freundliche Arbeiter, die immer wieder uns allen die klebrige Hand schütteln wollten oder zumindest einen kurzen Smalltalk begannen, in dem wir uns die Namen und Nationalitäten gegen den Lärm zubellten. Klebrig war bald alles, besonders die Hände, denn ab Stufe Melasse, gab es von Samy oder den Mitarbeitern immer reichlich Zuckerproben auf die Hand. Durch erwartungsvolles Nicken wurden wir jedesmal aufgefordert, zu probieren.  Die heißen Kessel, die Hitze von draußen, alles war hier irgendwie halb drinnen und draußen, der Lärm der Maschinen, klebrigen Hände und Münder und alle folgten wir brav und interessiert auf engen Gitterstiegen unserem Samy. Wir haben in hinterher, unter uns, Mr. Slippery getauft. Denn, da die Franzosen kein englisch konnten und es überhaupt sehr laut war, begleitete er alles, was er sagte, mit einer ausgeprägten Körpersprache und Mimik. Kam ein glitschiger Weg, ging er plötzlich in die Knie, um mit seinem schmalen Hinterteil hin- und her zu wedeln und sich dann mit bedeutungsvollem Blick zu uns umzudrehen, um uns ein “slippery!” zu zurufen. Diese Einlagen allein waren schon einen Besuch der Anlagen wert.

danach

Klebrig schwitzend beeindruckt und wieder um etwas Wissen bereichert, verließen wir die Anlage zum Abschlussgespräch. Es gab noch einige Infos, Adressenaustausch und schließlich sind wir mit dem Sicherheitschef der Anlage, ein indischer Meisterbowler laut eigener Aussage, in seinen nahe gelegenem Bowling Club spaziert. Wir wurden dort zum unvermeidlichen Kavatrinken eingeladen. Es folgten diverse Einladungen zu Bowlen, zum Essen und die Aussicht, nächste Woche die nahegelegene Rumdestillerie, zu besichtigen. Wie schon erwähnt, wird dort ein Teil der Melasse zur Herstellung des starken, braunen Fiji-Rums, Bounty, verwendet.

plötzlich fiji

Fijis, das sind die Fidschi Inseln. Sie liegen von Europa aus gesehen, ganz auf der anderen Seite der Erdkugel, wenige Flugstunden nördlich von Neuseeland entfernt. Fiji, ich mag diese drei Punkte hintereinander einfach und bleibe deshalb mal bei der englischen Schreibweise.
Da war also gerade noch Los Angeles und schon ist Fiji. Wobei, ‘Schon’ ist gut, satte 10 Flugstunden in unbequemster Ruhestellung, plus mal eben so ein ganzer Tag, der nicht stattfand (kurz vor Fiji überquert man die Datumsgrenze). Da ist es schon so, dass die Seele eine Zeit braucht um nachzukommen. Manche nennen es Jetlag, aber das sind diejenigen, die Termine haben. Wenn man keine Termine hat, ist man zunächst mal nur müde, besonders wenn man, wie ich, in der unbequemen Flieger-Sardinenstellung nicht schlafen kann. Ist man dann ausgeschlafen, muss man zusehen, dass die Seele nachkommt. Dies kann, je nach Entfernung, Land und Befindlichkeit, schon mal bis zu einer Woche dauern.

einleben

In diesen fünf oder sechs Tagen, die es bei mir gedauert hat, schwankte es in meinem Gemüt und Sosein zwischen euphorischer Entdeckungsfreude und eher gedämpften Staunen. Wie die meisten, für uns “exotischen” Länder, gibt es auch auf den Fijis zwei sehr unterschiedliche Seiten. Zum einen die heile, freundliche Urlaubsinselwelt mit dem weißen Sand, den Kokospalmen und dem türkisfarbenem Meer auf den Koralleninseln und dann eben Fiji, das alltägliche Leben auf den beiden Hauptinseln. Ein Leben mit allen Problemen, die die isolierte Lage und die 1970 zurückgewonnene Unabhängigkeit so mit sich bringen. Das reicht von einer noch sehr ausbaufähigen Infra- und Sozialstruktur, Umweltproblemen, zunehmender HIV Infektionsrate sowie einer inflationär steigenden Rate an NCD (non communicable disease), zum großen Teil hervorgerufen durch Über- und Fehlernährung. Kurz, eine Gesellschaft im Umbruch von einer aus Farmarbeit geprägten Kultur hin zu einer modernen und technisierten Gesellschaft. Zudem die ständig schwelende Dissonanz zwischen den indischen und den melanesischen (ur-fijianischen) Anteilen der Bevölkerung.
Allein schon optisch auffällig, diese grundverschiedenen Menschen: den grazilen, feingliedrigen Indern, mit glatten glänzenden Haaren und den Melanesiern, mit ihrem kräftigem (Rugby)Körperbau und meist kurzgelocktem Kräuselhaar. Hier indisches Daherschreiten mit zunächst zögerlichem, doch dann oft herzlichem Blickkontakt; dort ein melanesischer, wiegender, leicht nach vorn fallender Schlurfgang, allzeit bereit für ein herzerwärmendes Bula-Lächeln. Ach ja, “Bula”, das ist hier die Begrüßung, die bei jeder Begegnung erklingt, sprich: (ganz weich) Mbola.
Und genau in diesem ganzen Mischmasch aus den Höhen und Tiefen offenbart sich, nach längerer Zeit, auch eine Schönheit, die man sich eben erst ein wenig erarbeiten muss. Dann entdeckt man schnell an jeder Ecke offene und freundliche Menschen, die, jenseits von Geschäftemacherei, immer gern bereit sind für einen Plausch. Man liest und hört, wie Bildung und Umwelt zunehmend eine Rolle in der Gesellschaft spielen und wie sich engagierte Bürger und vor allem auch Frauen zunehmend für ihre Themen einsetzen. Da fehlt nicht viel und bei mir springt der Begeisterungsfunke selbst für Rugby und für das Kava-Trinken noch über!
Man lauscht und bewegt sich hüftenschwingend zu der rhythmischen Musik, die hier oft aus den arbeitsbegleitenden Radios tönt. Ein harmonischer, zweistimmiger Gesang, ein wenig Harry Belafonte, ein bisschen Reggae. Es klingt gutgelaunt und immer auch ein wenig sehnsuchtsvoll in Moll. In den Städten ist es dann schnell mal vorbei mit der Harmonie, denn fast jeder Laden hat einen großen Lautsprecher in der Tür stehen und versucht, durch möglichst laute Pop- oder indipopmusik, die Kundschaft in die Läden zu treiben.
Damit dass klar ist, mit diesen und folgenden Zeilen möchte ich natürlich keine Urlaubsträume zerstören und sage schon mal vorab, das mit den Trauminseln (weiß, türkis, etc.), das stimmt so wirklich!! Nie bin ich in ein schöneres Meer abgetaucht! Die Temperatur stimmt, der Wellengang ist sanft und der Blick geht bis auf den Grund. Das erste Mal habe ich hier geschnorchelt und sofort eine unendliche Vielzahl an bunten Meeresbewohnern entdeckt, wow! So kann man wunderbar seinen Tag gestalten! Möchte jemand so oder ähnlich seinen Urlaub auf den Fijis verbringen, dann rate ich, nach einem guten Pauschalangebot (achtung, nicht billig!) für eines der Resorts auf den kleinen Inseln Ausschau zu halten. So lassen sich wunderbar zwei bis drei Wochen Fiji genießen. Die Inseln sind allesamt zauberhaft und es gibt dort eigentlich nur zwei Arten von Unterkünften, Backpacker Resorts und hochpreisige Resorts. Wichtig bei allem ist eine Verpflegung inklusive zu buchen, denn auf den meisten Inseln gibt es keine Restaurants, Orte oder gar Supermärkte. Trinkwasser wird meist zu Apothekerpreisen in den kleinen resorteigenen Shops zwischen Sonnenmilch und Schnorchelmasken verkauft. Das zwischendurch mal auf die Hauptinsel fahren, wird einem durch ein Monopol-Transportsystem madig gemacht. Es ist teuer und von der Hauptinsel nur als halb- oder ganztägiges Bespaßungspaket zu buchen. Wirklich ärgerlich! Einfach mal so auf eine Insel oder über mehrere Inseln zu hüpfen ist nicht möglich, bzw. wird auch nur wieder in geordnete Combo- und Island Hoppingpässe verpackt und verkauft. Zwar gibt es hier und da kleine Halb-private Anbieter, die Dich ein wenig günstiger zu Deinem Backpacker-Resort bringen, aber Dich einfach auf einer Insel absetzen und abends wieder abholen, das dürfen sie anscheinend nicht. Diese Trauminseln sind allesamt in den Händen weniger Cruisinggesellschaften und der Inselresorts. Genau dies macht hier ein planloses, lustvolles und spontanes Treibenlassen als Weltenbummler (im mittleren Alter, mit mittlerem Anspruch und Budget) sehr schwierig. Aber dennoch ist es nicht unmöglich!

alltag

Nach 2 Wochen auf der Hauptinsel Viti Levu haben wir für uns den Bogen raus. Wir haben eine günstige Langzeitunterkunft für die ganzen 6 Wochen, mit genügendem Komfort und netten Kontakten. Da muss ich gerade schmunzeln, denn mein Blick geht durchs Küchenfenster auf die hintere Veranda, da weht unsere Wäsche auf der Leine lustig im Wind. Der Wasserkocher rauscht vor sich hin und zwei Tassen mit körnigem Kaffeepulver warten auf das heiße Nass. (Ja, richtig gehört, Pulverkaffee, ist hier allgegenwärtig. Einen richtigen Cappuccino oder Filterkaffee gibt es nur in ausgesuchten Läden und ein Besuch dort gehört für uns durchaus zu den kulinarischen Highlights.) Nach den zwei Monaten steter Unrast in den USA, stellen sich jetzt geradezu vertraute und heimische Gefühle ein. Bestimmte Rituale und Gewohnheiten haben sich eingefunden, hier in dieser völlig fremden und ungewohnten Umgebung. Und das genieße ich durchaus. Z.B. jeden Tag einen ausgiebigen Strandgang oder täglich eine “The Fiji Times” zu kaufen und sie im Laufe des Tages auch von vorn bis hinten zu lesen. Als Zeitungs-und Zeitschriftenjunkie ist für mich der Übergang von den USA, mit der riesigen Auswahl an Druckerzeugnissen, hin zu den Fijis, mit eigentlich nur einer lesbaren Tageszeitung, recht krass! Übrigens ist “The Fiji Times”, die erste Tageszeitung, die jeden Tag auf der Welt erscheint, hat was, oder?

happyend

Von unserem Dauer-Domizil aus, bei Nadi gelegen, werden wir noch viele Touren unternehmen, in die Berge, in die Hauptstadt Suva, in die “Zuckerstadt” Lautoka, zu den großen Sanddünen nach Rakiraki, an die Korallenküste, zu den heißen Quellen und immer wieder mal auf eine Insel (natürlich mit einem zuvor gebuchten Rundumsorglos-Kit ;-).
… und wieder stelle ich fest, dass ich Euch so viel noch gar nicht erzählt habe. Was ist mit unserer ersten Kava-Nacht, der zweiten und dritten? wer nimmt wen warum unterwegs mit und wie ist es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren? Wie und was wird gekocht, was auf den Märkten verkauft? Wie sehen die Besen aus und was ist das beliebteste Schuhwerk? Noch kein Wort, von ein paar schillernden Fischen abgesehen, habe ich über die eindrucksvollen Tier- und Pflanzenwelt verloren oder über die Mode: Männer in Röcken! Absolut nachahmenswert, das sieht richtig gut aus! …. aber davon und mehr ein anderes Mal.

von Detroit nach San Francisco

Detroit – SF: vorweg

Dazwischen liegen nicht nur 3.861 km, ein Autokauf, zwei Monate und ca. 12.000 real gefahrene Kilometer, oh, nein!
Dazwischen liegen Säcke voll Erfahrungen, voll Staunen und Wundern! Tage schlechter und guter Kost. Viele Begegnungen mit offenen, freundlichen Menschen bei meistens gutem Wetter. Und viele, viele noch nicht geschriebene Blogartikel! 🙂

Detroit – SF: zuvor

San Francisco, Californien, die Stadt überhaupt! Eine riesige Stadt, mit ordentlich viel Multikulti. Ich fühlte mich hier, besonders als Ex-(Wahl)Hamburgerin, sofort wohl. Das Wetter ist meist so, wie man es von Californien, San Francisco, als nicht informierter Außenstehender nicht erwartet: wechselhaft, kühl und nebelig!
Ja, die Postkarten von der Golden Gate Bridge scheinen allesamt gründlich mit einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet oder sie sind an diesem einen Tag im Jahr aufgenommen, an dem freie Sicht war. Vielleicht haben wir da im Vorfeld nachlässig bis gar nicht recherchiert, aber bei „California Beach“ , da hatten wir ewige Sonne am heißen Strand vor Augen. Die durchaus charmante Realität vor Ort ist eine andere. Der Pazific, hier längs der kalifornischen Küste, steht unter dem Einfluss einer kalten Nordpazifikströmung und hält sich so erfolgreich die Badenden vom Leibe. Selbst die taffen Surfer tanzen ausschließlich im eleganten Neopren auf den Wellen, zumindest jetzt im Juli. An der Küste und in der San Francisco Bay Area beträgt die Sommertemperatur durchschnittlich 17°-19°C und immer wieder wabern feucht-kalte Nebelschwaden vom Ozean ins Landesinnere. Dafür friert es hier nicht im Winter und das hat zur Folge, dass die schönsten Pflanzen, Kräuter und Bäume hier bis in den Himmel wachsen, einfach wunderschön! In Berkeley, der bekannten Universitätsstadt, ebenfalls in der San Francisco Bay Area gelegen, wachsen die schönsten Pflanzen, Lilien, Orchideen, alle möglichen Arten von Sukkulenten (das sind dickfleischige Pflanzen, wie z.B. der Geldbaum) einfach so am Straßenrand und lassen zusammen mit den üppigen Bepflanzungen der Vorgärten dem Fußgänger gerade noch ein enges Spalier mit aromatischen Düften.
Fast alles an Gemüse und Obst, von der Avocado bis zur Zitrone, gibt es hier das ganze Jahr über regional zu kaufen, in zunehmendem Maße „organic“ (aus biologischem Anbau). Es ist eine sinnliche Freude, sich über die Farmersmärkte zu naschen. Auch einige Einkaufsmärkte sind paradiesisch. In Berkeley ist es zum Beispiel der „Berkeley Bowl Markt“  , der ganz viele seiner Waren, von der Erdnuss über Nudeln bis zur Erbse, vom Käse bis zum Kaffee, lose anbietet. Eine unendlich große Auswahl! – Nach fast 2 Monaten quer durch die Staaten, glaubt man hier, man ist im Paradies gelandet!

Und dann dieses San Francisco, so viele Kulturen, so groß, so viele Gegensätze und Möglichkeiten, eine wundervolle Stadt! Hier oder im Umfeld könnte ich mich sofort niederlassen. Dazu die bekannten, eindrucksvollen Attraktionen, von der Golden Bridge, der Cable Car, der Fisherman´s Warft und: nach drei Wochen kann ich nicht aufhören darüber zu staunen, diese Straßen!
Die Straßen sind hier tatsächlich so steil, eigentlich noch steiler, als es in den vielen Spielfilmen und Serien immer den Anschein hat. Jedes Mal, wenn wir irgendwo „oben“ angelangt sind, stockt uns der Atem, da man für Sekunden (wahrscheinlich nur Bruchteile von) nicht sehen kann wo, und ob überhaupt, diese Straße weitergeht, so senkrecht geht es wieder nach unten. Eine Lektion in Sachen Urvertrauen. Ich habe mich des öfteren dabei ertappt, dass mir, normalerweise völlig betriebsferne Themen, durch den Kopfgehen: sowas wie funktionierende Bremsen, genügend PS-Zahlen und innerliche Freude über das Automatikgetriebe beim jedem Stop und Go bergauf.
Auch ist es ein beeindruckender Anblick, dieses schnürchengerade Hoch und Runter der Straßen, das fast immer mit einer kleinen Überraschung auftrumpft am Ende, ein besonders schönes Gebäude, eine kleine grüne Oase, der Bay-Area oder dem Pacific.
Auch überraschend, der Wetterwechsel innerhalb von San Francisco. (Das Wetter ist eben ein ergiebiges Thema). Während man sich im Golden Gate Park wünscht, man hätte Fließjacke und Socken angezogen, entspannt man sich Downtown in der Sonne. Während die Twin Pieks (die beiden höchsten Erhebungen ca. 276 m in San Francisco) zusammen mit der Golden Gate Bridge von wabernden, tiefliegenden Wolken verhangen sind, ist der Himmel im Castro-Viertel knallblau.
Witzig daher, die unterschiedliche Kleiderwahl der Passanten zu beobachten. Da sitzt dann eine Frau, mit schwarzem Rollkragen, wattierte Jacke und Fellstiefeln neben Dir im Bus und direkt daneben steht eine weitere Frau im schulterlosen Sommermini mit Flipflops. Für uns, vor der Fahrt mit dem BART (der S-Bahn von der Ostseite der Bay nach SF), hieß es also, genau zu überlegen, was anziehen, um in möglichst vielen Regionen, tagsüber möglichst komfortabel herumzustromern zu können. Das morgendliche, recht kühle East-Bay-Klima von Berkeley muss auch noch mit rein, in die Überlegungen.
Unser Auto haben wir übrigens in der 2. Woche in San Francisco erfolgreich über  Craigslist (ähnlich ebay oder mobile.de) verkauft. Jetzt heißt es, in Sachen Gepäck und Einkauf wieder: weniger ist mehr!

Detroit – SF: davor

Zurück zum Titel (und in der Zeit), da war doch noch Detroit, Michigan, ganz zu Anfang unserer Reise. Traditionsgemäß haben wir, in der Autostadt Detroit, genau hier auch unsere altes Chrysler Cabrio erstanden. Wohl wissend, dass dies ein unkalkulierbares Risiko darstellt, mit einem alten Gefährt durch die USA zu reisen. Das Happy End vorweg, es hat geklappt und wir bereuen es nicht, trotz einiger Widrigkeiten. Sehr speziell war der Totalausfall des Schließzylinders für die Zündung mitten in den Rocky Mountains, immerhin eine Möglichkeit, die Hilfsbereitschaft der Ranger dort näher kennenzulernen, sowie eine Fahrt in einem echten Rangerjeep mitzuerleben. Hierbei mußte ich allerdeings den Beifahrersitz mit einer mittelgroßen, schlechtriechenden, freundlichen Hundepromenadenmischung teilen (“He´s used to it, you know, his place!”).
Detroit erkläre ich am besten mal von Colorado aus. In einer der gemütlichen Micro Breweries, das sind kleine Hausbrauereien mit einer ungewöhnlich breiten Palette an Lagerbieren, Stouts, Pal Ales usw., haben wir ein charismatisches Paar aus Michigan getroffen, die sich doch tatsächlich bei uns für Detroit entschuldigt haben. Ich denke, das hat Detroit nicht verdient. Nein, es hat keine besonderen Touristenattraktionen. Es hat einen langen, schönen Wanderweg entlang des Detroit River. General Motors hat im Herzen Detroits einen riesigen Glaspalast als Firmengebäude, Ausstellungsraum und Einkaufszentrum hingepflanzt. Ein großes Spielcasino und eine kleine alte, griechische Gasse sind die offensichtlichen Anziehungspunkte, für die recht geringe Anzahl an Touristen.
Nicht zu vergessen der „People Mover“ eine Bahn, die in einem überschaubaren Umlauf einmal durch die Downtown von Detroit führt. Das einzige öffentliche Fortbewegungsmittel. Auf der höchstens 15 minütigen Rundfahrt sieht man viele leer stehenden Gebäude und große, breite, leeren Straßen! Fast geisterhaft mutet es an. Ganz nebenbei, diese Bezeichnung „People Mover“ hat mich fasziniert. Eigentlich ist ja jedes Gefährt eine Art „People Mover“, wobei dies, ins Deutsche übersetzt noch lange nicht heißt, dass es die Leute bewegt, wenn sie darin bewegt werden.
Zurück zum Paar aus Michigan. Ich finde es schade, dass sie sich für Detroit entschuldigt haben. Natürlich habe ich die Tristesse, die verlassenen und zerfallenen Gebäude und die leeren Straßen auch gesehen. Aber das alles schreit doch auch geradezu nach Kreativität und Leben, so jedenfalls mein Eindruck. Wirklich einmalig. Städte wie New York, San Francisco und auch Chicago sind voll Leben und gelebter Lebenskunst, Städte, die inspirieren, nur zu gern gibt man sich hin, lässt sich anstecken oder treiben. Detroit ist da anstrengend, denn es verlangt neuen Ideen! Es sollte sich auf keinen Fall wieder einseitig in die Hände einzelner (Automobil)konzerne begeben. Gerade dieses unbequem Fordernde macht Detroit zwar nicht so interessant für Kurzbesuche, aber doch um so interessanter für Menschen mit Ideen, Idealismus und Energie, um hier etwas zu bewegen, etwas Neues nach den eigenen Vorstellungen anzufangen. Detroit also eher voll Potential statt voll peinlich.

Detroit – SF: hinterher

Nicht nur, dass ich nicht die chronologische Reihenfolge eingehalten habe, ich habe auch über viele Dinge nicht geschrieben. Damit könnte ich jetzt schon ein bis zwei Bücher zu füllen. Da aber auch ein Jahr nicht ewig zu sein scheint, konzentriere ich mich lieber aufs Erleben, aber nie ohne meine täglichen, kurzen Notizen, damit mir nichts durch schnöde Vergesslichkeit verloren geht.
Ich könnte mehr- oder weniger hilfreiche USA Reisetipps schreiben, die vom Straßenverkehr bis zur ausgiebigen Motellogy (die Lehre von den Erfahrungen vieler Motel-Übernachtungen) reichen würden; von Restaurants, den Restrooms (Toiletten), von Bars, den Einkaufs- , den Farmersmärkten und den allgegenwärtigen, wöchentlichen Garage Sales (Garagen-Flohmarkt).
Ich schreibe über meinen Besuch einer Firma, die Kräuteressenzen herstellt oder dem Besuch einer Pistazien- und Mandelfarm.
Die Seiten würden sich wie von selbst (haha) füllen mit meinen Beobachtungen: vom Essverhalten und dem green-organic desire (Tendenz steigend) der Amerikaner; von vielen kuli- und anti-kulinarischen Eigenversuchen und von den unglaublichen Eindrücken, die dieses riesige Land, mit seiner faszinierenden Natur zu bieten hat!
Natürlich wären auch viele kleine Einzel-Episoden dabei, Geschichten, die das Leben hervorzaubert, wenn man mit liebevollem, offenem „german mind“ auf amerikanische Bräuche stößt und wenn man an touristischen Orten auf die ganze Welt stößt.
Und wisst Ihr was? Die USA ist ja nur ein Teil unserer Reise, schon bald, im August, geht es weiter Richtung Datumsgrenze und drüber, dann bin ich gleich wieder einen Tag älter und eile der heimatlichen Zeit mit abnehmender Distanz voraus, oder ähnlich … Und immer werde ich Land und Leute unermüdlich „aussaugen“ und berichten, in aller 140-Zeichen-Kürze auf Twitter unter @genugda , mit gelegentlichem Foto auf Facebook , persönlich per Mail, hier im Blog (von Zeit zu Zeit;-) und wer weiß, vielleicht fange ich wirklich ein Buch an, wenn ich wieder zurück bin.

New York City – togo

Jepp, ich weiß es selbst, hat mal wieder lange gedauert bis zum nächsten Artikel! Wenn doch aber auch sooooviel passiert! Fast jeden Tag woanders, immer neue Eindrücke und Erlebnisse, die ja alle erst einmal mit Leib und Seele verarbeitet werden wollen, bevor sie in die Tasten fließen.
Und nun, wo fang ich an, schon so viel liegt hinter mir und wir sind gerade mal eine gute Urlaubszeit von zu Hause weg. Die Zeit vergeht zwar auch hier so schnell, aber im Rückblick und in der Gegenwart ist mir zeitlos zumute. Also schon ein bisschen so, wie ich es erhofft hatte, durch die ständig neuen Situationen und Erlebnisse dehnt sich meine gefühlte Zeit aus. Bin gespannt wie das in 3 Monaten sein wird.
Jemanden, der noch niemals …, ja, den haut New York City, unsere erste Station, wohl erwartungsgemäß aus den Schuhen. Gern hätte ich mein Gesicht gesehen, als wir aus dem Untergrund nach oben kamen. Wir sind ganz bequem vom JFK-Airport mit der Subway/ Metro nach NYC, zu unserem Hotel, direkt an der Penn-Station gegenüber vom Madison Square Garden gelegen. Meine noch ungewohnt schwere Rucksacklast verhinderte, dass ich am Ausgang festwuchs, mit offenem Mund, den Kopf in den Nacken gestreckt (um die Häuser ganz zu sehen) und die Ohren ungläubig gekräuselt: was für ein ungewohnter und lauter Klangteppich aus tosendem Verkehr, mit andauerndem Gehupe und Polizeisirenen, lebhaften Menschentreiben und laufenden Klimaanlagen. Alles wie ein, und im Film.

Das erstaunliche, nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, also einmal drüber schlafen, habe ich mich in NYC, hier hauptsächlich Mannhatten (mehr geht nicht in 4 Tagen), nicht fremd gefühlt. Dies liegt wohl daran, dass dort sehr viele „Fremde“ durch die Straßen streunen, zum anderen aber auch, weil der Umgang und die Begegnung untereinander grundsätzlich von freundlicher Art waren. Das habe ich bisher noch in keiner großen Stadt so empfunden. Ob dies im Winter oder bei Dauerregen ebenfalls so gelaufen wäre, kann ich nicht beurteilen, auch haben wir uns nicht nachts in der Bronx herumgetrieben.
Auf den Straßen hier läuft jeder mit einem „to go“ Getränk in der einen und einem Smartphone in der anderen Hand herum. Witzig. Ich habe bis jetzt keine Freude dabei empfinden können, Kaffee im Gehen durch einen Plastikschnabel zu mir zu nehmen. Die Zeit mag noch kommen.

Was sie tun, das machen sie hier gründlich, so mein Eindruck:
In den Parks, am Hudson-River, East-River und im Central Park werden die Körper mit hoch professionellem Equipment definiert, während man woanders, schätze zu Hause und in den vielen Fastfoodketten, die Körper mit minderwertigem, fettigen Fraß ruiniert.

Ein gesundes Mittelmaß, etwas, was uns allen nicht so leicht fällt, scheint mir hier in Amerika noch einmal mehr in weite Ferne gerückt.
Wobei ich dies nicht durchgehend negativ sehe. Denn oft braucht es für außergewöhnliche Ideen und Unternehmungen gerade auch mal das Extreme.
Zum Thema Ernährung, Nahrungsmittel und Essgewohnheiten in den USA, könnte ich bereits jetzt Bände schreiben, aber einen Auszug daraus hebe ich mir noch auf, bis wir die USA einmal ganz durch haben, dies wird voraussichtlich irgendwann im August sein.

Nach einem viel zu kurzem Aufenthalt in New York City, bei durchschnittlich 22°C ging es dann am 6.6.2011, mit dem Flieger weiter nach Detroit. -> continues – Fortsetzung folgt

Banales gebloggt: die Vorbereitung

Der letzte Beitrag ist schon fast historisch, das weiß ich wohl. In der Zwischenzeit hat sich soviel Banales zugetragen, dass ich jeden Tag dachte: das interessiert wirklich niemanden. Aber dennoch, immer wieder stelle ich fest, dass es gerade die Banalitäten sind, die von meinen Bekannten und Freunden mit eifriger Neugier abgefragt werden. Also gebe ich doch gern mal einen Einblick:
Die Zeit zwischen diesen beiden Blogbeträgen könnte man auch getrost die Zeit der Listen und des Loslassens betiteln.

Zur Orientierung, ab heute sind es genau noch 17 Tage bis zum Start. Wir leben in freudiger Erwartung, doch bleibt wenig Zeit für ausgiebige Vorfreude, da ist noch zu viel Alltag und Organisation.

Da waren die Abmeldelisten. Es galt, sich fristgerecht von Zeitungsabos, Mitgliedschaften, Werbeverteilern abzumelden. Die Wohnung zu kündigen, die Krankenversicherung, Haftpflicht, GEZ, Stromanbieter, Telefon, … usw.
Dann die Zu- Erledigen-Listen mit Optiker, internationalen Führerschein beantragen, Tetanus auffrischen, Zähne auf Vorderfrau bringen lassen, passende Reisemusik auf IPod …

Rubrik Loslassen: die Sachen müssen weg. Seit Wochen vergeht kaum ein Tag, an dem nichts verkauft oder verschenkt wird. Nur wenige Dinge werden eingelagert, nennenswerte Posten sind da Bücher und die Fahrräder.
Jetzt, wo kaum noch was übrig ist, nur noch das Nötigste für Arbeit und Haushalt, kann ich sagen, das war zu keiner Zeit ein beklemmendes oder merkwürdiges Gefühl (was ich sehr oft gefragt wurde). Nicht einmal als fremde Menschen vorgestern unser Bett hinausschleppten (wir nächtigen jetzt ebenerdig auf den Matratzen), spürte ich Anspannung.
Schlucken musste ich vorhin jedoch, ich gebe es zu, als ich sah, wie die neuen Besitzer mit meinen Felix abdüsten. Ok, ok, es ist nur ein Auto, aber dennoch … – Ich lenke mich gerade mit diesem Blogartikel ab 😉
Vor drei Tagen gab es auch kurz mal so einen Anfall von Hilflosigkeit, angesichts der vielen verschiedenen Kleinigkeiten, ein Sammelsurium, lauter Krimskrams, ein Gemengsel von nutzlos bis nützlich.

So Dinge, die sich im Laufe der Jahre in thematisch nicht eindeutig zu benennenden Schubladen und Fächern ansammeln. Diese wollte ich nun sortieren, nach: kann weg, kriegt XY, behalte ich. Wobei es natürlich gilt, die Abteilung „behalte ich“ sehr überschaubar zu halten. Das schien mir ein Fass ohne Boden, wovon ich rede? Ihr müsst das kennen, das sind so Dinge wie, schöne Schachteln, unzählige Stifte und Schreiber (mit und ohne Funktion), Nupsis für eine Einlegezwischenplatte, Saugnapf-Plastik-Gerbras, Irrigator, Anspitzer, Neti-Nasen-Kännchen, Kaffeeduftkerze, Geschenkbänder, von Mama angemalte Ostereier, Gummibänder, 1,5 kg Hanteln, Verteilersteckdosen, Plüschherzen, Streichholzschachteln, Flaschenöffner, Taschenlampen und –lämpchen, alte Brillen, Nagellacke und so weiter… ich denke mal die Tendenz ist klar! Aber auch diese Minikrise ist nun überwunden und ich spüre mit jedem Teil, dass mein Leben verlässt, Erleichterung, keinen Abschiedsschmerz. Das Gefühl, alles noch einmal auf das Wesentliche zu beschränken zu können. Den Besitz quasi zu extraktieren. Herrlich!
Natürlich kommt es jetzt auch immer öfter vor, dass man sich von lieben Menschen verabschieden muss, weil man sich ja bis zur Abreise nicht mehr sieht. Aber wie heißt es immer so schön, „niemals geht man so ganz“ und „wir sind ja nicht aus der Welt“ 🙂
Für meine Nur-Onlinekontakte ändert sich dagegen ja kaum was, vielleicht höchstens in der Kontakt-Frequenz.
Was noch? Ja, die Beschaffungslisten, noch sind sie nicht vollständig abgearbeitet. Als kleinen Auszug nenne ich hier mal, gescheite Sandalen (gescheit = in der Optik nicht trekkig, aber trekkig im Charakter), ordentlicher Rucksack (ordentlich = robust, keine dämlichen Farben, kein utopischer Preis), Reisekamera (Kompakt, aber gute Qualität), Tasche für mein Notepad, SD-Karten, USB-Stick, einen Schwung Monats-Kontaktlinsen, Mückenmittel, Sonnenkappe mit der ich nicht allzu ulkig aussehe, rei in der Tube … ok, ich verliere mich in Kleinigkeiten.
Interessant war es dabei mal wieder festzustellen, dass solch eine Beschaffungsliste bei meinem Partner z.B. eindeutig Distress verursachte, während ich es eher als vorfreudigen Genuss empfunden habe, genau DIE Sandalen zu finden, genau DIE Kamera zu kaufen und DEN Rucksack über Ebay ersteigert zu haben.
Ist doch menschlich, dieses Wohlgefühl, welches erlebte Bestätigungen von Klischees manchmal erzeugen können, nicht wahr?
Wenn ich jetzt noch sage, dass es in 17 Tagen zunächst nach New York geht, danach nach Detroit und irgendwann von Los Angeles auf die Fidji, dann seid Ihr jetzt vollkommen auf dem neusten Stand. Wir werden uns, wo immer es möglich ist, erst vor Ort entscheiden, wann und wohin es weiter geht, ein festes Round The World Ticket haben wir nicht gebucht.

So Ihr Lieben, wenn Ihr noch Fragen habt, Anmerkungen oder Tipps, nur raus damit, bzw. hinein damit in die Kommentar-Box.

auf und davon – hin und weg

Im Sommer geht es los! Ein ganzes Jahr werden wir uns Zeit nehmen für eine Reise einmal rund um die Welt. Ich werde in viele fremde Kochtöpfe gucken, ungewohnte Aromen und Düfte wahrnehmen, viele Länder und noch mehr Menschen aller Nationen kennenlernen.
Hier auf travel.genugda.de gibt es (Appetit)Häppchen. – Am besten Ihr* schaut von Zeit zu Zeit mal vorbei. Ich werde Eure Bemerkungen, Tipps und Grüße hier in den Kommentaren aus der Ferne aufsaugen wie ein Schwämmchen! 😉

Neben all den tausend Kleinigkeiten, die es nun zu organisieren gilt, bin ich zur Zeit natürlich ganz heiß auf Berichte, Filme und Bücher, in denen es um Reiseerfahrungen, -infos, überhaupt um ferne Länder geht.
Zur Zeit lese ich da eine illustre Mischung, ich stelle sie mal kurz vor:

Nur noch wenige Seiten verweile ich, mit „Mein Wunscherbe“ den 2.Teil, von Dietlinde Hachmann, in Indien. Den ersten Teil habe ich bereits gelesen. „Eine biografische Liebes-Reise-Dokumentation über die Gründerin der Deutsch-Indischen-Gesellschaft in Hamburg e.V.“ heißt es auf dem Umschlag und ich füge hinzu: eine Zeitreise mit vielen Eindrücken aus Indien. Zugleich ist es sehr interessant mehr über die gesellschaftliche Zusammenhänge und Umgangsformen der letzten Kriegsjahre und Nachkriegszeit, sowohl in Deutschland als auch Indien zu erfahren. Also unbedingt lesenswert (auch für diejenigen, die eine Indienreise nicht gerade in der Planung haben).

Ich lese „Endlich weg“ von Rüdiger Barth – Hier geht es um ein Hamburger Paar, das sich für 4 Monate auf Weltreise begibt. Er ist Stern Reporter, so gesehen vielleicht nicht ganz aus dem Leben eines 08/15 Weltenbummlers gegriffen. Aber gewiss kommt dadurch auch die ein- oder andere Information mehr rüber. Dieses Buch ist kurzweilig zu lesen und es gibt von vielen Ländern die ganz persönlichen Stimmungen und Eindrücke der Beiden wieder. Das Klima, die fremden Mentalitäten, die Mücken und die Reiseorganisation, all das sind schließlich Themen, mit denen die beiden ebenfalls klar kommen müssen. Zur Zeit sind sie in Chile und gewähren mir recht überraschende Eindrücke der dortigen Mentalität.

Dann liegt da noch das Taschenbuch „Mit Minirock und Mückenspray“ von Chelsea Duke. Dieses Buch lese ich eigentlich noch nicht. Ich habe mich darin gestern im Buchladen an der detailierten Anweisung zur Benutzung eines Hockklosetts festgelesen. Ähnlich reich an Details staunte ich über die ausführlichen Gedanken darüber, wie sich die Körperbehaarung mal oben, mal unten, an Brauen, Wimpern und Beinen, während der Reise verhält, bzw. verhalten sollte. Dies und einige Kostproben mehr amüsierten mich dann doch so, dass ich zumindest neugierig wurde und somit liegt auch das Buch bereit für den „Verzehr“.

Thema Reiseführer: Für sich, -echt eins.
Schon zweimal habe ich es mir in Hamburg in einer gutsortieren Reisebücherabteilung gemütlich gemacht, um herauszufinden, welchen Verlagen ich, wie viel Gewicht in meinem Reisegepäck einräumen sollte und ob überhaupt. Welcher hat wo die Nase vorn, ein Lonley Planet, ein Stefan Loose, ein Iwanowski und vor allem: wer soll das am Ende tragen?
Verlockend scheint mir in diesem Zusammenhang das Angebot von Lonley Planet, einzelne Kapitel als PDF Download käuflich zu erwerben.
Seufz… wie bestimmt noch oft, und auf jeden Fall bei der Zusammenstellung meiner Reisebegleiter (im Rucksack;), werde ich auch dabei eine gestrenge Nutzen-Lasten-Analyse durchführen müssen.

Ich halte Euch* auf dem Laufenden.

*Achtung, ich duze hier im Reiseblog, bedingungslos, alterslos, die Baroness und auch den Tellerwäscher.

Es gibt echt viele Reiseaphorismen, fast jeder Dichter, Autor und Philosoph der letzten tausend Jahre hat hierzu schon Tinte gelassen.
Hier meine bisherigen „Reise-Wort-Perlen“:
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“Don’t worry about the world coming to an end today.
It’s already tomorrow in Australia.” Charles M. Schulz
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“Reisen ist tödlich
für Vorurteile.”
Mark Twain
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„Viel zu spät begreifen viele
Die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur,
Gesundheit, Reisen und Kultur,
Darum, Mensch, sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!“
Wilhelm Busch
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“Globetrotter sind immer aus dem Häuschen.”
Almut Adler
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“Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt,
ist die Welt – sieh sie dir an.” Kurt Tucholsky
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zweimal original mediterranes Suppenglück

Freue mich köstlich, Euch hier auch die Lieblingssuppen von Babyly aus Antalia und Umberto aus Neapel, z.Zt. Rhodos vorzustellen. Herzlichen Dank Euch beiden! 🙂 Und Ihnen/ Euch viel Spaß und Urlaubsfeeling beim Nachkochen!

 çorba şans ve Babyly – Ezogelin –  türkische Linsensuppe

200g rote Linsen, 150g Bulgur, 1 Zwiebel, 2 EL Tomatenmark, knapp 1 l Wasser (o. Brühe), 2 TL Paprikapulver rosenscharf in etwas kaltem Wasser eingerührt, Salz und fein gehackte Minze (frisch oder trocken)

Bulgur und Linsen gründlich waschen und verlesen. Die kleingehackte Zwiebel im Öl etwas andünsten. Dann Tomatenmark, Salz und Wasser dazugeben. Solange kochen lassen, bis Linsen und Bulgur weich sind. Vom Feuer nehmen, Paprikawasser  und feingehackte Minze dazugeben.  Dazu leicht geröstetes Fladenbrot reichen.

Tipp: Pulbiber ( das sind scharfe Paprikakerne, erhältlich im türkischen Laden) in etwas Olivenöl kurz angerösten. Diese kann man sich dann bei Tisch nach Belieben mit in die Suppe geben, schmeckt herrlich nussig und scharf!

Statt Olivenöl kann man auch Tereyag nehmen, das ist türkische Butter (ebenfalls im türkischen Laden erhältlich).

Man kann diese Suppe auch pürieren wenn man mag.
“Afiyet olsun!” sagt Babyly aus Antalya

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Zuppa di fortuna di Umberto  – italienische Bohnensuppe

800 g frische Bohnen (hier eher trockene Bohnen, zuvor einweichen oder aus der Dose) , 30g Petersilie 1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, etwas Sellerie, Karotte, 30 g Speck, 2 Liter Wasser, 1 EL Tomatenmark, 200g Makkaroni oder Maltagliati, 3 EL Olivenöl Salz und Pfeffer und ein wenig geriebenen Parmesan

Das Gemüse und den Speck in etwas Olivenöl andünsten. Mit dem Wasser die Bohnen (soweit nicht aus der Dose) und Salz aufkochen und ca. eine Stunde vor sich hin köcheln lassen. Danach etwa die Hälfte der Bohnen mit einem Schaumlöffel herausnehmen und durch ein Sieb passieren oder mit einer Gabel zerdrücken und zurück in den Topf geben, das angedünstete Gemüse und den Speck sowie die Pasta dazugeben und mit Deckel 5 Minuten aufkochen, dann die Hitze ausschalten und 8-10 Minuten stehen lassen. Dann ein wenig Olivenöl, Parmesan, Pfeffer und Salz hineingeben und nochmals für ca 2 Minuten zugedeckt stehen lassen, dann servieren. Nach Belieben etwas Parmesan darüber streuen.
“Buon appetito!” sagt Umberto aus Neapel/ Rhodos

Ich habe ein Verhältnis

Wann immer ich die Gelegenheit habe, mir direkt Ernte und Herstellungsprozesse eines Nahrungsmittels vor Ort anzuschauen, bin ich dabei!
Es fasziniert mich und gibt mir jedes Mal auf´s Neue eine frische Portion Achtung und Wertschätzung für die Lebensmittel, die mich im Alltag satt und fröhlich machen.
Ich kann es nur empfehlen! Nutzt jede Gelegenheit, die sich bietet, Zeuge solcher Prozesse zu sein:
schauen, staunen, probieren, mitmachen und fragen bis die Neugier gesättigt ist. Sehr gut geht das natürlich im Urlaub, hier hat man Zeit und Muße für solche  Sachen! Ich habe festgestellt, Nahrungsmittel, die ich auf diese Weise kennengelernt habe, zu denen habe ich geradezu ein inniges Verhältnis.
Voller Wertschätzung und Achtsamkeit gehe ich damit in der Küche zu Werke und merke, wenn z.B. Olivenöl so klar und grün leuchtend in das weiße Schälchen fließt, wie dieser leicht dümmlich-verliebt-lächelnde Ausdruck mein Gesicht beherrscht. Kennt Ihr das auch?
Falls nicht, unbedingt kennenlernen! Ähnliche Effekte rufen auch die Verarbeitung von selbstgeernteten und/oder selbst angebauten Gemüse oder Früchten hervor.
Ein befriedigendes und zugleich leicht euphorisches  Gefühl ist das, ein bisschen wie „verliebt sein“. Man bekommt  ein Gefühl für diese Nahrungsmittel und das wirkt sich im Umgang und beim Einkauf sehr positiv aus.
Gerade jetzt, wo es auf den Herbst zugeht, ist die Gelegenheit günstig, sich dieses Gefühl immer wieder zu verschaffen! Sei es durch selbstgepflückte Holunderbeeren, aus denen man Saft oder Likör machen kann; Wilde Hagebutten für die Marmelade; eine Fahrt in die Weingegend zur Weinlese; oder im November zur Olivenernte und – pressung nach Griechenland; …
Letzteres habe ich vor kurzem erlebt, leider nicht genau zur Ernte. Aber ich habe die stolze Besitzerin einer kleinen Olivenplantage kennengelernt, Elefteria D., die Mutter einer Bekannten auf Rhodos. Sie strahlte über das ganze Gesicht, während sie mir dreisprachig von ihren Oliven erzählte und wir das Öl verkosteten. Ein Foto-Streifzug durch die Olivenbäume rundete das kleine Abenteuer ab!  85 Bäume, alle zwischen 15 und 20 Jahre alt! Schönste, grüne Koronéiko-Oliven! Ungefähr 500 Kilogramm werden auch dieses Jahr im November in die aufgespannten Netze mit Stangen von den Bäumen geschlagen. Das ergibt dann rund 170 Liter feinstes, grünleuchtendes, klares Olivenöl, mit sanftem Olivenaroma! Das reicht für den Eigenbedarf ihrer Familie, für zwei Tavernen in der Nachbarschaft und ab und zu einmal für so begeisterte Gäste, wie wir es in diesem Jahr waren.
Wir haben unser kostbares Geschenk sorgfältig in einen kleinen Kanister gefüllt, in unsere Koffer verstaut und dann mit Spannung und Sorge die Ankunft unserer Koffer auf dem Gepäckfließband des Hamburger Flughafens erwartet. Vor unseren Augen spielten sich bereits die fettigsten Szenarien auf diesem Fließband ab, gewürzt mit der Vorstellung, dass auch die Honiggläser, die rüpelhafte Behandlung am Flughafen nicht überleben werden: erste Gepäckstücke klebten bereits auf der Unterlage, aber nur in unserer Vorstellung zum Glück!
Zu Hause haben wir das kostbare Grün dann in schöne, dunkle Glasflaschen gefüllt und mit selbst gemachten Etiketten versehen. Hach, einfach wunderbar!
Nun überlege ich mir, mit wem ich diese Kostbarkeiten teile und vor allem, was ich alles Schönes damit anstellen werde. Auf jeden Fall: habe ich wieder ein Verhältnis mehr!

Madeira, kulinarisch aufgespießt

Wie das Essen auf Madeira war? – Also Madeira ist erstmal eine Trauminsel! Allein die Vegetation dort, alles was bei uns auf Fensterbänken und in Wintergärten sorgsam gehegt und gepflegt wird, wächst und wuchert dort wie wild. Wälder voller Eukalyptusbäume, Lorbeerbäume oder Maronenbäume. Bananenbäume und Zuckerrohr in den Gärten und alle unsere 70er Jahre Zimmerpalmen am Straßenrand… ach, das Essen? – Ja, also auf dem Markt in Funchal zum Beispiel gibt es eine riesige Auswahl exotischer Früchte, bestimmt die Hälfte davon waren mir völlig unbekannt. Auch Gemüse, Weißkohl, viele Kartoffelsorten, Süßkartoffeln, Bohnen, Knoblauch und Rübengemüse gibt es an den Ständen. Nicht zu vergessen eine große Fischmarkthalle und unzählige Blumenstände.
Ja, und essen waren wir natürlich auch, jeden Tag sogar, manchmal sogar zweimal am Tag. – Was soll ich sagen, es war … irgendwie … nicht so einfach.
Einfach hinein, wo es ganz nett aussieht und viele Menschen sitzen, das allein erwies sich schon mal als gaaanz schlechter Ratgeber. Schnell hatten wir raus, dass geschmacklose Erbsen und Möhren, gründlich weichgekocht, zusammen mit geschmacksfreien Kartoffeln zum Standard gehörten. Unglaublich, wer isst so was? Ohne Fett, Gewürze, Kräuter, nur in Salzwasser weichgekochtes Gemüse? Ich war einigermaßen verblüfft, echt!
Bolo do Caco hingegen, ein frisches Brot (der Teig aus Mehl und Süßkartoffeln) mit Knoblauchbutter erwies sich fast durchgehend als einzig, geschmackvoller Anker in vielen Restaurants.
Damit das klar ist, wenn ich hier so von meinen Gastro-Erfahrungen berichte, rede ich nicht von der gehobenen Gastronomie, die es natürlich ebenfalls auf Madeira gibt. Ich mag es bodenständig. Mich interessiert in fremden Ländern und Regionen was man dort allgemein isst, zu Hause und in kleinen normalen Restaurantsund Gaststuben.
Der Fischesser und der Fleischesser, die kommen hier doch wenigstens voll auf ihre Kosten? – Ja, klar! Man findet auf Empfehlung oder nach eifriger Suche kleine Restaurants, wo auch die Einheimischen am Wochenende vor der Tür Schlange stehen um dort einen Tisch zu bekommen. Hier kann man frischen Fisch oder wer mag, auch Fleisch, am besten gegrillt, genießen. Natürlich schmeckt das auch, eben wie überall am Meer, wo man frischen Fisch und Meeresfrüchte genießt!
Doch die Beilagen sorgen auch in diesen Restaurants für wenig Aufregung. Was ist mit all den Kräutern und Gewürzen? Fast scheint es als ware die ganze Inspiration zusammen mit diversen Fleisch- und Fischteilen (Espetada und Espada) aufgespießt. Überhaupt, diese riesigen Spieße auf oder am Esstisch: dick und oft einen halben Meter lang hängen sie dominant und fast bedrohlich in einem Ständer auf dem Tisch oder werden einem vom Kellner auf den Teller gerammt, der dann das Essbare herunter streift. Mich machen diese Gerätschaften bei Tisch nervös.
Sämtliches Gemüse, egal ob Kraut, Bohnen, Erbsen oder Möhren kommen weichgekocht und ungewürzt auf den Tisch. Selten habe ich im Ausland so durchgehend einfallslose Zubereitungen der Speisen vorgefunden. Ist das der lange Einfluss der Engländer, erst als Händler, dann als Touristen? – Das Verwegenste scheint noch die gebackene Banane zu sein, die man dem dort häufig servierten Degenfisch beilegt.
Im Landesinneren gibt es Maronenwälder und in dieser Gegend wird eine Kastaniensuppe serviert, die fast begeistert hätte, wenn sie nicht immer wieder mit so viel Speck malträtiert worden wäre, so dass der sanfte Maronengeschmack kaum eine Chance hatte.
Gutgelaunt stimmten mich die kleinen Kaffeepausen: fast durchweg gab es köstlichen Bica (Espresso) und backfrische, kleine Pudding- oder Quarkteilchen dazu, die Natas!
Kurzum, diese Insel ist ein Schlaraffenland im Dornröschenschlaf. Es versteckt die kulinarischen Höhepunkte gekonnt und hartnäckig vor den Normalbürger und –touristen.
Aber gern werde ich dort beizeiten wieder vorbeischauen und hoffnungsfroh weitersuchen, nach schönen Anregungen für Gaumen und Kochtopf.

Pizza – schnödes Fastfood?

Allein schon: Fastfood! Bitteschön!? Das einzig schnelle daran mag die flinke Behändigkeit sein, mit der ein echter Pizzabäcker aus der Teigkugel ein flaches Rund zaubert. Ich denke, dass dieser an sich köstliche Fladen durch die ganzen Pizza Ketten, durch die Zweifuffzich-auffe-Hand-Verkäufe und die geschmacksdesignten Tiefkühlexemplare einen argen Imageschaden erlitten hat.

Wann kommt man schon mal in den Genuss einer richtigen Pizza? Klar, man kann sie selbst herstellen. Man nimmt dann vielleicht Vollkornmehl für den Teig, packt viel und lecker Belag nach eigenem Gusto drauf, nimmt ordentlich vom Lieblingskäse, passt den Schärfegrad optimal an die eigene Schmerzgrenze an und so fort. Das Ergebnis kann man sich, nach meiner Erfahrung, immer gut schmecken lassen. Nur, es hat ja streng genommen nichts mehr mit einer Pizza gemein. Es ist eigentlich eher ein pikanter Hefekuchen oder eine aufgemotzte Auflagenpizza. Bitte nicht falsch verstehen, es schmeckt! Ist eben nur keine Pizza.

Warum ich jetzt und hier so darauf herumreite?- Ganz einfach, diese Gedanken kamen mir, als ich vor einiger Zeit mal eine Pizza serviert bekam, die mich begeistert hat! Diese Pizza, so schoss es mir augenblicklich in den Kopf, diese Pizza, ist genauso, wie das wohl ursprünglich mal vorgesehen war. Ge-nau-so! E´ basta! Bestimmt kennt der ein oder die andere von Ihnen solch ein Gefühl!? Wo und wann haben denn Sie das letzte Mal solch eine Genau-Richtig-Pizza gegessen? – Ach, regelmäßig? Bei Ihrem Lieblingsitaliener um die Ecke? Im letzten Italienurlaub? – Vielleicht ist das wirklich so, dann schätzen Sie sich glücklich! Ich war bisher auch ganz zufrieden hier und meine letzte verklärte Urlaubserinnerung reicht 4 Jahre zurück, bis in die Toskana. Dort wurde uns in einer kleinen Osteria in Quota (kleines Bergdorf ca. 60 km südlich von Florenz) eine einfache, aber sensationell auf den Punkt gebrachte, Pizza serviert.

Doch davon soll hier nicht die Rede sein. Mein Pizzaerlebnis ist noch frisch, hat keine Patina.
Es geschah genau dort, wo man es bestimmt nicht erwartet, im Land der alten Philosophen und Syrtakitänzer, genau dort war ich ihr ausgeliefert. Einer riesigen bewunderungswürdig duftenden Pizza frutti di mare! Ja es war tatsächlich letztens in Griechenland. Hungrig schlenderten wir abends durch die Gassen, bis zuerst meine Nase und dann mein Blick auf ein italienisches Restaurant fiel. Na so was?! Als ich näher hinsah, beobachtete ich, wie sich ganz hinten im Raum jemand an einem großen Steinofen zu schaffen machte. Dadurch war zumindest schon klar, das kann man wagen, hier können wir uns ruhig eine Pizza gönnen, mal Abwechslung von Saganaki und Co.

Drinnen Platz genommen, wurden wir von einem griechischen Kellner freundlich begrüßt und bewirtet. Wir bekamen die Speisekarte auf der in griechisch mit englischer Übersetzung italienische Gerichte aufgeführt waren. Wir entschieden uns schnell für eine Pizza frutti di mare, weil einerseits der Steinofen und dann, so nah am Meer…
Etwas später hatten wir jeder ein riesiges Rad italienischer Pizzakunst vor uns liegen. Natürlich waren wir hin und weg, sonst würde ich diese Zeilen hier nicht schreiben. Natürlich bin ich in die Küche, neugierig bis zur Kragenspitze, wer da wohl am Ofen steht? Umberto Castaldi aus Napoli. Verschmitzt lächelnd nahm er unsere Ovationen entgegen. Dann erfuhren wir mehr. Über seine neapolitanisches Pizzablut, seine Auswanderung zunächst nach Deutschland, Gütersloh und seine gastronomisch Ausbildung in Cuxhaven, weitere Stationen in ganz Europa, alle konnten sie sie genießen, seine italienischen Gerichte. Denn Pizza ist nicht alles, was er mit viel Hingabe und einfachen, guten Naturprodukten in seiner Küche zaubert. Hier sei jetzt Endstation, verriet er uns. Das Klima stimme und die Griechen hier wissen so langsam seine Küche zu schätzen. Hier steht er, auch wenn es draußen über 30°C im Schatten sind, vor einem 400°C heißen Pizzaofen und holt ein Meisterwerk nach dem anderen daraus hervor. Es hat mir großen Spaß gemacht, seine geschickten, flinken Hände bei der Arbeit zu beobachten. Wie eine kleine Choreographie, kein Zögern und kein überflüssiger Handgriff.

So zubereitet, mit frischen, besten, natürlichen Zutaten und Leidenschaft, ist die Pizza alles andere als ungesundes Fastfood.

Ich habe ihn auch nach seinem Wunsch für die Zukunft gefragt und die Antwort kam schnell:“Ich möchte hier bleiben und mite meine Frau diese Restaurante übernehmen. Eine Teile gehört mir schon!“ – Und was könne er sich gar nicht vorstellen, wollte ich noch wissen, auch hier ohne Zögern: „Eine Mikrowelle ine meine Restaurante!“

Ja, Du hast ja so Recht Umberto! Und bestimmt kannst Du das Restaurant schon bald dein eigen nennen, dafür drücken wir dir fest die Daumen! Und hier die Adresse mit meiner uneingeschränkten Empfehlung: Da Cesare, 165 Clavdiou Pepper St. – Rodos 85100 – Griechenland

Jenseits von Gyros

Klingt wie der Titel eines Westerns oder? Einige Parallelen gibt es wohl, von wegen die Guten und die Bösen. Obwohl, ist es wirklich böse, Gyros mit fettigen Pommes zu servieren? Das beurteilt am besten selbst.

Dies hier ist ein kleiner Blogartikel, kein Film, kein Roman und er handelt von einer kulinarischen Spurensuche auf Rhodos. Fernab durchgekauter Gyros-Pommespfade oder hochpreisiger Luxusküchen. Es geht hier um meine ewige, neugierige Suche nach ehrlichen, natürlichen und einfachen Gerichten. Voller Geschmack und Lebensfreude! Es geht um Irrfahrten in die entlegensten Bergdörfer und in die dunkleren Ecken von Rhodos Stadt; um angeregte Gespräche mit und ohne sprachliche Gemeinsamkeiten.

Hier verkünde ich hoffnungsfroh: es gibt sie selbstverständlich auch in Griechenland, die frische, leichte, fleischlose und natürliche Küche! Angefangen bei den Startersalaten, wo schon der Geschmack der Tomaten zusammen mit dem Olivenöl alle Sinne auf´s Äußerste verzückt. Findet man die richtigen Orte, so stellt man fest, dass hier kaum jemand versuchen würde, diese natürlichen Köstlichkeiten unter einer dicken, cremigen Salatsoße zu verbergen.

Weiter geht es mit den Saganaki-Speisen, das sind Leckereien in einem Pfännchen mit Schafskäse und Tomaten überbacken. – Ich korrigiere, das können besagte Leckereien sein.
Mir sind Saganaki-Pfännchen begegnet, da hätt ich mich gleich reinsetzen können. Die typische Saganakimischung waren kleine, frische Tomatenwürfel, viele frische Kräuter, Schafskäse und Olivenöl. Je nach Gericht noch mit Knoblauch und Chili abgeschmeckt. Keine Ähnlichkeit mit der weißgesprenkelten, undefinierbaren, rote Masse, die in unseren hiesigen Hellas-Tempeln, mal Garnelen, mal Schafskäsescheiben unter sich begräbt. An den Originalschauplätzen beherrschen das die entlegensten, einfachsten Tavernas. Ok, die Voraussetzung ist, mutiges verlassen ausgetretener Touristen-Pfade.

Manchmal, wenn etwas gar so raffiniert und lecker ist, empfiehlt es sich, hartnäckig und unbeachtet aller Sprachbarrieren nach dem Rezept zu fragen. So geschehen bei den Zucchinipuffern. Fast kloßartig dick, kross und mit stacheliger Optik lagen sie tiefbraun auf dem Teller. Außen knusprig und innen saftig mit ungewöhnlicher Geschmacksharmonie! Da hielt es mich nicht länger auf dem Tavernenstuhl. Zunächst fragte ich brav bei der Bedienung nach, die dann freundlich hilflos den Chef des Hauses herbei rief: Michalis. Nach ausgiebigem Lob zückte ich erwartungsvoll den Stift und notierte: Zucchini, Zwiebeln, Petersilie, Salz und Pfeffer, Ei und Mehl.– Hm, ist ja irgendwie weder Hexenwerk noch entdeckte ich den Pfiff. Sollte es so einfach sein, lieber Michalis? Ich blieb hartnäckig: ja, in viel Olivenöl, nicht allzu heiß, verriet er und:.. ein Gewürz, griechisch: Diosmos. Weder er noch ich wussten eine englische oder deutsche Übersetzung (= Pfefferminze). Ist also einzig dieses Kraut verantwortlich für das kleine Geschmacksfeuerwerk? Herausgeschmeckt habe ich es jedenfalls nicht.
Etwas später, rief Michalis mich in die Küche und ich konnte sie kennenlernen, die Urheberin meiner auserwählten Köstlichkeit: Irena, die Köchin. Lächelnd entsaftete sie gerade die geriebenen Zucchinistreifen. Sie sprach sogar ein wenig deutsch und so nahmen die Puffer mit jedem Arbeitsschritt endlich Geschmack an, auch in meinen Notizen. Vor allem spürte ich, dass sie die wichtigste Zutat bereits in sich trug, die Freude an den Produkten, der Zubereitung und auch daran, ihr Rezept mit mir zu teilen.

Zucchinipuffer - Michalis - Irena Neugierig? Hier die Adresse: Restaurant Metaxy mas – Ouzeri – Kleine Pepperstreet 113-115, Rhodos-Stadt

In loser Folge gibt’s hier weitere kulinarische Reisegeschichten. Wir lesen uns!